Handlung
In der Hamburger Edelgastronomie ist Sofie Möller als strenge Restaurantkritikerin gefürchtet. Doch den Erfolg im Job kann die attraktive, unnahbar wirkende junge Frau nicht auf ihr Privatleben übertragen. Gerade von ihrem Freund verlassen, erfährt Sofie, dass ihre geliebte Großmutter Helene gestorben ist. Sofie ist bei Helene aufgewachsen, derweil ihre Mutter Agnes als Ärztin in fernen Ländern unterwegs war. Von ihrer Mutter hat sich Sofie immer im Stich gelassen gefühlt, eine Tatsache, die die beiden noch immer trennt. Trotzdem fahren sie gemeinsam zur Beerdigung in ihre Heimatgemeinde Brunsdorf, der Sofie einst den Rücken kehrte, um in der Stadt Kariere zu machen.
Kaum in dem idyllischen Dorf angekommen, kehren auch schon die -– nicht immer positiven – Geister der Vergangenheit zurück. Während Sofie auf Agnes' Wunsch hin das Haus der Großmutter zum baldigen Verkauf herrichtet, trifft sie auf ihre ehemalige Clique, die sich noch immer jeden Freitag in der lokalen Kneipe zum Kegelabend versammelt. Dazu gehört auch Sofies bester Jugendfreund Tom Sommer.
Einst waren die beiden unzertrennlich, bis ein kindischer Streit dazwischen kam. Jetzt betreibt Tom den örtlichen Bioladen und lebt mit spartanischem Mobiliar auf einem Dachboden. Dass er seine erfolgreiche Managerkarriere freiwillig gegen das einfache Landleben eingetauscht hat, ahnt Sofie jedoch nicht. Um ihm ein wenig unter die Arme zu greifen, bietet sie ihm an, er könne ihr gegen entsprechendes Honorar beim Renovieren von Helenes altem Haus helfen. Es dauert nicht lange, bis zwischen den früheren Freunden eine Anziehungskraft entsteht, die weit über platonische Gefühle hinausgeht. Sofies ohnehin strapazierter Emotionshaushalt wird zudem durch die Aufdeckung eines Familiengeheimnisses auf die Probe gestellt, bei dem der freundliche Dorfpastor Sevenig eine entscheidende Rolle spielt.
Darsteller
Melika Foroutan («Die dunkle Seite») ist Sofie Möller
Franziska Walser («Verschwende deine Jugend») ist Agnes Möller
Matthias Schloo («Berlin, Berlin») ist Tom Sommer
Uwe Friedrichsen («Tanja») ist Pastor Sevenig
Kritik
Wenn die ARD sich wieder einmal darauf besinnt, dass der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Grundversorgung auch ein junges Publikum einschließt, das sonst eher weniger zum Kreis der Bedachten gehört, dann kommt so etwas wie «Der Duft von Holunder» heraus. Inhaltlich hat man sich an «Sweet Home Alabama» orientiert, jenem Film, der Mädchenherzen höher schlagen lässt und dessen Handlung bereits hundertfach gut oder weniger gut kopiert wurde. Das Konzept greift auch in der ARD-Produktion: Dorfkind wird in der Großstadt zu erfolgreicher Restaurantkritikerin und verdient ein Vermögen, während sie die ehemaligen Freunde zuhause für zurückgeblieben hält. Bei einem Besuch ändert sich das allerdings und die große Liebe von damals ist plötzlich wieder aktuell.
Man merkt dem Spielfilm allerdings an, dass man keine rosarote Romantikkomödie produzieren wollte, sondern einen Film mit Charakter und Tiefgang. Das ist dank wunderschöner Bilder und passender Schauspieler auch größtenteils gelungen. Problematisch ist allerdings die Entwicklung der Handlung, die vor allem gegen Ende zu sehr auf die Tränendrüse drückt. Drehbuchautorin Edda Leesch ist ein einfühlsames Drehbuch gelungen, das mit teils nachdenklichen, teils hölzernen Dialogen die Richtung des Films vorgibt: Teils dramatisch, teils melodramatisch, gegen Ende hin eher langweilig, bringt «Der Duft von Holunder» sich ARD-typisch mal wieder um ein klares Profil, kann aber trotzdem bewegen.
So trägt gerade zu Beginn eine melancholische Stille die Handlung, die leider von rabiater Schicksalsvergangenheit und tosender Läuterung unterbrochen wird. Die Oppositionen zwischen Stadt und Land, Geschäftsleben und Familie, Szene und Idylle könnten ebenfalls stereotypischer nicht sein, die Trennung zwischen echtem Drama und ausgelutschter Tragik verwischt ebenfalls ein ums andere Mal. Wen das aber nicht stört, der bekommt einen toll produzierten Spielfilm serviert, der meist mit viel Feingefühl, für manche wahrscheinlich etwas zu oft auch mit dem Holzhammer eine rührende Geschichte erzählt.
Das Erste zeigt «Der Duft von Holunder» am Freitag, den 24. Juni 2011, um 20:15 Uhr.