First Look

«Necessary Roughness»

von
Die Serie hat alles, was eine USA-Serie braucht: Zwei-Wort-Titel, Talente und Sonnenbrillen.

Am Freitagabend startet der Frauensender sixx die neue US-Serie «Necessary Roughness» unter dem deutschen Titel «Dr. Dani Santino - Spiel des Lebens». Ausgestrahlt wird die Drama-Serie freitags um 21.00 Uhr. Unser US-Korrespondent Christian Wischofsky hat den Auftakt der Serie bereits im vergangenen Sommer bewertet.

Serien aus dem Hause des Kabelkanals USA kann man mit geschlossenen Augen erkennen: ein griffiger Zwei-Wort-Titel, die Partnerschaft von zwei sehr unterschiedlichen Hauptcharakteren, ein Neuling mit dringend benötigten Talenten, die Chemie einer möglichen Romanze zwischen den Hauptdarstellern, dauerhafter Sonnenschein, sowie die dazugehörigen Sonnenbrillen – USA-Serien haben sich in den Gesprächsrunden der Fernsehnerds inzwischen zu einem Running Gag entwickelt und keine schafft es auch nur annähernd wirklich richtig gut zu sein. Entweder sie sind gute, kurzweilige Sommerunterhaltung («Burn Notice»), können mit einem charmanten Cast überzeugen («Fairly Legal»), oder schaffen es nicht den sehr dürftigen Serienplot glaubwürdig an die Zuschauerschaft zu reichen («Suits»). Mit dem Neustart «Necessary Roughness» hat USA bestimmt nicht geplant, einen neuen qualitativen Serienhit zu erschaffen. Stattdessen soll die neue Therapeutenserie genauso kurzweilig und unterhaltsam sein wie der Rest des Programmplans. Und wer hätte es gedacht: Die Premiere war tatsächlich unterhaltsam genug, um wenigstens zu diskutieren, ob «Necessary Roughness» nicht die beste Serie im aktuellen Programm ist, obwohl auch diese Serie nur so von den typischen USA-Elementen überschüttet wurde.

Die Handlung ist ganz einfach zusammengefasst: Man nehme ein Themengebiet, welches in USA-Serien noch nicht durchgenommen wurde (Therapiesitzungen), vermischt es mit einem interessanten TV-Genre, welches nicht gerade häufig zu sehen gibt (Sport, in diesem Fall American Football), liefert eine Menge Humor mit Hilfe der komplizierten Situation des Hauptcharakters (eine Scheidung im Prozess, eine Möchtegern-kriminelle Tochter, eine kleine Krise im Beruf), und man bekommt als Ergebnis eine neue Serie aus dem Hause USA, sowie ein weiteres Beispiel, dass ein TV-Sender mit einem gefundenen Erfolgsrezept rein gar nichts am Programm ändern wird. Unglücklicherweise ist das ein Problem, welches die Serienfans schon seit einer kurzen Weile mit USA haben, und es sieht nicht so aus, als würde sich in der nächsten Zeit etwas ändern: Mit einer Reichweite von 4,67 Millionen Zuschauer scheint der allgemeine Geschmack mal wieder vollstens getroffen worden zu sein.

Man sollte bei «Necessary Roughness» aber nicht zu viele negative Punkte ansprechen – die Pilotepisode war zwar eine leichtherzige Angelegenheit, welche die Geschichte in keiner einzigen Minute wirklich ernst genommen hat, doch scheint die Serie einer der besseren Neustarts in diesem Sommer zu sein. Besonders, wenn man die Storyqualitäten von «Necessary Roughness» mit dem des vergangene Woche ebenfalls neu gestarteten «Suits» vergleicht: Während letztere Serie eine schier unglaubwürdige Geschichte im Piloten zu bieten hatte, machten es sich die «Necessary Roughness»-Autoren etwas leichter. Denn immerhin braucht es keine komplizierten Geschichten, um die Hauptcharakterin Danielle Santino (Callie Thorne) in die Welt ihrer neuen Klienten einzuführen, nachdem sie bewiesen hat, dass sie auch einen Linebacker mit Wutproblemen zum alles entscheidenden Touchdown verhelfen kann.

Die Premiere funktioniert einigermaßen: Der Cast harmoniert wunderbar miteinander, was bei einer locker-flockigen Story auch keine Schwierigkeit ist; der American-Football-Anteil kann ebenfalls überzeugen, weil es schon fast als direkte Kopie von «Jerry Maguire» durchgeht; und die Ausstattung lässt mal wieder erkennen, dass das Budget für Vor-Ort-Drehs und große Studioräume benutzt wurde. Mit der familiären Storyline – Danis schwierige Beziehung zu ihrer Tochter Lindsay (Hannah Marks) – haben die Autoren jedoch ein wenig daneben gehauen, vor allem weil es nach einer neuen Serie mit einem komplizierten Mutter/Tochter-Verhältnis aussieht, von denen es im Fernsehen schon genügend Versionen gibt. Zusätzlich kann man wieder einmal nicht auf die kleine Liebesgeschichte verzichten, und kreiert eine Romanze zwischen Dani und Football-Coach Matthew (Marc Blucas), nur damit die Autoren genügend Material für die komplette erste Staffel haben – auch wenn es jetzt schon danach riecht, als würden die altbekannten Geschichten ausgegraben werden, besonders nachdem Dani sich inmitten ihrer Scheidung befindet.

USA-Serien haben auch noch ein weiteres Merkmal, welches sie von anderen Sendern unterscheidet: Ihre Pilotepisoden sind meistens gut geschrieben und inszeniert, und können die Story der Serie erfolgreich in die Premiere einbringen, doch sobald es mit dem ganz normalen Wahnsinn weitergeht, bleibt von der lockeren Unterhaltung nichts mehr übrig und die Serie wird belanglos, vorhersehbar und überraschungsarm. Dass «Necessary Roughness» diesen Umstand nicht ändern wird, ist schon fast eine Garantie, aber vielleicht ist es gerade diese unscheinbar aussehende Serie, die wenigstens etwas aus ihrem Plot macht. Egal, ob es die Einbeziehung einer dramatischen Familiengeschichte ist, wie es «In Plain Sight» während des ersten Staffelfinales gezeigt hat, oder ob es mehr den Humor in den Fokus stellt, sodass die Therapiesitzungen zwischen Dani und ihre neuen Klienten der Beginn einer satirischen Story sind, welche die Charaktere über Umwege zu ihrem Ziel führt. Im oben genannten «Jerry Maguire» brauchte es eine zuerst romantische Beziehung, gefolgt von einer krisengeschüttelten Ehe, bevor Tom Cruises Charakter sein Glück im Beruf und Privatleben fand. «Necessary Roughness» hat durchaus die Qualitäten eine gute Serie zu sein, doch die Hoffnungen hier eine qualitativ starke Produktion bekommen zu haben, sind dank des einfachen Erfolgsrezepts des Kabelkanals eher gering.

Dieser Artikel erschien erstmals im Juli 2011.

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