Das Sciencefiction-Genre hat im US-amerikanischen Fernsehen einen so schweren Stand wie seit langem nicht mehr. Zwar sind auch für die im Herbst beginnende TV-Saison 2011/12 wieder einige phantastische Stoffe bestellt worden, diese sind jedoch eher im Bereich der Fantasy anzusiedeln. Zwei Serien - «Grimm» und «Once Upon a Time» - bedienen sich Märchenmotiven, FOX' Prestigeprojekt «Terra Nova» bringt die Dinosaurier zurück auf den Fernsehschirm und wieviel Genre-Elemente die neue J.J.-Abrams-Serie «Alcatraz» und das «Inception»-inspirierte «Awake» letztendlich überhaupt enthalten, bleibt abzuwarten.
Die klassische Space Opera, meist angesiedelt auf einem interstellaren Raumschiff, das quer durch das Weltall kreuzt, fand in den letzten Jahren ohnehin nur noch auf Spartensendern statt. Damit ist seit diesem Jahr jedoch auch Schluss. Mit «Stargate: Universe», dem dritten Serienableger des Roland-Emmerich-Films von 1994, fuhr der Sender Syfy das «Stargate»-Franchise regelrecht gegen die Wand – im selben Jahr, in dem man sich vom alten Sendernamen SciFi Channel verabschiedet hatte. Auch «Caprica», die jüngste Serie des «Battlestar Galactica»-Franchises wurde eingestellt. In der Zukunft setzt Syfy in erster Linie auf Krimi-Derivate im Mystery-Milieu á la «Warehouse 13».

Der Grund: CBS Paramount möchte weitere Filmerfolge nicht wieder durch eine Übersättigung gefährden wie sie «Star Trek» Anfang des Jahrtausends mit über lange Zeit zwei parallel laufenden Serien zum Verhängnis wurde. Geplant ist daher vorerst nur der zweite Kinofilm der neuen Ära, angesetzt für Juni 2012.
Doch ganz so brach wie es das TV einen glauben lässt, liegt das Franchise jenseits der großen Leinwand doch nicht, wie ein Blick ins Internet beweist, wo sich Scharen an Fanprojekten tummeln. Interessanterweise waren einige davon tatsächlich auch im deutschen Fernsehen zu sehen, so etwa die «Raumschiff Highlander»-Filme von Robert Amper, die Sat.1 in den 90er Jahren zu diversen "Star Trek Tagen" ausstrahlte.

Der Titel macht die Intention des Projektes klar, denn hinter diesem steckt eine dreißig Jahre alte Geschichte. Nach der Absetzung der ersten «Star Trek»-Serie im Jahr 1969 erkannte CBS langsam das Potential hinter dem Franchise, dessen Fandom in der serienfreien Zeit eher wuchs statt schrumpfte. Schließlich wurde 1977 die Produktion einer neuen Serie beschlossen, die mit der alten Crew direkt die Originalserie fortsetzen sollte. Der Arbeitstitel: «Star Trek: Phase II». Einzig: Die Serie wurde nie Realität.
Jedenfalls bis zum Jahr 2004, als sich Elvis-Imitator James Cawley eine Crew aus «Star Trek»-Fans zusammenstellte, um zu verwirklichen, was der Originalserie fehlte: Die Jahre vier und fünf der im Serienintro genannten Fünf-Jahres-Mission der U.S.S. Enterprise, die durch die Absetzung nach der dritten Staffel nie gedreht wurden. Keine Parodie, keine bizarre Eigenkreation – nicht weniger als die Vervollständigung der «Star Trek»-Historie war das Ziel.

Das liegt daran, dass das mittlerweile viele Dutzend ehrenamtliche Mitarbeiter umfassende Team hinter «Phase II» durchaus mit den selbst gesetzten hohen Ansprüchen mithalten kann. Technisch sind die Episoden auf einem für Fanfilme hervorragenden, wenn auch mitunter schwankenden Niveau; Schauspiel, Kulissen und die zeitweise als Projektarbeit der DAVE School (Digital Animation and Visual Effects) in Orlando entstandenen Spezialeffekte ragen aus der breiten Masse der Fan-Produktionen weit heraus.
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