5 Köpfe

Wir sagen 'Servus' zu 9Live

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Vor fast zehn Jahren wurde 9Live geboren; am Dienstag wird der Kanal abgeschaltet. Damit geht defintiv eine TV-Ära zu Ende - fünf Gedanken rund um einen (unrühmlichen) Fernsehsender...

Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de


Jetzt ist es dann also vorbei mit 9Live, dem Sender der wohl das schlechteste Image unter allen deutschen TV-Kanälen hatte. Der Sender sagt „Servus“, der einst aber auch mal der ertragreichste ganz Deutschlands war. Den Live-Betrieb stellte der Kanal schon vor einigen Wochen ein, seitdem rotierte alte ProSiebenSat.1-Ware in Dauerschleife und machte 9Live an einigen Stellen sogar wieder halbwegs attraktiv. Übrigens: Es war nicht alles schlecht an den Anrufsendungen des scheidenden Kanals – es wurde nur viel falsch gemacht. Erinnern wir uns an den Anfang zurück, als die Spielchen nicht nur aus Blöd-Rätseln a la „Nennen Sie eine Automarke mit A“ bestand. Da gab es Formate wie «Alles auf Rot», eine Art Casino-Show, die man abends sogar ohne Probleme und Verblödungsgefahr anschauen konnte. Letztlich haben solche Blöd-Rätsel aber einfach mehr gezogen, der Hot-Button zu deutlich mehr Anrufen verleitet. Und jetzt ist Schluss – und auch, wenn wirklich keiner weint, so ist 9Live aus der deutschen TV-Geschichte nicht wegzudenken. Auch, wenn der Sender für immer das schwarze Schaf bleiben wird. Ist nun nur noch zu hoffen, dass auch der andere Call-In-Rest im deutschen Fernsehen bald einen Platz neben 9Live findet.

Jan Schlüter, Redakteur Quotenmeter.de


Wenn es in diesen Tagen etwas gibt, das an Gleichgültigkeit nicht zu überbieten ist, dann ist dies die Abschaltung des ehemaligen Call-In-Senders 9live. Durch die Beendigung des Anrufgeschäfts im Mai verlor die Fernsehstation, die zuletzt ohnehin maximal 0,1 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern erreicht hatte, endgültig ihren letzten Rest an Relevanz. Zuvor diente sie bei der ProSiebenSat.1-Gruppe immerhin noch als außergewöhnliches Geschäftsfeld für finanzielle Einnahmen abseits des traditionellen Werbegeschäfts, wenn es auch in den letzten Jahren deutlich schrumpfte. Allein der Sendername 9live traf also schon nicht mehr zu – es gab schließlich kein Live-Programm mehr, sondern größtenteils Wiederholungen aus dem Archiv. Richtig ist also, dass der Betrieb von 9live endgültig eingestellt wird, denn für ProSiebenSat.1 hätte auch eine kurzfristige Lebensverlängerung nichts gebracht. Schließlich hat die Gruppe mit sixx einen bisher erfolgreichen Sender etablieren können, der (auch werbetechnisch) eine große Zukunft hat. In den Kabelnetzen dürfte dieser Sender fast überall auf dem Programmplatz von 9live folgen, da es ein mindestens gleichwertiger Ersatz ist – bei Kabel Deutschland ist dies beispielsweise ab dem 09. August definitiv der Fall. Das Ende von 9live ist damit die Erfolgschance für sixx.

Julian Miller, Kolumnist und Kritiker


Der nervige Hot-Button ist endlich abgestellt, die Moderatoren müssen nicht mehr mit Spielgeld um sich werfen, und der Ratefuchs wurde endlich zur Schlachtbank geführt. Doch obwohl 9Live bereits seit über zwei Monaten Geschichte ist und kein eigenproduziertes Programm mehr herstellt, wird munter weiter gesendet. Es laufen deutsche und amerikanische Serien, die im ProSiebenSat.1-Archiv vor sich hin gammelten, sowie Programmfenster für Astro TV, das noch skurriler und umstrittener ist als es die Call-In-Shows jemals waren.

Dieses letzte Zucken von Deutschlands erstem Quizsender, nachdem der Kopf bereits abgeschlagen ist, hört sich nun auch endlich auf. 9Live macht endgültig dicht. Gut so. Was danach kommt? Vielleicht ZDFneo. Vielleicht EinsExtra. Wahrscheinlich Sixx. Alles, nur kein AstroTV.

