TV und so

Drei Intellektuelle

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Unser Praktikant wünscht sich mehr Anspruch im TV: Mit Willemsen, Reich-Ranicki und Heidenreich.

Aktuell wird «Das Literarische Quartett» am Mittwochnachmittag auf dem neuen Digitalsender ZDF.kultur wieder wöchentlich zu einer festen Sendezeit ausgestrahlt. Immer wieder erstaunt es mich, wie unterhaltsam diese Talkrunde war, in der Hellmuth Karasek (vielen bekannt aus RTLs «5 Millionen SKL Show»), Sigrid Löffler, ein Gast sowie Marcel Reich-Ranicki über neue Bucherscheinungen oder literarische Klassiker philosophierten. Vor und nach der Zeit des «Literarischen Quartetts» gab und gibt es keine vergleichbare Institution im deutschen Fernsehen, die Literatur so unterhaltsam vortragen kann.

Insbesondere lebte das Format von den Auseinandersetzungen zwischen Reich-Ranicki und seinen Kollegen, die allerdings – und dies ist wichtig – nicht Selbstzweck waren, sondern dem Zuschauer die verschiedenen Standpunkte sehr stark vermitteln konnten, sodass dieser den Buchkauf hervorragend abwägen konnte. Einen wie Reich-Ranicki, der Millionen Bundesbürger fürs Lesen begeistert hat, wird es nie mehr geben – nicht nur aufgrund der subtilen Entertainment-Fähigkeiten, sondern insbesondere aufgrund der bewegenden persönlichen Geschichte seiner Person, die mittlerweile auch verfilmt wurde.

Als inoffizieller Nachfolger des Quartetts – zumindest in puncto Erfolg – galt Elke Heidenreich mit ihrer Sendung «Lesen!», die insbesondere durch die hervorragende Auswahl der Gäste bestechen konnte. Heidenreich wagte sich auch an populärere Romane als das «Literarische Quartett», erwähnte aber zudem häufig hervorragende Werksausgaben in Neuauflage oder besondere Veröffentlichungen abseits des Marktes für den Otto-Normal-Leser. Auch sie schaffte es durch ihre unterhaltsame (und beispielsweise in «Switch Reloaded») parodierte Art der Moderation, viele Menschen zu guten Büchern zu bringen.

Als dritter Intellektueller, der im Fernsehen nur noch sporadisch auftaucht, ist Roger Willemsen zu nennen: In den 90ern moderierte er TV-Juwelen wie «Willemsens Woche», die erst im Nachhinein richtig wertgeschätzt werden. Seine unvergleichliche Art, selbst banale Ereignisse interessant und immer mit einem metaphorischen Sinn zu erklären oder sehr unangenehme Fragen an seine Interviewpartner zu stellen (wo gibt es das heute noch?), machte Willemsen zu einem starken TV-Gesicht. Leider will er nicht mehr ins Fernsehen: Das Angebot eines großen Senders, eine eigene Show einzig nach seinem Willen zu gestalten, lehnte er ab. Immerhin: Zumindest Heidenreich und Willemsen wagen sich noch hin und wieder in Talkrunden und treten als Gäste auf. Ranicki vermisst man sehr, wahrscheinlich noch in 20 Jahren.

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