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«Criminal Minds» - Kurzer Einsatz für «Team Red»

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Nach einer überaus erfolgreichen Historie mit Spinoffs erlebte CBS mit dem «Criminal Minds»-Ableger, der am Sonntag auf Sat.1 startet, eine Bauchlandung. Die Pilotfolge offenbart mögliche Gründe für das Scheitern.

Es herrscht ein rauer Gegenwind für die US-amerikanischen Broadcaster in den letzten Jahren. Die im Kabelfernsehen beheimateten kleineren Sender holen auf und produzieren immer mehr eigene Serien, das Internet hat sich als ernsthafte Alternative zum TV entwickelt. Die vier großen Broadcaster FOX, CBS, ABC und NBC verlieren von Jahr zu Jahr Zuschauer, der fünfte im Bunde - The CW - ist quotenmäßig bereits in der Masse der aufstrebenden Kleinen untergetaucht. Während vor allem bei NBC und ABC seit Jahren häufige Panikaktionen und Schnellschüsse zu beobachten sind, gibt sich ein Sender recht zufrieden. Denn CBS hat schon vor einer Weile den Stein der Weisen entdeckt: Krimi-Serien.

«CSI», «NCIS», «Hawaii Five-0» und «Criminal Minds»: Die Serien, die auch in Deutschland ein großer Erfolg sind, sind allesamt bei CBS beheimatet. Die Quoten erodieren zwar auch hier, die Verluste fallen aber sanfter aus und die weiterhin hohen Zuschauerzahlen geben die Möglichkeit, behutsam am Sendeplan zu schrauben. Zumal das Genre der CBS-Krimis ein sich selbst erhaltender Kosmos ist: Aus «CSI» ging «CSI: Miami» hervor und später auch «CSI: New York». «NCIS» folgte einst «JAG» und bereitete den Weg für «NCIS: Los Angeles». Und dass das überaus erfolgreiche «Criminal Minds» auch ein Spinoff nach sich ziehen würde war nur eine Frage der Zeit. Diese war 2009 gekommen, als erstmals Pläne diesbezüglich publik wurden.

Den positiven Erfahrungen mit früheren Spinoffs folgend bereitete CBS den Weg für einen weiteren zuschauerstarken Ableger. Im Januar 2010 wurde mit Oscar-Gewinner Forest Whitaker ein großer Name für die Hauptrolle der noch als «Criminal Minds 2» geführten Serie engagiert, mit Kirsten Vangsness, die ihre aus «Criminal Minds» bekannte Rolle als Penelope Garcia fortan in beiden Serien fortführen sollte, wurde ein weiterer Anreiz für Zuschauer des Originals geschaffen. Außerdem erhielt die neue Serie einen Backdoor-Piloten innerhalb der Mutterserie. Im Frühjahr 2010 war das neue Team in der Episode «Kampf ums Überleben» erstmalig zu sehen. Auch die deutschen Zuschauer kennen die neuen Ermittler bereits: Sat.1 zeigte die Folge am 18. Juli 2010.

Überraschend fand sich «Criminal Minds 2» nicht im Sendeplan für den Herbst 2011 wieder - nicht einmal einen endgültiger Titel konnte CBS auf seiner Upfronts-Präsentation im Mai 2010 preisgeben. Schnell kamen Gerüchte auf, dass der Sender selbst mit dem gelieferten Material für die Pilotfolge nicht zufrieden sei. Auch von anderer Seite blies dem Franchise kalter Wind ins Gesicht, denn mit der Trennung von Paget Brewster und A.J. Cook bei «Criminal Minds» machte sich CBS wahrlich keine Freunde unter den Fans - zumal diesen gar nicht schmeckte, dass vom eingesparten Geld für ihre Lieblinge nun unter anderem das Spinoff finanziert werden sollte.

Schließlich startete das nun endlich zu einem halbwegs ordentlichen Namen gelangte «Criminal Minds: Suspect Behaviour» zur Midseason, genauer gesagt im Februar 2011, auf einem durchaus attraktiven Sendeplatz am Mittwochabend direkt hinter dem Original. Der Start verlief vor über 13 Millionen Zuschauern ziemlich erfolgreich, doch schon in der zweiten Woche zeigte sich, dass das Format nicht die erhoffte Zugkraft hatte. