Hingeschaut

«Mieterzoff»: Das Trivialitätenkarussell geht um

von
Laute Nachbarn, spielende Kinder – eine triviale Scripted Reality soll den VOX-Nachmittag retten.

VOX hat sich in den vergangenen Jahren vom kleinen Nischensender zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die großen Privaten entwickelt. Mit halbwegs innovativen Castingshows, gut angenommen Reality-Dokumentationen und quotenstarken US-Krimis kommt der kleine Bruder von RTL mehr als gut über die Runden; Formatprominenz wie Daniela Katzenberger bringt den Sender darüber hinaus ins Gespräch. Einzig der Nachmittag, der ist und bleibt eine Quotenbaustelle. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Senderverantwortlichen immer wieder Programmierungen ändern, neue Ideen testen und den neuen Quotenhit suchen. Diese stetige Änderung des Nachmittagsprogramms ist in den vergangenen Monaten gar zu einem wahren Marathon verkommen: So konnten 27 Folgen der halbgaren Reality-Soap «Die Einrichter» die Zuschauer ebenso wenig überzeugen wie fünf Folgen des «mieten, kaufen, wohnen»-Verschnitts «Endlich zuhause» in der Folgewoche. Vom groben Oberthema, den Immobilien, will man sich bei VOX aber offenbar nicht trennen, denn für zwei Wochen heißt es jetzt Rabatz und «Mieterzoff» beim kleinen Sender.

Doch waren «Die Einrichter» schon gescriptet, konnte das Format zumindest noch mit halbwegs interessanten, halbwegs prominenten und zumeist polarisierenden Individuen der Einrichtungsindustrie aufwarten – nach guter Unterhaltung fühlte sich das allerdings nicht an. Noch absurder trieb man es dann bei «Endlich zuhause», denn das «mieten, kaufen, wohnen» auf Komplettdrehbuch kokettierte maximal noch mit interessanten Immobilien, nervte allerdings mit übertriebenen Dramen und den üblichen Stereotypen – gute Unterhaltung war auch hier nicht zu finden. Jetzt bringt «Mieterzoff» das Trivialitätenkarussell allerdings zum Rotieren, denn im Kern der Sendung stehen bloß streitende Mietparteien. Zwei Mal eine Dreiviertelstunde lang darf der geneigte Zuschauer Laienschauspielern dabei zusehen, wie sie sich untereinander über Kinderlärm oder mit dem Vermieter über eine breit angelegte Kameraüberwachung der Hausflure bekriegen. Doch damit nicht genug: Die kleinbürgerlichen Oberflächlichkeiten werden ergänzt um melodramatische Eheprobleme, quengelnde Teenietöchter und ungefähr gar nicht faszinierende Einblicke in das Seelenleben der Protagonisten.

Dieser Mischung aus «Verdachtsfälle» und «Mitten in Leben» wird zu allem Überfluss auch noch eine pseudodokumentarische Komponente eingehaucht, indem die Fernsehanwälte Karsten Dusse, bekannt aus den «Freitag Nacht News», «Anke Late Night» und «Richterin Barbara Salesch», oder Matthias Klagge, bekannt geworden durch «Das Familiengericht», alle fünf Minuten zu einer Streitszene ihre Kommentare abgeben. Das alles wäre gar nicht so schlimm, wenn man wie damals in der Comedy «Höllische Nachbarn» auf verrückte Gerichtsfälle oder skurrile Streitigkeiten zurückgegriffen hätte. Bei «Mieterzoff» aber werden derart belanglose Streitigkeiten in Verbindung mit Dramaelementen thematisiert, dass der Zuschauer allein durch eine sich bereits nach wenigen Minuten einstellende Langeweile die Lust verspürt, umzuschalten – die Aufmachung nicht mitgerechnet. Lieblos umgesetzt, ideenlos konzipiert und in statischer Monotonie gefangen, bleibt «Mieterzoff» somit bloß ein weiteres Format, das nach seiner gesetzten Laufzeit von zwei Wochen in den Untiefen der Fernsehgeschichte verschwinden wird. Für einen quotenstarken Nachmittag mit überzeugenden Formaten sollte VOX sich dann aber doch etwas mehr Mühe geben, um die bestehende Aneinanderreihung lustlos produzierter Sendungen in Zukunft vermeiden zu können.

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