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Fußball total: Ein Quoten-Sommermärchen für ARD und ZDF

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Die Fußball-WM der Frauen hat sich seit ihrem Start zu einem echten Quotenrenner entwickelt. Während ARD und ZDF den unerwarteten Erfolg feiern, müssen andere Sender mit Zuschauerverlusten kämpfen. Nur eine Momentaufnahme?

Am 30. Juni 2011 konnte die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 16,39 Millionen Bundesbürger vor die Fernseher locken. Normalerweise wäre dies eine schwache Einschaltquote für eine Weltmeisterschaft – gesprochen wird hier allerdings nicht von der Fußball-WM der Männer, sondern der Frauen. Und deshalb sind die oben angesprochenen 16 Millionen Zuschauer geradezu ein sensationelles Ergebnis, das wohl nur die wenigsten im Vorfeld für möglich gehalten hätten: Zwar findet die Frauenfußball-WM erstmals in Deutschland statt und fand daher ein ungleich höheres mediales Echo als bei den vergangenen Turnieren, dass aber die Zahlen so stark sein würden, war nicht zu erwarten.

Dass die Begeisterung für den Fußball – anscheinend egal ob von Männern oder Frauen getreten – auch in diesem Sommer universell ist und nicht nur auf die deutsche Mannschaft fokussiert, zeigen auch die starken Quoten der restlichen Spiele: Am Mittwoch verfolgten 5,65 Millionen Menschen eine Partie zwischen den USA und Schweden zur besten Primetime-Sendezeit und erreiche einen Marktanteil von über 20 Prozent. Nicht nur an diesem Abend holte der Fußball damit die besten Reichweiten und den Tagessieg. Übrigens auch teilweise beim jungen Publikum, wo der Sport ebenfalls stark ankommt: Besagtes Spiel zwischen den Vereinigten Staaten und Schweden kam bei den 14- bis 49-Jährigen auf 14,1 Prozent Marktanteil - dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie der Schnitt des Senders.

Die Top-Quoten der Frauenfußball-WM haben direkte Auswirkungen auf die Konkurrenz, die ebenfalls nicht mit solchen Zahlen gerechnet hätte. Insbesondere beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren sind die Zahlen relevant. Zum Vergleich dient exemplarisch der Mittwochabend dieser und der vergangenen Woche, weil in dieser Woche das besagte USA-Spiel übertragen wurde, sieben Tage davor allerdings kein Spiel der Weltmeisterschaft. Damals erreichte Das Erste mit einem Spielfilm durchaus übliche 4,9 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten, in dieser Woche mit dem Fußballspiel allerdings hervorragende 14,1 Prozent. Dass es damit an anderer Stelle zu Verlusten kommt, ist logisch: Beispielsweise musste Jörg Pilawas ZDF-Quiz «Rette die Million!» innerhalb einer Woche ein Drittel seiner jungen Zuschauer abgeben; der Marktanteil sank von 8,2 auf 5,8 Prozent.

Die erfolgreiche RTL II-Castingshow «My Name Is» verlor ebenfalls kräftig von 8,4 auf 6,0 Prozent und mit Reichweiten von zuvor 0,94 Millionen Zuschauern und nun 0,65 Millionen wechselte ebenfalls knapp ein Drittel der Zielgruppe, die (vermutlich) direkt zur Fußball-Konkurrenz wanderte. Weniger stark getroffen hat es RTL, das mit seinen Beratersendungen nur minimale Quotenschwankungen verbuchen musste. Genauso ergeht es ProSieben mit den Serien «Grey’s Anatomy» und «Private Practice», die eigentlich mit insbesondere weiblicher Zuschauerschaft unter der Frauen-WM leiden müssten.

Dass sie dies nicht tun, zeigt nicht nur die Stärke dieser Programme, sondern lässt auch eine allgemeine These zu: Jene Sendungen, die auf eine starke Stammzuschauerschaft vertrauen können, sind im Gegensatz zu den Gelegenheitsprogrammen fast überhaupt nicht von den starken Quoten der WM betroffen. Pilawas «Rette die Million!» hatte während der gesamten Staffel unter starken Zuschauerschwankungen zu leiden, sodass viele Gelegenheitszuschauer nun zum Fußball gewechselt sind. Gleiches gilt für das Imitatoren-Casting bei RTL II, das erst seit wenigen Wochen auf Sendung ist.

Dieser Umstand trifft aber nicht nur auf die Primetime, sondern auch auf den Vorabend zu. In der ersten Woche der WM startete Sat.1 um 19.00 Uhr das neue Ermittler-Format «Schmidt & Schmitt», das nur durch desolate Zuschauerzahlen von sich reden machte. Dass Sat.1 den Start dieser Sendung zum wohl schlechtesten Zeitpunkt gewählt hat, stellt sich nun erst im Nachhinein heraus: Denn hätten wir alle vermutet, wie erfolgreich diese Frauenfußball-WM wirklich wird, dann wäre das neue Format niemals am 27. Juni angelaufen, sondern erst drei Wochen später. Sogar Das Erste selbst hat seine Samstagabend-Show «Frag doch mal die Maus» um eine Woche nach hinten verschoben, um dem Viertelfinal-Spiel der Deutschen aus dem Weg zu gehen.

Damit ist klar, dass der Quotenerfolg der diesjährigen Fußball-WM so überraschend wie rasant kam. Fraglich ist nun, ob sich daraus langfristige Entwicklungen ableiten lassen: Hat sich die Weltmeisterschaft der Frauen nun endgültig als mediales Ereignis dahingehend etabliert, dass sie alle vier Jahre die Primetime-Sendeplätze im Sommer füllen wird? Oder flacht die Euphorie nach der WM im eigenen Land wieder ab, sodass der Frauenfußball 2013 wieder zur Randerscheinung wird?

Vermutlich hängt die Entwicklung des öffentliches Interesses, und damit auch der Sender, vom Sport selbst ab: Höchst erfolgreich war die deutsche Frauen-Nationalmannschaft schon in den vergangenen Jahren; auch 2007 sahen bereits fast zwölf Millionen Bundesbürger den WM-Sieg (eine Zahl, die damals sensationell war, aber angesichts der aktuellen Quoten schon altbacken wirkt). Die erfolgreiche Entwicklung der Einschaltquoten und des Interesses ist eng gekoppelt an den Erfolg der DFB-Elf und dürfte damit abflachen, wenn sich die Frauen beispielsweise schon im Viertelfinale mit schwacher Leistung verabschieden oder in den kommenden Jahren nur noch im Mittelmaß spielt.

Feiern wir aber auch wieder in diesem Jahr den Titelgewinn, so steht einer rosigen Zukunft des Frauenfußballs – zumindest in Deutschland – nichts im Wege. ARD und ZDF werden die Entwicklung verfolgen und die kommende WM erneut ausgiebig inszenieren, wenn Deutschland wieder als Favorit gelten sollte. Insgesamt ist dies ein äußerst erfreulicher Umstand: Denn das Erfolgsgeheimnis der Frauenfußball-WM liegt einzig und allein im Sport selbst begründet. Solange dieser von den Deutschen erfolgreich gespielt wird, werden auch die Zuschauer weiter einschalten.

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