Serien-Update

«Falling Skies»

von
Realismus und eine düstere Grundstimmung beherrschen das Postapokalypse-Drama, das sich vor einzelnen Klischee-Szenen in Acht nehmen muss.

Mit viel Spannung wurde «Falling Skies» im Sommer auf TNT in den USA und TNT Serie in Deutschland erwartet. Ein klassisches Konzept aus dem dürstenden Genre der TV-Sciencefiction, mit Steven Spielberg einen ganz großen Namen in der Produzentenriege und ein Sender, der offenbar bereit war, Risiken einzugehen, um aus dem Einheitsbrei herauszuragen. Trotz des durchaus vertrauten Szenarios der Invasion durch Außerirdische wollte «Falling Skies» anders sein. Schon in der Pilotfolge wurde klar, dass es vor allem die falsche Erwartungen an die Serie sind, über die manch Zuschauer stolperte.

«Falling Skies» besinnt sich innerhalb des Sciencefiction-Genres auf althergebrachte Tugenden. Auch wenn der phantastische Plot immer in einer Weise präsent ist, dient die Invasion oftmals nur als Hintergrund, um Geschichten über Menschen in Extremsituationen zu erzählen und um menschliche Dramen in ein ungewohntes Licht zu setzen und aus neuen Perspektiven zu zeigen. Für den anspruchsvollen Zuschauer ist es durchaus angenehm, mit welcher Konsequenz sich «Falling Skies» von den leider etablierten Klischees von modernen SciFi-Serien und -Filmen ablöst, die oftmals nur noch das Verlangen der Zuschauer nach Aliens, Raumschiffschlachten und abgehobener Technologie befriedigen wollen und darüber ihren Kern verlieren.

Denn «Falling Skies» fängt auch direkt dort an, wohin andere Sciencefiction-Serien gar nicht erst gelangen: Die Erde ist überrannt, die Gesellschaft vernichtet, die Schlachten sind geschlagen und verloren. Es geht überhaupt nicht darum, eine spektakuläre Invasion zu zeigen. Schaut man hinter die Fassade von «Falling Skies», dann sind es Themen wie Loyalität gegenüber Familie, Hierarchie oder sich selbst, die Frage danach, wie weit man bereit ist, für sein eigenes Überleben zu gehen, oder die Darstellung eines zufällig entstandenen sozialen Mikrokosmos, die im Mittelpunkt stehen. Dahinter steckt wohlgemerkt eine solide Sciencefiction-Geschichte, die auch den Genre-Fan zufrieden stellt.

«Falling Skies» bleibt dabei angenehm übersichtlich. Auch wenn es seine Hintergrundgeschichte kontinuierlich fortentwickelt und Fragen über die wahre Natur der Außerirdischen aufwirft, verheddert «Falling Skies» sich nie in einem Netz aus Fragen, keine unplausiblen Mysterien kreuzen den Weg der Protagonisten. Die Geschichte hat Hand und Fuß und liefert zügig Erklärungen zu aufgeworfenen Fragen. Auch die Charaktere verbleiben angenehm unspektakulär. Es gibt keine Episoden, die sich speziell um einen Charakter drehen und man erfährt wenig bis gar nichts über das frühere Leben der Figuren. Alles, was die Charaktere für den Zuschauer prägt, erfährt über das Verhalten dieser. Damit baut «Falling Skies» seine Figuren nicht ansatzweise so weit aus wie manch andere Serie, wirkt im Großen aber unheimlich realistisch.

Gerade an dieser Stelle ist es schade, dass ein paar Kleinigkeiten gegen diesen Realismus spielen. Ein Punkt ließ sich offenbar nicht vermeiden: Die Spezialeffekte der Serie sind nicht unbedingt die Besten und wenn eine Szene von ernsthafter Bedrohung in unfreiwillige Komik kippt, geht einiges an Atmosphäre flöten. Der andere Punkt sind regelrecht "spielbergeske" Szenen, die sich ab und an finden, wenn das realistische «Falling Skies» plötzlich durch klischeehafte SciFi-Szenen rennt, die wirken, als wären sie aus einem alten Spielberg-Film herausgeschnitten worden.

Längst wurde eine zweite Staffel der Serie bestellt, die in den letzten Episoden sich nicht nur inhaltlich immer weiter verdichten konnte, sondern sich mit den beiden letzten Folgen auch wieder zu den richtig guten Zuschauerzahlen aufschwingen konnte, mit der sie Wochen zuvor startete. Über 5,5 Millionen Zuschauer sahen das Finale der ersten Staffel, besonders die jungen Zuschauer sind von der Serie begeistert. Am kommenden Freitag läuft in Deutschland das Staffelfinale auf TNT Serie, im Free-TV wird die Serie vermutlich von ProSieben gezeigt werden.



Ein Junge flüchtet vor einem außerirdischen "Skitter", er stößt gegen einen Tisch, ein Globus fällt herunter. Der Globus rollt den Gang entlang bis sich schuppige Klauen um den Miniatur-Erdball schließen. Der Skitter hält die Erdkugel in die Höhe, dann drückt er zu und die kleine Erde zerbirst.

Es sind die vereinzelten Momente wie dieser, in denen man das Gefühl hat, Steven Spielberg hätte sich für einen Moment selbst hinter die Schreibmaschine geklemmt und ein paar Zeilen für die Serie geschrieben. Oder aus einem seiner früheren Filme herauskopiert. Auch der Cliffhanger der ersten Staffel stellt einen solchen Moment da, in dem die Serie aus ihrem für den Gesamteindruck so wichtigen Realismus herausfällt und in stilisierter SciFi-Optik auf der Klischeeschiene fährt.

Überhaupt wurde die ein oder andere Chance verspielt, noch mutiger mit der Thematik umzugehen. Werden zu Beginn der Serie mit den "Skitters" endlich mal völlig andersartige Außerirdische präsentiert, so sind die wahren Drahtzieher der Invasion dann doch wieder Humanoide mit den alientypischen großen Köpfen und überlangen Extremitäten. Vieles was man vorher an Fremdartigkeit aufbaut und damit das Gefühl für die stetige Bedrohung steigert, geht wieder verloren. Zumal auch schnell ein Weg gezeigt wird, wie Aliens und Menschen miteinander kommunizieren können.

Dennoch bleibt «Falling Skies» außergewöhnlich und mutig. Alleine ein Szenario zu präsentieren, in dem der Mensch hoffnungslos unterlegen ist, ist ziemlich unüblich für ein Mainstream-Medium wie das Fernsehen. Hier bleibt selbst im Staffelfinale nur ein kleiner Achtungserfolg, während der große Plan scheitert und Todesopfer in den eigenen Reihen fordert. Auch die durchgängigen Handlungselemente, allen voran um die Entführung der Kinder, sind spannend umgesetzt und mit einigen Enthüllungen versehen, die interessante, aber nicht bohrende Fragen aufwerfen. Waren die "Skitter" zum Beispiel selbst Humanoide, vielleicht gar Menschen, oder sind es umgewandelte Sklaven von einem ganz anderen Planeten, der zuvor geerntet wurde?

«Falling Skies» ist auf einem guten Weg und stellt den Beweis dar, das echte Sciencefiction sehr wohl noch im US-Fernsehen funktioniert. Vielleicht ist es gerade die Reduzierung des Genres auf Aliens, Hightech und Effekte, die Serien wie «V» in den letzten Jahren immer schneller kollabieren ließen. Manche Genres lassen sich eben schlecht dem Mainstream anbiedern ohne beide Zielgruppen zu verlieren. Zum Glück hat «Falling Skies» sich daran gar nicht erst versucht.

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