First Look

«Falling Skies»

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Am Montagabend um 20.15 Uhr startet in Deutschland die erfolgreiche US-Serie «Falling Skies», die im Sommer bei TNT Serie ihre Erstausstrahlung feierte. Quotenmeter.de hat damals schon genau hingeschaut und die ersten Eindrücke vermittelt.

Lesen Sie außerdem noch bei uns: Das Serien-Update verrät, wie sich die gesamte erste Staffel entwickelte.

Und: Ein großes Exklusiv-Interview mit Hauptdarsteller Noah Wyle.

Es ist kein großes Geheimnis, dass das Science-Fiction-Genre im amerikanischen Fernsehen faktisch tot ist. Syfys «Battlestar Galactica» endete 2009 auf einer positiven Note, jedoch nicht ohne die Fans mit unzähligen Episodenfüllern auf der Warteschleife zittern zu lassen; ABC versuchte im Sommer 2009 mit «Defying Gravity» eine neue Serie zu etablieren, setzte das Drama nach acht Episoden allerdings ab; und Fans von «Jericho» haben es mit ihrer Nuss-Aktion immerhin geschafft, dass CBS eine abschließende, sieben Episoden umfassende Staffel spendierte. Zusätzlich schafften es sowohl «Stargate Universe» als auch «Caprica» auf Syfy nicht die Zuschauer zu sich zu binden, was zweierlei Gründe hat: Die Autoren haben aus ihren Geschichten so gut wie gar nichts gemacht und ließen das Potential der Serie links liegen. Ob das neue TNT-Spektakel «Falling Skies» die Fehler der vergangenen Serien vergessen macht und die Zuschauer langfristig an sich binden kann, wird sich in den nächsten acht Wochen zeigen. Der Einstieg war jedenfalls gut genug, um mehr von der Serie erhoffen zu dürfen, jedoch lassen sich wieder einmal die üblichen Autorenfehler erkennen.

«Falling Skies» begleitet den Geschichtsprofessor und Familienvater Tom Mason (Noah Wyle, «Emergency Room») und eine Gruppe von Kämpfern und Zivilisten in einer Welt, die von Aliens erobert wurde. Die Großstädte wurden zerstört, die Armeen wurden in den ersten sechs Monaten der extraterrestrischen Invasion ausgeschaltet, und jegliche Hoffnungen auf einen Sieg gegen die übernatürlichen Gegner liegen verschüttet zwischen den Ruinen der Städte und den Opfern der gefallenen Soldaten. Es liegt nun in den Händen von ganz normalen Menschen mit ganz normalen Berufen, ihren Planeten zu retten, bevor die Menschheit vollständig ausgerottet wird. Dabei gilt es nicht nur Außerirdische zu bekämpfen, sondern auch herauszufinden, was das ultimative Ziel der Aliens ist und warum die Sechsbeiner Kinder entführen, ihnen Parasiten auf deren Rücken pflanzen, damit diese anscheinend als Sklaven für die Aliens arbeiten können.

Wer erwartet, dass «Falling Skies» sich nur mit dem Krieg zwischen Menschen und Außerirdischen beschäftigt, und mit Steven Spielberg als Produzent auf Action und visuelle Effekte en masse wartet, wird von der neuen Serie schnell enttäuscht werden. Es beginnt schon damit, dass die Pilotepisode einen Prolog liefert, der die Hintergrundgeschichte im Stile einer Geschichtsstunde präsentiert von Kindern binnen Sekunden abliefert, und endet damit, dass die zweite Episode noch nicht mal eine Actionszene Mensch vs. Alien zeigt. Man konzentriert sich stattdessenauf eine völlig andere Geschichte, welche «Falling Skies» letztendlich definiert. Die von Robert Rodat entwickelte Serie ist im Grunde genommen keine pure Science-Fiction-Serie, sondern ein Drama, welches Wert auf die vielen Nachwirkungen der Alieninvasion legt – Rodat hat auch schon in «Der Patriot» und «Der Soldat James Ryan» bewiesen, dass in seinen Drehbüchern die persönlichen Momente über den geschichtlichen Hintergrund gestellt werden, um für Charakterdrama zu sorgen.

