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«CSI», «NCIS», «Hawaii Five-0» und «Criminal Minds»: Die Serien, die auch in Deutschland ein großer Erfolg sind, sind allesamt bei CBS beheimatet. Die Quoten erodieren zwar auch hier, die Verluste fallen aber sanfter aus und die weiterhin hohen Zuschauerzahlen geben die Möglichkeit, behutsam am Sendeplan zu schrauben. Zumal das Genre der CBS-Krimis ein sich selbst erhaltender Kosmos ist: Aus «CSI» ging «CSI: Miami» hervor und später auch «CSI: New York». «NCIS» folgte einst «JAG» und bereitete den Weg für «NCIS: Los Angeles». Und dass das überaus erfolgreiche «Criminal Minds» auch ein Spinoff nach sich ziehen würde war nur eine Frage der Zeit. Diese war 2009 gekommen, als erstmals Pläne diesbezüglich publik wurden.
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Überraschend fand sich «Criminal Minds 2» nicht im Sendeplan für den Herbst 2011 wieder - nicht einmal einen endgültiger Titel konnte CBS auf seiner Upfronts-Präsentation im Mai 2010 preisgeben. Schnell kamen Gerüchte auf, dass der Sender selbst mit dem gelieferten Material für die Pilotfolge nicht zufrieden sei. Auch von anderer Seite blies dem Franchise kalter Wind ins Gesicht, denn mit der Trennung von Paget Brewster und A.J. Cook bei «Criminal Minds» machte sich CBS wahrlich keine Freunde unter den Fans - zumal diesen gar nicht schmeckte, dass vom eingesparten Geld für ihre Lieblinge nun unter anderem das Spinoff finanziert werden sollte.
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Denn im Gegensatz zu etwa «CSI: Miami» oder «NCIS: Los Angeles», bei denen sich die Spinoffs vor allem vom Feeling her klar von ihren Vorgängern abgrenzten, war «Suspect Behaviour» «Criminal Minds» in grün bzw. rot. Denn in «Criminal Minds: Suspect Behaviour» agiert eine sogenannte "Red Cell" der BAU, der Einheit zur Verhaltensanalyse, die abseits der Bürokratie arbeitet und nur dem FBI-Direkter direkt unterstellt ist. Inwiefern das der Serie einen eigenen Dreh geben sollte, wird in der Pilotfolge überhaupt nicht klar. Sam Cooper (Whitaker) und sein Team agieren genauso wie man es von der Parallelserie gewohnt ist, sie haben lediglich kein so ansehnliches Büro. Vom Fall her, ein achtjähriges Mädchen wird auf offener Straße entführt, und dem Fortgang der Geschichte nach hätte derselbe Plot auch in der Mutterserie erzählt werden können. Auch der Look der beiden Serien ist quasi identisch - Locations, Bildkomposition, erzählerische Stilmittel - «Suspect Behaviour» hebt sich in keinem Punkt ab.
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Mit «Suspect Behaviour», das am Sonntag in Sat.1 unter dem "eingedeutschten" Titel «Criminal Minds: Team Red» startet wurde verfehlt, was vorher so oft gelungen war: ein Serienspinoff zu schaffen, das die Stärken des Originals behält und dabei so viel eigenen Charme, Ideen und Figuren mitbringt, dass es irgendwann vielleicht so eigenständig ist, wiederum ein eigenes Spinoff zu gebären, wie es «NCIS» gelang. Das quittierten die Zuschauer und als Konsequenz schließlich auch der Sender. Beinahe auf den Tag genau drei Monate nach Ausstrahlung der Pilotfolge wurde «Suspect Behaviour» nach nur 13 Folgen offiziell eingestellt. Sat.1 sendet die Folgen daher erst spät ab 23.05 Uhr - hier durfte vor kurzem auch schon «The Defenders» seinen kurzen Lauf ableisten.