
Dass die Begeisterung für den Fußball – anscheinend egal ob von Männern oder Frauen getreten – auch in diesem Sommer universell ist und nicht nur auf die deutsche Mannschaft fokussiert, zeigen auch die starken Quoten der restlichen Spiele: Am Mittwoch verfolgten 5,65 Millionen Menschen eine Partie zwischen den USA und Schweden zur besten Primetime-Sendezeit und erreiche einen Marktanteil von über 20 Prozent. Nicht nur an diesem Abend holte der Fußball damit die besten Reichweiten und den Tagessieg. Übrigens auch teilweise beim jungen Publikum, wo der Sport ebenfalls stark ankommt: Besagtes Spiel zwischen den Vereinigten Staaten und Schweden kam bei den 14- bis 49-Jährigen auf 14,1 Prozent Marktanteil - dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie der Schnitt des Senders.

Die erfolgreiche RTL II-Castingshow «My Name Is» verlor ebenfalls kräftig von 8,4 auf 6,0 Prozent und mit Reichweiten von zuvor 0,94 Millionen Zuschauern und nun 0,65 Millionen wechselte ebenfalls knapp ein Drittel der Zielgruppe, die (vermutlich) direkt zur Fußball-Konkurrenz wanderte. Weniger stark getroffen hat es RTL, das mit seinen Beratersendungen nur minimale Quotenschwankungen verbuchen musste. Genauso ergeht es ProSieben mit den Serien «Grey’s Anatomy» und «Private Practice», die eigentlich mit insbesondere weiblicher Zuschauerschaft unter der Frauen-WM leiden müssten.

Dieser Umstand trifft aber nicht nur auf die Primetime, sondern auch auf den Vorabend zu. In der ersten Woche der WM startete Sat.1 um 19.00 Uhr das neue Ermittler-Format «Schmidt & Schmitt», das nur durch desolate Zuschauerzahlen von sich reden machte. Dass Sat.1 den Start dieser Sendung zum wohl schlechtesten Zeitpunkt gewählt hat, stellt sich nun erst im Nachhinein heraus: Denn hätten wir alle vermutet, wie erfolgreich diese Frauenfußball-WM wirklich wird, dann wäre das neue Format niemals am 27. Juni angelaufen, sondern erst drei Wochen später. Sogar Das Erste selbst hat seine Samstagabend-Show «Frag doch mal die Maus» um eine Woche nach hinten verschoben, um dem Viertelfinal-Spiel der Deutschen aus dem Weg zu gehen.
Damit ist klar, dass der Quotenerfolg der diesjährigen Fußball-WM so überraschend wie rasant kam. Fraglich ist nun, ob sich daraus langfristige Entwicklungen ableiten lassen: Hat sich die Weltmeisterschaft der Frauen nun endgültig als mediales Ereignis dahingehend etabliert, dass sie alle vier Jahre die Primetime-Sendeplätze im Sommer füllen wird? Oder flacht die Euphorie nach der WM im eigenen Land wieder ab, sodass der Frauenfußball 2013 wieder zur Randerscheinung wird?

Feiern wir aber auch wieder in diesem Jahr den Titelgewinn, so steht einer rosigen Zukunft des Frauenfußballs – zumindest in Deutschland – nichts im Wege. ARD und ZDF werden die Entwicklung verfolgen und die kommende WM erneut ausgiebig inszenieren, wenn Deutschland wieder als Favorit gelten sollte. Insgesamt ist dies ein äußerst erfreulicher Umstand: Denn das Erfolgsgeheimnis der Frauenfußball-WM liegt einzig und allein im Sport selbst begründet. Solange dieser von den Deutschen erfolgreich gespielt wird, werden auch die Zuschauer weiter einschalten.