Rob Vegas

Quelle YouTube?

von
Quelle: YouTube. Rob Vegas klopft den Nachrichten auf die Finger. Zu Recht?

Nachrichten. Das «heute journal». Die ARD-«Tagesthemen». Spiegel-Online. Alles große Begriffe des Journalismus. Wir vertrauen diesen Marken. Immerhin knabbert der Stern noch heute an den gefälschten Tagebüchern von Adolf Hitler. Vertrauen ist wichtig. Niemals würden wir eine ProSieben-«Newstime» so ernst wie den Cleber nehmen. Da steht auch immer das Ansehen eines Senders auf dem Spiel.

Und doch bin ich derzeit schrecklich unzufrieden mit den Nachrichten. Zwar haben wir jetzt 3D-Animationen, die Moderatoren stehen und alles wurde ein wenig aufgehübscht, doch in einer Kernfrage der Berichterstattung lassen fast alle Nachrichten zu wünschen übrig.

Da werden YouTube-Videos aus Syrien, Fukushima, Libyen und aktuell aus England gezeigt. Als Quelle wird sogar schon YouTube genannt. YouTube als Quelle? Oft liest man auch einfach nur „Internet“, oder die Stimme aus dem Off weist auf ein nicht bestätigtes Video hin, welches aber anscheinend! authentisch ist. Wie bitte!? Wir zeigen das Material einfach. Wir wissen nicht, ob es echt ist, aber wer kann das schon nachverfolgen? Ist doch schwer geworden im Zeitalter des Internets. Also weisen wir es als Internet-Fundstück aus und sind damit auf der sicheren Seite.



Ich finde des schrecklich. Prinzipiell hatte ich selbst schon die Idee, mit vielen Freunden eine Szene aus England nachzustellen und auf YouTube zu veröffentlichen. Wir hätten bei schön schlechter Qualität Chancen auf Ausstrahlung in den Hauptnachrichten gehabt. Sowas darf nicht sein. Quellen müssen geprüft werden. Ansonsten zeigt man es halt nicht. Gibt es da keinen journalistischen Grundsatz? Ein verwackeltes Handyvideo muss auch geprüft sein, oder noch besser vom Reporter in Syrien selbst auf YouTube geladen worden sein. Das geht nicht? Dann muss man für diese Zwecke ein neues Netz für Nachrichten gründen. Ein internes YouTube für Nachrichten.

Vor allem werden die Videos auch nachträglich nie geprüft. Ich habe noch nie folgenden Hinweis gelesen: Wir haben das Video über die schlagenden Polizisten nun übrigens überprüft und können Ihnen mitteilen, dass die Aufnahmen authentisch sind. Es wird einfach gesendet und danach ist es sowieso egal.

Prinzipiell ist es sicher nicht leicht solche Aufnahmen zu prüfen. Das gebe ich gern zu. Es ist viel Arbeit, manchmal nicht möglich und der Zeitdruck der Meldung ist groß. Aber das ist noch lange keine Entschuldigung für schlechte Recherche. Sparen wir uns die Überprüfung. Es ist halt das Internet. Senden wir es. Nein. Wir senden es nicht. Wir weisen bestenfalls auf die Existenz dieser Aufnahmen hin, weil wir sie in der Redaktion gesehen haben. Denn wir sind die Nachrichten. Und wir sind nicht YouTube. Wir sind eine überprüfbare Quelle.

Oder ist nur mir das nicht egal!?


Ihr

Rob Vegas - überprüfbare Person dank YouTube.

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