
«Web Therapy» hat jedoch einen kleinen Twist: Fiona hat keinerlei Erfahrungen im Therapie-Business und ihr kam die Idee der Online-Sitzungen recht schnell, weshalb sie sich gar nicht erst um ihre Patienten kümmert und ihnen regelmäßig schlechte Botschaften mit auf dem Weg gibt. Das einzige, was Fiona als Therapeutin ihren Patienten bieten kann, sind entnervende Augenroll-Momente, sinnlose Pointen aus ihrem Leben, sowie regelmäßige Unterbrechungen, in denen sie ihren Patienten ein Bild ihres Abendkleides schickt und nach einer fundierten Meinung fragt. Damit ist «Web Therapy» das komplette Gegenteil von HBOs «In Treatment» und geht mehr den Weg einer chaotischen Frau, die von sich behauptet alles über Psychotherapie zu wissen, jedoch darin scheitert, ein Interesse an ihren Patienten während der drei Minuten langen Online-Sitzungen zu entwickeln. Unter ihren Patienten befindet sich auch Fionas Ehemann Kip (Victor Garber), der den Großteil seiner Ehe als unzufrieden bezeichnet, und in seinen wortlosen Ausdrücken erkennen lässt, dass er die Idee seiner immer fremder werdenden Frau äußerst bescheuert findet.
Die originale Web-Serie besteht aus drei Staffeln mit 48 Episoden, jeweils zwischen drei und elf Minuten lang, welche Showtime in zehn halbstündige Episoden untergebracht hat. Zusätzlich zu dem schon produzierten Material, welches die Therapiesitzungen beinhaltet, wird es in der Showtime-Version neue Szenen geben, welche sich mehr mit Fiona als Charakter, sowie ihrem traurig-verrückten Heimleben beschäftigen sollen. Denn was «Web Therapy» zuerst ausmacht, ist die sterile Art und Weise der Produktion, welche auch schon «In Treatment» zum Kritiker-Erfolg machte: Die Charaktere sitzen nur vor einer Webkamera und halten ihre Therapiesitzungen – das Schauspiel liegt in der Mimik und Gestik der Darsteller, eine Handlung gibt es so gut wie gar nicht, die Entwicklung der Charaktere und der Geschichte liegt im Dialog des Geschehens. Und da die einzelnen Therapiesitzungen in der Regel selten die Fünf-Minuten-Marke durchschreiten, wird Fiona in den halbstündigen Episoden mehrere Fälle zu betreuen haben.

Nun besteht nur noch die Frage, ob Showtime mit «Web Therapy» mehr vorhat, als nur das Zusammenschneiden von drei Online-Staffeln zu zehn halbstündigen Episoden. Sollte die Serie ein Quotenerfolg werden, ist es vorstellbar, dass Kudrow und ihre Autorenpartner zur Serie zurückkehren, und neues Originalmaterial fürs Fernsehen produzieren. Allerdings sollte der Kritikerfolg der Onlineserie sich für die TV-Auswertung schon wiederholen, um Anerkennung bei den neuen Zuschauern zu finden. Allerdings hat schon HBO mit «In Treatment» bewiesen, dass Zuschauer kein unbedingtes Interesse an solch sterile Serien haben. Die Chancen für ein langes Leben im TV stehen auch mit Lisa Kudrows nächster Premiumserie deutlich schlecht da.