Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines Formats, das vielleicht nur etwas seiner Zeit voraus war.
«Showlympia» wurde am 06. Juli 1996 im Ersten geboren und entstand zu einer Zeit, als der Sender durch den Weggang von Harald Schmidt und dem Ende der erfolgreichen Reihe «Flitterabend» mit Michael Schanze Probleme hatte, den traditionellen Sendeplatz am Samstagabend mit Showformaten bestücken zu können. Um diesem Problem zu begegnen, entschlossen sich die Verantwortlichen drei neue Konzepte mit drei recht unbekannten Moderatoren unter dem Slogan „Festival der neuen Köpfe“ auszuprobieren.
Den Auftakt dieser Probesendungen übernahm Thomas Germann, der zuvor in den Dritten Programmen die Musiksendung «Hit Clip» präsentierte. Seine neue Samstagabend-Show «Showlympia» sollte ein wenig an die Erfolge der legendären Sendungen «Einer wird gewinnen» sowie «Spiel ohne Grenzen» anknüpfen und hatte daher als Grundidee einmal mehr verschiedene Nationen gegeneinander antreten zu lassen. So kämpften in der ersten Ausgabe die Länder USA, Italien und Deutschland in acht Spielrunden um den Titel. Für jeden Staat trat jeweils eine Mannschaft aus zehn nicht-prominenten Kandidaten an, die von einem prominenten Paten unterstützt wurde. In der Premiere waren dies für die USA der Schwimmer Mark Spitz, für Italien die Schauspielerin Ornella Muti und für Deutschland der Gewichtheber Manfred Nerlinger. Um dem Titel der Sendung gerecht zu werden, stritten die Teams um Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sowie eine Reise in die Olympiastadt Atlanta. Wer am Ende gewann, entschied jedoch nicht vorrangig der Punktestand, sondern das anwesende Studiopublikum.
Die Spiele selbst waren indessen keine Eigenentwicklungen, sondern sind aus der ganzen Welt zusammengetragen worden. Im Vorfeld sichteten die Redakteure die beliebtesten und verrücktesten Shows aus 44 Ländern und wählten die 560 besten Quiz-, Spaß- und Actionspiele für eine deutsche Adaption aus. Auch mit diesem Verfahren sollte die angestrebte Internationalität der Show erreicht werden. So rannten die Teilnehmer durch Gummiwände, badeten in riesigen Schaumbecken und ließen sich als Hände verkleidet auf den Boden fallen. Um die aufwendigen Aktionen umsetzen zu können, wurden zwei Studios und ein großzügiges Außengelände im niederländischen Hilversum angemietet. Möglich war dies durch die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Endemol. Die federführende Umsetzung unterlag jedoch der Produktionsfirma OnAir, bei der Thomas Germann Geschäftsführer war und wohl vor allem deswegen mit der Moderation des Großprojektes betraut wurde.
Was zunächst nach einer frischen Belebung des Samstagabends klang, stellte sich jedoch als unmotivierte Show heraus. Die Spiele endeten oft in plumpen Albernheiten, die ihren Unterhaltungswert vor allem durch die Besudelung der Kandidaten erzielen sollten. Zusätzlich blieb Moderator Thomas Germann über weite Strecken der Sendung blass und präsentierte das bunte Treiben wie schon seine Musiksendung viel zu steif und unwitzig. Was beim Ansagen von Clips im Nachmittagsprogramm noch verzeihlich war, wuchs in einer Samstagabendshow zu einem großen Ärgernis heran.
Entsprechend wurde das Ergebnis in den nachfolgenden Tagen von der Presse verrissen. Neben Germanns schwacher Leistung stieß auch die lautstarke Anfeuerung der Kandidaten einigen Pressekollegen bitter auf, war man dies vom ruhigen ARD-Samstag nicht gewohnt. Doch auch die Zuschauerresonanz ließ zu wünschen übrig, denn nur drei Millionen Menschen sahen die erste Ausgabe der Show. Selbst die Wiederholungen der alten Spielfilme «Airport IV» auf RTL und «Der Feind in meinem Bett» in Sat.1 liefen mit 3,84 bzw. 3,76 Millionen Zusehern erfolgreicher. Damit wurde schon der Auftakt des „Festivals der neuen Köpfe“ zu einem Reinfall. Nach einer weiteren erfolglosen Ausgabe der Show verschwand das Format dann endgültig.
«Showlympia» wurde noch in seinem Geburtsjahr 1996 beerdigt und erreichte ein Alter von zwei Ausgaben. Die Show hinterließ den Moderator Thomas Germann, der seine Musiksendung «Hit Clip» noch bis zum Jahr 1997 weiter präsentierte und dann mit seiner Event-Agentur hauptsächlich für Automobilkonzerne tätig war. Die Idee, Länder gegeneinander antreten zu lassen, wurde später in der Show «Deutschland gegen X» mit Johannes B. Kerner noch einmal reaktiviert.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer weiteren Vertreterin des «Festivals der neuen Köpfe», die das Erste gleich zwei Mal retten sollte.