Matthias Opdenhövel feiert in diesen Tagen seinen Einstand als «Sportschau»-Moderator. Wir haben hingeschaut.
Eine der größten Branchenüberraschungen dieses Jahres war zweifelsohne der Wechsel Matthias Opdenhövels zur ARD. Schließlich konnte man sich für den früheren VIVA-VJ eigentlich keinen besseren Job als die Moderation der Spielshow «Schlag den Raab» vorstellen. Und doch gab Opdenhövel die Moderation der erfolgreichen Samstagabend-Sendung nach fast fünf Jahren ab und wechselte in diesem Sommer zu den Öffentlich-Rechtlichen.
Seinen Einstand im Ersten gab er am vergangenen Samstagvorabend bei der Moderation der «Sportschau» – dass dieser Job wohl der Hauptgrund für Opdenhövel gewesen sein dürfte, überhaupt einen Senderwechsel in Erwägung zu ziehen, lässt sich an seinen Aussagen erkennen: „Die Sportschau ist der heilige Gral. Für mich wird ein Jugendtraum wahr, sie jetzt zu moderieren“, sagte er angesichts seiner neuen Aufgabe. Für ihn sei die «Sportschau» schon in der Kindheit ein Pflichttermin gewesen – zu Zeiten, als Ernst Huberty die Sendung noch moderiert hatte. Und so lässt sich auch nachvollziehen, warum Opdenhövel diese Aufgabe angenommen hat, die oberflächlich weniger spannend scheint als die Präsentation von «Schlag den Raab»: Für den Fußball-Begeisterten geht damit wohl ein Lebenstraum in Erfüllung, sodass er das Angebot der ARD nicht abschlagen konnte.
Die Moderation der ersten «Sportschau», bei der die erste Runde des DFB-Pokals zuammengefasst wurde, brachte Opdenhövel erwartbar souverän hinter sich. Fast schon etwas zu abgeklärt wirkte der Detmolder, der im Vorfeld der Premiere Ehrfurcht und vielleicht etwas Nervosität vor dem großen Namen «Sportschau» zugegeben hatte. Dass der Moderator bei diesem Format in ein relativ enges Korsett gesteckt wird, bei dem präsentatorische Freiheiten nur in geringem Maße möglich sind, wusste man vorher. Und dennoch ließ Opdenhövel die aus «Schlag den Raab» bekannten zynischen Kurzkommentare punktuell einfließen: Beispielsweise dann, als er nach einem Inverview mit Peter Pacult konstatierte, dass dieser gerade so aussehe, als hätte man ihm das Fahrrad geklaut. Abgesehen von einem Versprecher, in dem er den FC Bayern als FC Bayer betitelt hatte, wirkte Opdenhövel wie der (fast zu) perfekte «Sportschau»-Moderator für den modernen Fußball: Ohne langweilige Floskeln auskommend, dafür mit bissigen Kommentaren und der ihm bekannten Lockerheit in Sachen Moderation.
Am Freitagabend präsentierte Matthias Opdenhövel dann die Live-Übertragung des Bundesliga-Eröffnungsspiels zwischen Borussia Dortmund und dem Hamburger SV. Auch hier machte er die gute Figur, die von ihm zu erwarten war. Aber viel besser als seine Kollegen war er nun auch nicht – vielleicht wären es auch etwas zu hohe Erwartungen, wenn man bei Opdenhövel gleich bei der Premiere eine Revolution der Fußball-Berichterstattung erhoffte.
Im Interview mit Jürgen Klopp nach dem Spiel drängte er sich etwas in den Vordergrund, anstatt knappe Fragen an den siegreichen Trainer des BVB zu stellen. Im direkten Vergleich bekam dies Sebastian Hellmann von Sky besser hin – dort wurde auch mehrmals zu individuellen Spielern nachgefragt. Insgesamt aber präsentierte sich Opdenhövel auch bei dieser Live-Moderation in guter Verfassung. Dass ARD-Experte Mehmet Scholl zum Schluss der Sendung darauf anspielte, dass Reinhold Beckmann heute irgendwie anders ausgesehen habe, trifft es auf den Punkt: Einen wirklich großen Unterschied zwischen ihm und Opdenhövel konnte man noch nicht bemerken. Und das ist ein durchaus positives Fazit.