«Falling Skies» ist nicht die erste US-Serie, welche sich mit einer Alieninvasion beschäftigt und auch nicht die letzte, welche ihren Plot zu leichtherzig nimmt und sich nicht auf die eigenen Stärken konzentriert. Mit dem postapokalyptischen Szenario ist es möglich gewesen, eine unheimliche, dunkle und bedrohliche Atmosphäre zu schaffen, welche schlussendlich auch auf die Charaktere und deren Angst und Sorgen hätte abfärben können. In der Premiere war davon jedoch keine Spur gewesen (was auch dem TV-gerechten niedrigen Budget zuzuschreiben ist), und die Episode konzentrierte sich lediglich auf das Wichtigste: die Einführung der Hauptcharaktere, die schnelle Entwicklung des Hauptplots, die Einstimmung auf weitere Geschichten, welche sich durch den Rest der zehnteiligen ersten Staffel ziehen werden. Rodat und Regisseur Carl Franklin schafften es jedoch nicht, sich über den Aufhänger der Serie zu stellen und eine einzigartige Geschichte zu erzählen. Die Alieninvasion war immer im Vordergrund und schaffte keine zusätzliche Sendezeit, um die Charaktere tiefer zu zeichnen. Stattdessen reihen sich nicht nur vorhersehbare Szenen aneinander, sondern auch Klischee an Klischee.

Hier muss man allerdings sagen, dass der Aufhänger interessant genug ist, um über die stereotypen Momente hinwegzusehen. Ein Grund, warum Science-Fiction-Serien ihr Potential nie ausschöpfen können ist unter anderem der Einfallsreichtum der Autoren. Oft gibt es viel zu viele Ideen, welche nacheinander in die Episoden gesteckt werden; mit der Folge, dass die Serie zu aufgebläht wirkt. Oft ist es auch genau der Einfallsreichtum, welcher die Hauptstory erst gar nicht weiterbringt – die dritte Staffel von «Battlestar Galactica» ist ein markantes Beispiel mit ihren Lückenfüllern. «Falling Skies» hat den Vorteil, dass es nur ein Familiendrama in einer Welt voll von Tod und Chaos sein will, und derzeit überhaupt nicht aufgebläht wirkt. Zwar gibt es einen Hauch von Mythologie und Geheimnissen, jedoch besteht auch nach zwei gezeigten Episoden noch das Gefühl, dass «Falling Skies» den psychologischen Anteil von «The Walking Dead» kopieren will. Und das wird von den Zuschauern immer mit Freude aufgenommen, im Gegensatz zu einer Science-Fiction-Serie wie «V», welche mit Höchstgeschwindigkeit aus den Startlöchern geschossen kommt, es dann aber nicht schafft, ihrem Potential Herr zu werden.

«Falling Skies» schafft es die emotionalen Momente einer Familienserie mit dem Science-Fiction-Genre zu verbinden, jedoch nicht ohne sich durch einige Klischees zu wälzen – die Geburtstagsfeier von Toms jüngstem Sohn Matt (Maxim Knight) ist das perfekte Beispiel für die Mission, das normale Leben inmitten einer postapokalyptischen Welt am Leben zu erhalten. «Falling Skies» schafft es auch, sich einigen Genreklassikern anzunehmen und zu zitieren. So kommt es, dass der Plot wie eine extraterrestrische Version von «Terminator» klingt, und so kommt es, dass Tom die familienfreundliche Version des John-Connor-Charakters ist. Es ist kein Zufall, dass Tom im zweiten Akt der Pilotfolge zum stellvertretenden Anführer der 300-Mann-Gruppe neben dem erfahrenen Soldaten Weaver (Will Patton, «Armageddon») erklärt wurde. Ein Ziel der Autoren wird es sicherlich sein, Tom mit seinen Kenntnissen über militärische Taktiken bis hin zum Führer der Armee zu begleiten, ähnlich wie John Connor sich seinem Schicksal in «The Sarah Connor Chronicles» hingab, und in «Terminator: Die Erlösung» versuchte, seinem Zukunfts-Ich gerecht zu werden.

Letzten Endes ist «Falling Skies» gute Sommerunterhaltung, welche eine interessante Geschichte zu bieten hat, diese jedoch noch nicht auszunutzen weiß. Das kann sich innerhalb der nächsten acht Episoden aber schnell ändern, und die Serie könnte sich als neuer TV-Blockbuster im Kabelfernsehen erweisen. Besonders nach dem Quotenerfolg von «The Walking Dead» ist es positiv anzusehen, dass die Kabelsender sich immer noch an Genrestoffe herantrauen und versuchen, diese einem Publikum schmackhaft zu machen. Der Auftakt scheint den Produzenten recht zu geben: Mit 5,91 Millionen Zuschauern zeigte TNT in den USA, dass das Science-Fiction-Genre nicht tot ist, solange es man auch richtig macht. In acht Wochen werden wir sehen, ob das noch immer der Fall ist.

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