Die Kritiker

«Maria Wern – Kripo Gotland: Und die Götter schweigen»

von

Story


Nach dem Tod ihres Mannes ließ Kriminalinspektorin Maria Wern sich auf die Insel Gotland versetzen, wo die Polizei sich normalerweise nur mit Ladendiebstahl und Trunkenheit am Steuer befasst. Zeit zum Kraft tanken bleibt ihr nicht, denn in der Nacht zur Sonnenwendfeier schockt ein bestialischer Mord die Bewohner von Visby. Ein 57-jähriger Elektriker, nach seinem privaten Telefonbuch ein umtriebiger Frauenheld, wurde mit einem Speer durchbohrt und an einem Baum aufgehängt. Um ihn herum baumeln neun geschlachtete Tiere.

Der Täter kopierte offenbar einen neun Jahre zurückliegenden Ritualmord. Damals tötete eine ehemalige Psychiatriepatientin aus Stockholm einen Gynäkologen, übergoss sich danach mit Benzin und zündete sich an. Ihre verkohlte Leiche konnte man seinerzeit anhand der Zähne identifizieren - offiziell gilt der Fall als abgeschlossen. War dieser Suizid vielleicht nur vorgetäuscht? Auf die Unterstützung ihres neuen Kollegen Patrik, mit dem sie auf der Polizeischule eine unglückliche Affäre hatte, würde Maria am liebsten verzichten. Ungemach droht ihr auch von der schrägen Nachbarin Turid, einer verwirrten älteren Frau, die ums Haus schleicht, im Müll wühlt und sich gern einmischt. Als Marias kleine Tochter Linda entführt wird, kommt der Kriminalinspektorin ein furchtbarer Verdacht.

Darsteller
Eva Röse («Der Kommissar und das Meer: Ein Leben ohne Lügen») ist Maria Wern
Allan Svensson («Svensson Svensson») ist Thomas Hartman
Peter Perski («Die Brandmauer») ist Arvidsson
Ulf Friberg («Faustrecht») ist Ek
Reuben Sallmander («Stieg Larsson: Verdammnis») ist Patrik Hedlund
Tanja Lorentzon («Stieg Larsson: Vergebung») ist Erika
Ing-Marie Carlsson («Kommissar Beck: Die neuen Fälle») ist Berit

Kritik


„Frauen morden anders.“ Mit diesem Satz beginnt im Presseheft der Degeto die Beschreibung der ersten Folge der neuen Schwedenkrimi-Reihe (Die ARD spricht von einem „Frauenkrimi“), die auf einer Buchreihe der Autorin Assa Jansson beruht. Um eben diese Stoffvorlage noch ein bisschen anzupreisen, wird dort auch nicht etwa auf Rezensionen der „Süddeutschen Zeitung“ oder der „Zeit“ verwiesen – sondern auf eine Kritik aus der „Freundin“. Da schwant einem schon einmal nichts Gutes.

Eines vorweg: Ob Frauen wirklich anders morden oder nicht – darum geht es in der ersten Folge von «Maria Wern – Kripo Gotland» eher weniger. Außer, man will hier sagen, dass alle mordenden Frauen durchgeknallte Psychopathinnen sind, die ihren Kinderwunsch dadurch erfüllen wollen, dass sie Odin ein Menschenopfer nach dem anderen darbringen. Doch auf so eine Idee kommen wohl nicht einmal Anna Jansson oder Drehbuchautorin Anna Fredriksson.

Die Eröffnung sieht dabei nicht einmal schlecht aus, da sie trotz der Verwendung ausschließlich abgedroschener Motive recht geschickt mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt und gekonnt Spannung aufbaut. Dann ist man auch recht schnell an der malerischen Küste beim ersten Mord. Insgesamt müssen in der ersten Viertelstunde bereits zwei Skandinavier ihr Leben lassen. Frauen morden schneller? Schweden morden schneller? Schwedische Frauen morden schneller?

Von da an geht es aber recht schnell bergab: Denn an „Und die Götter schweigen“ ist vieles unglaubwürdig und allenfalls schwer nachvollziehbar (typisch Frau?): nicht nur die äußerst bizarren Mordmotive, sondern auch die oftmals sehr dilettantische Polizeiarbeit der Ermittlerfiguren. Erschwert werden diese Probleme noch dadurch, dass die Resolution viel zu lange hinausgezögert wird, als dem Zuschauer die genauen Umstände der Hinrichtungen längst klar sind und er das Whodunnit-Rätsel seit einer gefühlten Ewigkeit gelöst hat. Schuld daran sind unter anderem die Anordnung der Szenen und die häufig suggestive Filmmusik, die viel zu offensichtliche Akzente setzt.

Klischeehaft und unambitioniert ist auch die Backstory, die man der Hauptfigur Maria Wern gegeben hat: Sie ist eine allein erziehende Mutter mit zwei Kindern, deren ehemaliger Liebhaber just im ersten Akt als Profiler zu ihrem Fall beordert wird. Man kann sich bereits denken, wie sich das entwickeln wird. Der Score unter den entsprechenden Szenen war jedenfalls eindeutig. Hier wirkt vieles sehr kalt und sehr lieblos erzählt.

Das Resultat ist damit weitestgehend farblos, und das bisschen Wärme, das diese Produktion vorzuweisen hat, erhält sie durch ihre Schauspieler, allen voran die talentierten Darsteller Eva Röse und Allan Svensson. In seiner Gesamtheit betrachtet ist «Maria Wern – Kripo Götland – Und die Götter schweigen», das unter der Regie von Erik Leijonborg entstand, jedoch recht enttäuschend.

Das Erste strahlt «Maria Wern – Kripo Gotland: Und die Götter schweigen» am Sonntag, den 14. Juli 2011, um 21.45 Uh raus.

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