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«Mercy Point»

von
Die UPN-Serie hielt im Herbst 1998 nur drei Wochen lang durch.

Kinogänger und TV-Zuschauer nörgeln gerne einmal, wenn sie dieselbe Story im selben Genre wieder und wieder vorgesetzt bekommen. Medizinerdramen haben heutzutage den Drang, die Soap-Elemente eines «Grey's Anatomy» für den Aufbau ihrer Storys zu benutzen; Raumschiff-Science-Fiction kann dagegen meisten nicht ohne die Klischees der Zukunft aufkommen (Androiden, Hologramme). 1998 gab es im US-Fernsehen eine Serie, die diese beiden Genres miteinander verbinden wollte, um einen einzigartigen Blick in die Arbeit von Medizinern zu geben. «Mercy Point» fand seine Premiere am 06. Oktober 1998 auf UPN, wurde jedoch nach drei Wochen abgesetzt und im darauffolgenden Sommer in Form von zwei zweistündigen Filmen für eine kurze Sichtung aus den Archiven geholt. Die Serie befand sich mitten in der Produktion der achten Episode, als die Nachricht der Absetzung publik wurde.

«Mercy Point» beschäftigte sich mit einer Gruppe von Ärzten auf einer Raumstation in der Jericho-Kolonie des Jahres 2249 und versuchte seine medizinischen Geschichten so ehrlich wie möglich zu erzählen. Im Gegensatz zu seinen Raumschiff-Vorgängern (praktisch das «Star Trek»-Franchise) gab es keine Garantie für ein Happy End in jeder Episode. Mit Storys von Patienten, die ihre Genitalien verlieren, schwierigen Geburten und Epidemien, gaben die Autoren ihren Charakteren nicht nur eine handvoll Geschichten in jeder Episode, sondern auch einen Grund, warum «Mercy Point» als eine Mischung aus «Star Trek» und «M.A.S.H.» bezeichnet wurde (oder einfach nur als „«Emergency Room» in Space“), während der Aufbau der medizinischen Geschichten eher denen von «Chicago Hope» auf CBS ähnelte. Für Hauptdarsteller Joe Morton («Eureka») war es die fünfte Serienhauptrolle in seiner Karriere, und «Mercy Point» war davon die vierte, welche nach einer Staffel vom Sender aus dem Programm gekegelt wurde.

Obwohl der Serie bescheinigt wurde, dass sie ihre Geschichten auf komplexem Wege anging und durchaus präzise für ihr Genre war, gab es für «Mercy Point» vor dem Premierentermin keine guten Kritiken. Der Science-Fiction-Anteil wurde verrissen, ebenso wie die Tatsache, dass die Serie auch gerne mit ihren Soap-Anteilen übertrieben hat. Offenbar waren die Zuschauer in den 1990er Jahren noch nicht bereit gewesen, Soap-Anteile in einer Genreserie zu akzeptieren, welche in der Vergangenheit größtenteils durch Action unterhielt. Zusätzlich war es dem Genre zu verdanken, dass «Mercy Point» viel zu ernst war und seine Storys nicht mit Humor aufgelockert hat. Mit dramatischen Charakterhintergründen und dunklen Geschichten über Computerviren, Tode und Serienkiller im Science-Fiction-Gewand war auf UPN offenbar nichts zu holen.

Am Ende lag es wohl in der Schuld von UPN, dass «Mercy Point» bei den Zuschauern gnadenlos untergegangen war: Es war einfach kein passender Sendeplatz für die Serie verfügbar gewesen. Statt sie entweder mit «Star Trek: Voyager», oder mit der 1998 ebenfalls neu gestarteten Zeitreise-Serie «Seven Days» zu paaren (welche letztendlich beide am Mittwoch ausgestrahlt wurden), gab man «Mercy Point» den Gnadenslot am Dienstag als Lead-out einer Comedystunde. Im Durchschnitt fanden nur 2,10 Millionen Zuschauer zu den drei Episoden, welche im Herbst ausgestrahlt wurden – die Serie landete in den Jahrescharts zusammen mit der großen Hälfte des UPN-Programms auf einem der letzten Plätze. In Deutschland fand «Mercy Point» im Herbst 1999 überraschenderweise auch im deutschen Fernsehen eine Ausstrahlung, hier allerdings nur für ein Nischenpublikum in der Hauptstadt: Bis 2001 gab es drei komplette Ausstrahlungen auf dem Sender TV Berlin, bevor die Serie für eine Runde zum Pay-TV wanderte, und seitdem als vergessen und vergraben unter Staubpartikeln gilt.

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