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13 Episoden, aufgeteilt in eine sieben und eine sechs Episoden beinhaltende Staffel umfasste die vorläufige Gnadenfrist der Serie, die einmal mehr personell neue Wege einschlagen musste und immerhin hier einiges besser machte als in Staffel drei. Während diese durch ihre zahlreichen Darsteller-Ausstiege im Verlauf der Handlung regelrecht zerrissen wirkte, hielten die Staffeln vier und fünf ihren Cast beisammen und ersetzten die blassen Neuzugänge der Vorstaffel durch zwei interessante Gesichter: den geheimnisvollen Ex-Soldaten Matt Anderson und die sympathische Computerspezialistin Jessica Parker.
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Nach dem Ende der clever gesponnenen ersten Staffel zeigte «Primeval» zudem fortlaufende Schwächen in der Ausgestaltung seiner Handlungsbögen, die in den Staffeln vier und fünf ihren Höhepunkt erreichen. Obwohl dieses Mal satte 13 Episoden zum Erzählen zur Verfügung standen, weist die Story riesige Löcher auf, man gewinnt gar den Eindruck, zu Beginn der Dreharbeiten hatten die Macher selber noch keine Ahnung, was überhaupt hinter den Ereignissen steckt. So ergibt die ganze Geheimnistuerei um Gideon zu Beginn der vierten Staffel retrospektiv überhaupt keinen Sinn mehr. Die komplette Handlung zerfällt bei einem ersten näheren Blick schlicht in ihre Einzelteile. Und dann konnten sie es trotz der wackeligen Beine, auf denen die Serie steht, doch wieder nicht lassen: Staffel fünf endet mit einem Cliffhanger. Ob der jemals aufgelöst werden wird, ist zweifelhaft. Selbst wenn eine neue Staffel kommt.
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Die größten Mängel in der Charakterisierung weist allerdings Philipp Burton auf, der große Gegenspieler der Staffel. Von der Anlage her ebenfalls ein äußerst interessanter und potentiell vielschichtiger Charakter: Philipp hat eine Vision, wie er die Welt aus der Energiekrise führen kann, er verfolgt hehre Ziele und glaubt daran, dass man den Fortschritt nicht blockieren darf. Dazu ist die Rolle mit «Star Trek»-Veteran Alexander Siddig großartig charismatisch besetzt. Philipps Verhalten bis hin in die Katastrophe im Finale könnte faszinierend nachvollziehbar sein, würde das Drehbuch ihn nicht immer wieder den Klischee-Bösewicht raushängen lassen. Wenn Philipp stolz von seinen Plänen schwafelt und radikal gegen die Widersacher vorgehen lässt, wirkt er eher wie ein größenwahnsinniger Schurke aus einem «James Bond»-Film. So erscheint gerade die Wende im Finale, als er sich selbst opfert, absolut aufgesetzt.
Leider bleiben die vierte und fünfte Staffel, die so viel Möglichkeiten zu mehr gehabt hätten, somit nicht mehr als Stückwerk. Im Großen und Ganzen macht «Primeval» auch in den neuen Staffeln weiter Spaß, wenn man Lust auf eine kurzweilige Monsterjagd mit nicht immer technisch ausgefeilten, aber in jedem Fall spektakulär eingesetzten Spezialeffekten hat. Zu schade, dass man diese offenbar weiterhin als den heimlichen Star der Serie sah und darüberhinaus vergaß, Geschichten zu erzählen und mit den Charakteren zu arbeiten.
Noch ist die fünfte Staffel nicht in Großbritannien gelaufen, trotzdem kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es keine zweite Rettung für «Primeval» geben wird. Denn die vierte Staffel musste bereits neue Tiefstwerte hinnehmen. Auch auf ProSieben hat «Primeval» mittlerweile als Zugpferd für das Montagsprogramm ausgedient. So werden die Zuschauer einmal mehr mit einem Cliffhanger allein gelassen. Wie jedes Jahr bei «Primeval».