Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Die neue «Tagesschau»

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Deutschlands älteste Nachrichtensendung berichtet bald über weniger Themen. Eine gefährliche Entwicklung…

Ist dies eine gute oder eine schlechte Entwicklung? ARD aktuell-Chef Kai Gniffke kündigte vor einigen Tagen an, dass die «Tagesschau» künftig weniger Themen behandeln, die Schwerpunkte dafür aber intensiver setzen will. Heißt im Klartext: Reduzierung der Themenbreite nur auf die wichtigsten Meldungen des Tages, wobei diese dann mehr Sendezeit erhalten, um detaillierter als bisher erklärt und analysiert zu werden.

Mit dieser Veränderung will Gniffke sicherlich auch dem Trend entgegenwirken, dass immer mehr Zuschauer die «Tagesschau» zumindest in Teilen nicht verstehen: Umfragen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass bestimmte Begriffe und Sachverhalte, die in der Nachrichtensendung fallen, von teilweise mehr als 90 Prozent der Menschen nicht nachvollzogen werden können. Mit der intensivierten Berichterstattung schwerpunktmäßiger Themen will die «Tagesschau» wohl auch Zeit dafür gewinnen, Nachrichten massenkompatibler und verständlicher zu erklären.

Fraglich ist aber, ob Massenkompatibilität in öffentlich-rechtlichen Newssendungen einen hohen Stellenwert haben darf oder sollte: Denn ist es nicht die Aufgabe dieser Formate, die Zuschauer zwar allgemein verständlich, aber auch so umfassend wie möglich zu informieren? Wenn nun weniger Themen in der «Tagesschau» Platz finden, so fallen einige ohnehin nur noch als Versatzstücke auftauchende Entwicklungen in der Welt komplett weg. Und es darf nicht sein, dass der mediale Scheinwerfer nun auch bei Deutschlands ältester Nachrichtensendung nur noch diejenigen Themen berücksichtigt, die gerade im populistischen Licht der Öffentlichkeit stehen.

Eigentlich müsste die «Tagesschau» im Gegenteil versuchen, diejenigen Themen anzusprechen, die abseits dieses Lichtes stehen und nicht wahrgenommen werden. Wie oft hören wir von Entwicklungen in Afrika, beispielsweise den blutigen Bürgerkriegen oder Hungersnöten, die Millionen Menschen betreffen? Stattdessen wird über boulevardeske Blödheiten wie den Sex-Affären gewisser Wettermänner und ehemaliger IWF-Chefs berichtet. Dass viele Menschen auch über gesamtglobale Entwicklungen informiert werden möchten, zeigt beispielsweise die immer weiter steigende Auflage der hervorragenden Zeitschrift „The Economist“, die wöchentlich Artikel zu jedem Kontinent der Welt bereitstellt und auch auf Afrika oder Asien schaut.

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich in großen Teilen längst dem Öffentlichkeitsinteresse, damit dem Quotendruck, gebeugt und liefern das, was die Zuschauer sehen wollen. Dass die «Tagesschau» mit der Reduzierung von Themen diesen Weg noch strikter geht, ist zwar nicht garantiert, aber leider sehr wahrscheinlich. Ein mutiger Schritt sähe anders aus: Diversifizierung der Themen, die erste Meldung vielleicht auch einmal komplett abseits des Nachrichtenopportunismus. Dieser kann den Privatsendern überlassen werden.

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