Daniel Sallhoff, Redakteur Quotenmeter.de


Drei, Zwei, Eins… und der Hot Button hat zugeschlagen. Zwar hat er das genauer gesagt schon am 31. Mai 2011, doch abseits von den sonst üblichen Call-In-Spielchen sendete der einstige Mitmach-Sender noch weiter munter Programm, wenngleich dieses eher billig ausfiel. Fortan fanden sich zwischen Astro TV und Erotik-Clips zahlreiche Serien wieder, die bei der ProSiebenSat.1-Group bislang keinen Platz gefunden haben – 9Live fungierte also nur noch als Restestation, wo ähnlich wie bei sixx, halt meistens nur solche Formate liefen, die woanders höchst wahrscheinlich nie erfolgreich gewesen wären. Die deutsche Krimi-Serie «Deadline» lief sogar teilweise in Erstausstrahlung. Doch nun ist auch damit Schluss: Der Sendebetrieb wird ab heute endgültig eingestellt. Und mal ehrlich: Dieser Schritt war abzusehen und sogar dringend notwendig. Denn ein Privatsender lässt sich ohne genügend Werbeauslastung einfach nicht finanzieren, und das war bei 9Live zuletzt der Fall gewesen. Das kann man nicht leugnen. Für die Zuschauer war das wohl eher eine Art Wohltat, doch wirtschaftlich gesehen brachte das ProSiebenSat.1 rein gar nichts. Obwohl: Welche Zuschauer überhaupt?

Die meisten Formate erreichten keine messbaren Werte, und wenn einmal eine Zahl nach der 0 und dem Komma stand, dann meistens eine eins oder zwei. Die Frequenzen werden nun wohl alle von sixx übernommen, der Frauensender möchte schließlich seine Reichweite ausbauen und künftig auch analog zu empfangen sein. Diese Übernahmen fanden allerdings auch schon vereinzelt statt; erst kürzlich wurde der Sender ins norddeutsche DVB-T-Netz eingespeist. Dass die Kabelbetreiber jetzt auf dem 9Live-Programmplatz einen völlig neuen Sender (außer sixx) starten, ist unwahrscheinlich. Es würde nicht dem „Masterplan“ von ProSiebenSat.1 entsprechen, der wie bereits erwähnt schon seit Monaten im Gang ist. Sei es drum: Für 9Live ist es nun also ein für allemal vorbei. Der zehnte Geburtstag kann somit nicht mehr gefeiert werden. Naja, schade drum ist’s definitiv nicht, der einzige der dem Sender hinterher trauern wird, ist doch eh nur der olle Ratefuchs…

Jürgen Kirsch, Redakteur Quotenmeter.de


Am 31. Mai 2011 gingen schon die Lichter aus für das Call-In-Fernsehen bei 9Live. Der Hot-Button verstummte und mit 9Live geht der erste und letzte Quizsender. Ich bleibe dabei: Dass man 9Live den Programm-Stecker gezogen hat, ist ein kleiner Schritt für ProSiebenSat.1 gewesen, doch ein großer für das deutsche Fernsehen. Nachdem noch altes Material über den Sender lief, ist jetzt endgültig Schluss. 9Live wird dicht gemacht. Das ist vor allem auch eine Bereicherung für ProSiebenSat.1, das jetzt auf recht einfachem Wege die Reichweite der jungen „Senderin“ sixx ausbauen kann. Entsprechend ist die Kabel- Abschaltung von 9Live nun auch als ein Baustein für das fertigzustellende Konstrukt „sixx für alle“ zu sehen. Der Frauensender hat Potenzial und will noch hoch hinaus. Dem sollte man keine Schranken vor setzen. Denn 9Live war so eine, brachte es doch in den letzten Jahren kaum noch Gewinn ein. Ja, es gab sie, die goldenen Zeiten, in denen die Zuschauer nahezu besessen von den Call-In-Shows waren und tatsächlich dachten, sie würden dort fett abräumen können. Ein Stück Fernsehgeschichte, keine Frage. Doch im Laufe der Jahre hat auch das Image von 9Live gelitten. Da nutzt auch keine Resteverwertung mehr, indem man alte Serien zeigt. Dass der einstige Call-In-Sender nun komplett zu Grabe getragen wird, ist der ökonomisch richtige Schritt gewesen. Strategisch muss jetzt noch die Reichweite von sixx ausgebaut werden und man darf sich bei ProSiebenSat.1 für richtige Entscheidungen auf die Schulter klopfen.

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