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Hello, Mister Benedict Cumberbatch!

von
Sie haben mich letzten Sonntag regelrecht überfallen und dabei positiv überrascht.

Nachdem «Na sowas!» zu Ende war und ich gegen 22.30 Uhr von ZDFkultur ins Erste schaltete, wollte ich eigentlich nur nochmal kurz in die «Tagesthemen» reinschauen. Dass diese noch etwas auf sich warten ließen, wusste ich ja. Was ich aber nicht mehr auf dem Schirm hatte: Dass Ihre Krimi-Serie «Sherlock» bis dahin noch laufen würde und auch schon seit dem Anfang von «Na sowas!» ab 21.45 Uhr in Ausstrahlung war.

Schon vor dieser allerersten Folge, die die ARD von Ihrer BBC-Serie dem deutschen Publikum präsentierte, hatte ich ja davon gehört und gelesen, doch begeistert war ich nicht. Als Fan alter englischer Krimis wie Edgar Wallace, Francis Durbridge oder eben Sherlock Holmes bin ich von Neufassungen eigentlich nie angetan. Vor allem beim nun von Ihnen verkörperten Meisterdetektiv Holmes waren mir noch einige Versionen in Erinnerung, die mir reichlich überflüssig vorkamen: Ähnlich erschien mir auch Ihre Serie im Vorfeld, sollte es sich doch um einen jüngeres Holmes/Watson-Gespann handeln, das in der heutigen Zeit mit modernsten Techniken seine Fälle löst. Kann ja nicht besonders werden, dachte ich mir und beschloss, Ihre Serie nicht unbedingt zu schauen, wenn etwas Besseres kommen sollte. Der Programmierung Ihrer Deutschland-Premiere sei dank, dass ich aber dennoch mehr oder weniger unfreiwillig zu «Sherlock» zappte und hängen blieb.

Sofort kam mir die Umsetzung der Thematik interessant vor. Die Optik der einzelnen Szenen war in meinen Augen brillant - Elemente des alten, spannenden London waren mit PCs und Handys verbunden. Der interessanten Frage, ob der große Sherlock Holmes wohl im Hier und Jetzt mit der Technik von heute noch erfolgreicher gewesen wäre, kann in Ihrer Serie nachgegangen werden. Außerdem nahmen Sie mich als bestechender Holmes-Darsteller schnell in Ihren Bann. Schon Sie selbst sind wohl ein prägnanter Charakter, doch wenn man Sie sich als Holmes anschaut, merkt man schnell, dass Sie was für den Detektiv übrig haben müssen. Als arroganter, teils exzentrischer jugendlicher Sherlock stechen Sie sofort als Hauptdarsteller aus dem sonstigen Cast der Serie heraus. Die Rolle wird Ihnen vor allem hier in Deutschland mit Sicherheit einen deutlich prominenteren Status bringen, sollte die ARD weitere «Sherlock»-Folgen über die aktuellen drei Stück hinaus von der BBC übernehmen, was auch schon alleine aufgrund der Spannung der eigentlichen Fälle wünschenswert wäre. Die deutschen Krimi-Angebote des Ersten namens «Tatort» und «Polizeiruf 110» sind selten so fesselnd und mit ihrer Länge von eineinhalb Stunden zu sehr in die Länge gezogen. In Ihrer «Sherlock»-Serie wird in der gleichen Zeit viel interessanter ermittelt. Sie könnten auch durchaus auf lange Sicht mit Ihrer jungen Krimi-Reihe als feste Bank der ARD mehrere ebensolche Zuschauer bringen.

Aber nochmal kurz zurück zu Ihrem Promi-Status: In Großbritannien haben Sie diesen ja schon länger verdient inne. Ob Ihre Darstellung des Frankenstein am National Theatre in London Anfang des Jahres, Ihre Mitwirkung in der Serie «Dr. Slippery» oder wichtige Filmrollen (z.B. in «Hawking») – all dies ließ Sie auf der Insel zu einem Star werden. Mal sehen, ob es Ihre aktuelle Klassik-Krimi-Serie schafft, Sie auch hierzulande durchbrechen zu lassen. Verdient hätten Sie es jedenfalls. Apropos Klassik: Dass in «Sherlock» so getan wird, als ob es den Holmes aus dem 19. Jahrhundert nie gegeben hätte und er mit Dr. Watson schon immer in der Neuzeit den Gaunern auf der Spur gewesen wäre, ist ein letzter interessanter Aspekt der Reihe. Wieso? Weil es irgendwie klappt und man beim Anschauen Ihrer Serie gar nicht nach dem alten Holmes fragt. Sir Doyle wäre das bestimmt ein Dorn im Auge gewesen. Doch vielleicht wäre er auch stolz, dass Sie seine literarische Figur mit Ihrer Serie auch noch heute interessant machen, zeitgemäß darstellen und dennoch getrost in seinem niveauvollen Sinne auf große Action und Erotik verzichten können. Die Spannung, der Holmes-Charakter und die guten Fälle machen es eben nach wie vor…

Ich freue mich auf viele weitere «Sherlock»-Folgen mit Ihnen!

Best wishes to you in London,
Ihr eiskalt erwischter und sofort überzeugter neuer Zuschauer
Gregor Elsbeck

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