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RTL 2011/12: Die Suche nach dem nächsten Reality- und Serienhit

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In der kommenden Woche präsentiert RTL sein Programm für TV-Saison 2011/12. Obwohl der Sender die besten Quoten der vergangenen Jahre einfahren kann, gibt es einige Baustellen: Insbesondere in Sachen Reality und Serie wird RTL Ideen präsentieren müssen.

Die magische Zahl ist 19,2: Diesen Marktanteil erreichte RTL im vergangenen Fernsehjahr, das die Monate September 2010 bis Mai 2011 beinhaltet, beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren. Ein Wert, der in den vergangenen zehn Jahren nicht getoppt wurde – und gleichzeitig die Messlatte für Senderchefin Anke Schäferkordt, die ihrer Arbeit auch in der kommenden TV-Saison angelegt wird. Denn angesichts solcher Rekordzahlen geht es nicht mehr darum, die Marktanteile weiter signifikant auszubauen, sondern primäres Ziel ist es, sie auf diesem Niveau zu halten. Ähnlich hat sich Schäferkordt kürzlich in einem Interview mit der „Zeit“ ausgedrückt. Welche Baustellen gibt es also überhaupt und was sind die spannendsten Fragen, die bei der Programm-PK beantwortet werden dürften?

Seriennachschub contra Abwärtstrend?


Schon im vergangenen Jahr glänzte der erfolgreichste deutsche Sender nicht mit Innovationen – und gewann trotzdem weiter Marktanteile hinzu. Doch die möglichen Probleme, die RTL schon vor zwölf Monaten angedichtet wurden, bleiben bestehen: Mit «Monk» ist im vergangenen November eine der erfolgreichen Dienstags-Serien zu Ende gegangen, der Nachfolger «Psych» schlug sich eher mäßig auf dem Sendeplatz um 22.15 Uhr. Die anderen beiden US-Formate «CSI: Miami» und «Dr. House» setzten ihren Quoten-Abwärtstrend fort – ProSieben macht den alteingesessenen Serien Konkurrenz. Zwar schlägt sich «Royal Pains» aktuell recht gut auf dem früheren «Monk»-Sendeplatz, doch die Mutlosigkeit in Sachen Serie zollt langsam ihren Tribut: Denn ob das neue Format auch außerhalb des zuschauerschwachen Sommers erfolgreich ist, steht noch in den Sternen.

Für die kommende Saison hat RTL bisher die Crime-Serie «White Collar» (Foto) angekündigt, die am Dienstag – höchstwahrscheinlich um 22.15 Uhr – ausgestrahlt wird. Doch langsam müsste sich der Sender auch Gedanken um die zuvor ausgestrahlten Primetime-Serien machen und mögliche Alternativen testen: Beispielsweise ist das Ende von «Dr. House» nach der kommenden Staffel sehr wahrscheinlich, sodass RTL mittelfristig Nachschub fehlen würde. Noch größere Probleme bereitet der Serien-Donnerstag, wo «Bones» mit der fünften Staffel die schwächsten Quoten seit dem Start des Formats einfuhr. Nur «CSI» stemmte sich gegen den Abwärtstrend der RTL-Serien und legte um 22.15 Uhr deutlich zu. Trotz dieser Probleme ist fraglich, ob RTL überhaupt eine neue US-Serie ankündigen wird: In den Programmscreenings der amerikanischen Sender gab es fast keine Formate, die zum Profil des Senders passen.

Die eigenproduzierten Serien


Schon im vergangenen Jahr war von einigen neuen Eigenproduktionen die Rede, die RTL im Auftrag herstellen lässt. Das im Dezember getestete Action-Format «Die Draufgänger» erhält eine volle Staffel, ebenfalls fortgesetzt wird «Countdown – Die Jagd beginnt» (Foto). Von beiden Serien wird es acht Folgen geben, die wohl am Donnerstag gezeigt werden: Eine interessante Frage dabei ist, ob die Formate an einem kompletten deutschen Serienabend gemeinsam gezeigt werden – angesichts der Schwäche von «Bones» eine diskutable Alternative.

Fortgesetzt wird auch das eher komödiantische Format «Der Lehrer», das im Sommer 2009 ordentliche Quoten erzielen konnte. Allerdings entsteht zunächst nur ein Pilot für eine zweite Staffel. Daneben wurden schon 2010 Pilotprojekte eigenproduzierter Sitcoms angekündigt: Mit «Carla» und «Sekretärinnen – In der Hölle, Tag 1» (Arbeitstitel) will RTL möglicherweise am Freitagabend die Rückkehr der Deutsch-Sitcoms testen, die vor einigen Jahren erfolgreich waren (siehe Text unten). Daneben wurde eine Reihe weiterer Serienpiloten bekannt, darunter Namen wie «Der Clan», «Der Sheriff» und «Entführt – In fremder Gewalt». Ob und welche dieser Projekte in Serie gehen, dürfte sich auf der Programmpräsentation klären, wobei einige auch erst zur TV-Saison 2012/13 starten könnten. Von «Die Trickser» kommt im Herbst ein 90-Minüter, nach dessen Ausstrahlung dann über ein mögliches Weiter diskutiert wird.

