Was der Abschied von Richterin Barbara Salesch für Sat.1 bedeutet und warum er für den Sender auch eine Chance sein kann.
Sie ist nicht nur die bekannste, sondern mit ihren 61 Jahren auch dienstälteste TV-Richterin in Deutschland. Doch bald ist Schluss. Richterin Barbara Salesch hört zum Jahresende auf, verabschiedet sich von der Mattscheibe. Zum letzten Mal wird sie auf Sat.1 „im Namen des Volkes“ ein Urteil sprechen. Der letzte Richterspruch nach zwölf Jahren. Als Vorsitzende Richterin am Hamburger Landgericht wurde sie damals angesprochen, ob sie denn nicht auch im Fernsehen Gerichtsverhandlungen führen möchte. Sie sagte zu. Begonnen hat man mit echten Fälle. Zu ihren bekanntesten Fällen gehört der „Maschendrahtzaun“, an dem ein „Knallerbsenstrauch“ wuchs. In Stefan Raab «TV total» wurde Saleschs Richterspruch zum Hit. Doch am Vorabend-Sendeplatz um 18 Uhr lief es bei Sat.1 zunächst trotzdem nicht so rund. Ein Jahr später programmierte Sat.1 die Sendung «Richterin Barbara Salesch» am Nachmittag um 15 Uhr, wo sie heute noch zu sehen ist. Die Quoten sprechen für den Erfolg: Bis zu 35,7 Prozent Marktanteil waren in den letzten Jahren drin.
Doch die goldenen Zeit sind vorbei. Denn die rothaarige Richterin muss sich derweil mit knapp der Hälfte der Marktanteile zufrieden geben. Zufrieden ist man mit ihr aber weiterhin. Genauso wie mit «Richter Alexander Hold», der um 16 Uhr dran ist. Ihre Entscheidung zum Ende des Jahres ihr letztes Urteil zu fällen, bedauert man bei Sat.1 also. Barbara Salesch hat TV-Geschichte geschrieben und kann sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Bei Sat.1 hinterlässt sie am Nachmittag aber eine Lücke, die die Programmverantwortlichen ab 2012 zu schließen haben. Wie wird der neue Sat.1-Nachmittag aussehen? Da seit Oktober 2000 schon nur noch fiktive Fälle von Laiendarstellern aufgenommen wurden, liegt es Nahe, dass man diese Schiene fortsetzt. Das heißt: Scripted Reality-Dokus. Konkurrent RTL ist schließlich damit gerade sehr erfolgreich und hat Salesch mit «Verdachtsfälle» den Rang abgelaufen. Aber ist es auch ein Erfolgsrezept es der Konkurrenz gleichzutun? Vielmehr dürfte das Genre der Scripted Reality-Dokus am Nachmittag dann schon längst übersättig sein, würde Sat.1 ebenso auf dieses Zugpfed setzen. Weil der Zuschauer bei dem immer größer werdenden Angebot nur noch eine Alternative sieht: Die Sitcoms, die zum Beispiel bei ProSieben und kabel eins gut laufen.
Es erscheint für Sat.1 also wenig sinnvoll eine der beiden Programmfarben zu bedienen, die ohnehin schon stark im Nachmittagsprogramm des deutschen Fernsehens vertreten sind. Der Abschied von «Richterin Barabara Salesch» könnte für den Privatsender aus Unterföhring auch eine Chance sein, eine neue Nische zu entwickeln, mit der man die Zuschauer wieder vermehrt anlocken könnte. Womöglich könnten auch die Neuverpflichtungen Julia Leischik und Andrea Göpel eine Rolle spielen, die mit ihren Doku-Formaten bei RTL und VOX die Zuschauer ansprechen konnten. In diesem Zusammenhang müsste sich das Line-Up von Sat.1 aber verändern. Ob dann noch Platz für «Richter Alexander Hold» ist, erscheint fraglich. Es sei denn, man etwickelt eine neue Gerichtsshow als Ersatz für Salesch. An ihren nunmehr schon Kultstatus anzuknüpfen dürfte jedoch ungleich schwer werden. Sinnvoller erscheint die Lösung Richter Hold eine Stunde vorzuziehen oder ebenfalls zu verabschieden und auf neue Formate als Kontrastprogramm zu den Scripted-Reality-Dokus und dem Sitcom-Overkill zu setzen. Für das Nachmittagsprogramm im deutschen Fernsehen wäre es zudem eine Bereicherung. Weil der Zuschauer eine größere Auswahl hätte. So könnte Sat.1 dem Salesch-Abschied bei Erfolg auch noch etwas Positives abgewinnen.
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