Promischweiß und Edelscheiß

ProSieben bringt «Die Alm» zurück, obwohl man die Sendung eigentlich schon 2004 eingemottet hatte. Ein Kommentar.

Letzten Monat hat man bei ProSieben bereits das «Sommermädchen» neu aufgelegt und damit so desaströse Einschaltquoten eingefahren, dass man die Sendung kurzerhand aus der Prime-Time werfen musste.

Nun soll «Die Alm» den verregneten ProSieben-Sommer noch retten; eine Sendung, die man 2004 zum ersten Mal ausgestrahlt hatte und die seitdem wohl im Unterföhringer Giftschrank gelegen hat. Warum man gerade jetzt die vermoderten Konzeptpapiere dieser Reality-Show wieder hervorgeholt hat, ist ein Rätsel. Sicherlich aber nicht, weil man mit dem «Sommermädchen» so gute Erfahrungen in Sinnlos-Show-Revivals gemacht hat.

Doch so sinnlos ist «Die Alm» eigentlich gar nicht. Immerhin gibt es hier, anders als beim «Sommermädchen», eine Grundidee, die über den Gedanken „Wir begaffen gut aussehende Frauen und lassen sie zu unserer Belustigung alberne Sachen machen“ hinausgeht. Wenn auch nicht sonderlich weit. Es geht wieder einmal in erster Linie um Voyeurismus und Demütigung. „Promischweiß und Edelweiß“ war 2004 das Motto aus der Retorte. Und der Voyeurismus-Gedanke wird bei «Die Alm» nicht einmal mehr kaschiert.

Grundsätzlich gibt es wohl zwei Herangehensweisen, wie man mit den „Stars“ in einer solchen Sendung umgehen kann: Entweder man versucht ernsthaft, den Zuschauern die Illusion einzutrichtern, dass es sich hier wirklich um mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten handelt. Oder man gibt sie wie in der letzten Staffel von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» der Lächerlichkeit preis und setzt auf den Sarah-Dingens-Effekt. Letzteres ist wohl deutlich lustiger und liegt mehr im Trend der Zeit.

Dann kann man auch wieder Wetten abschließen, wer in der Kuhscheiße baden darf und wann der Erste nach ein paar Tagen geballten Psychoterrors einen Nervenzusammenbruch erleidet. Freuen wir und auf wochenlangen Voyeurismus in der Endlosschleiße – They love to entertain us. Um jeden Preis.

Mit 360 Grad schließt sich nächsten Freitag wieder der Kreis.