Eine der interessantesten Fragen ist weiterhin die offene Zukunft der Ärzte-Comedy «Doctor’s Diary», die mit der vergangenen Staffel Rekordquoten einfuhr und dennoch keine direkte Verlängerung bekam. Eine Entscheidung über eine mögliche vierte Staffel sollte Ende Juni gefallen sein, der Termin verstrich aber. Ob es eine vierte Staffel geben wird, ist also weiterhin nicht definitiv entschieden - auch wenn es zuletzt alles andere als schlecht aussah. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich RTL in dieser Frage bei der PK in der kommenden Woche schon final äußert, ist jedoch eher gering.

Die Zukunft der Realitys


Mit «Undercover Boss» testete RTL im Frühjahr wieder einmal sehr erfolgreich einen möglichen neuen Reality-Hit. Im Schnitt sahen 23,5 Prozent der Werberelevanten die vier ersten Ausgaben des Formats, in dem sich Firmenbosse verkleidet unter ihre Mitarbeiter mischen. Eine zweite Staffel der Reality wurde bereits in Auftrag gegeben; unstrittig ist, dass der Quotenhit auch weiterhin in der Primetime zu sehen sein wird. Eine Evolution des Reality-Genres dürfte RTL ohnehin dringend herbeigesehnt haben: Die Mittwochs-Klassiker «Raus aus den Schulden» und «Die Super Nanny» verloren gegenüber dem Vorjahreszeitraum weiter an Marktanteilen.

Daher ist RTL schon nach der Hälfte dieser Saison dazu übergegangen, die kontrastierende Programmfarbe „Show“ weiter am Mittwoch zu etablieren: Nach «DSDS» wurde mit «Let’s Dance» die große Live-Show am Mittwoch mit neuem Moderatorenduo wiederbelebt – und kam auf deutlich bessere Quoten als die Realitys. Mehr als 20 Prozent der jungen Zuschauer sahen im Durchschnitt die vierte Staffel. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Sender auch im kommenden Jahr mit dem Format plant – und womöglich langfristig umdisponiert, um noch mehr Shows am Mittwoch zu zeigen.

Dagegen muss sich der Sender um «Rach, der Restauranttester», «Vermisst» und «Bauer sucht Frau» keine Sorgen machen: Die erfolgreichsten der Reality-Sendungen blieben am Montagabend relativ konstant. Zudem war die neue Sendung «Verzeih‘ mir» im Januar dieses Jahres teilweise sehr erfolgreich – hier wurde eine Fortsetzung bereits bestätigt. Die Frage wird also sein, ob sich das Reality-Genre bei RTL gesund schrumpft: Beispielsweise durch die Einstellung mancher mittlerweile weniger erfolgreicher Vertreter und insbesondere durch die Möglichkeit, ob das Show-Engagement am Mittwoch ausgeweitet wird.

Shows und Jauch: Der Freitagabend


Mit «Wer wird Millionär?» und «Die ultimative Chart Show» hat RTL zwei sehr verlässliche Shows im Programm, die freitags konstant gute Einschaltquoten erreichen. Während das Jauch-Format während der gesamten Saison im Programm bleibt, wird die «Chart Show» an einigen Monaten nicht gezeigt – so beispielsweise im Januar und Februar dieses Jahres. RTL setzte dann auf «5 gegen Jauch», das allerdings nur teilweise gute Marktanteile erzielte. Dennoch dürfte der Sender eine weitere Staffel bestellen – sollte dem nicht so sein, wird es spannend: Eventuell plant der Sender mit einem neuen Showformat. «The Cube» wird angesichts der schwachen Quoten wohl nicht fortgesetzt; «Typisch Frau – Typisch Mann» schlug sich im Januar und Februar anfangs sehr stark, fiel aber gegen Ende der Staffel deutlich unter den Senderschnitt.

Eine mögliche Alternative zu den klassischen Shows hat RTL vielleicht für den Freitagabend parat: Die Pilotierung der schon oben genannten Sitcom-Konzepte «Carla» und «Sekretärinnen» wurde schon 2010 bekannt gegeben – sollten diese Serien wirklich ihren Weg ins Programm finden, ist auf der Programmpräsentation mit einer Ankündigung zu rechnen. Vor einigen Jahren waren die eigenproduzierten RTL-Comedys wie «Das Amt», «Ritas Welt» oder «Nikola» am Freitagabend große Quotenhits – möglicherweise hat sich der Sender an dieses Erfolgskonzept, auch angesichts der anhaltenden Beliebtheit von US-Sitcoms, wieder erinnert.

Die große Konstante bleibt Günther Jauch, der mit «Wer wird Millionär?» am Montag und Freitag weiterhin besonders beim Gesamtpublikum für verlässlich starke Zuschauerzahlen sorgt. In der Zielgruppe liefen die Shows an beiden Ausstrahlungstagen fast identisch erfolgreich, aber mittlerweile unterhalb des RTL-Senderschnitts. Dennoch bleibt das Quizformat auf dem aktuellen Niveau unantastbar, solange Jauch weitermachen will; erst bei weiteren Marktanteilsverlusten ist die Absetzung zumindest einer von zwei wöchentlichen Folgen denkbar. RTL dürfte dann – wie vor einigen Jahren am Samstag – keine radikale Absetzung durchführen, sondern das Format schrittweise aus dem Programm nehmen und Alternativen testen.

Die Programmpräsentation von RTL findet am kommenden Dienstag statt.

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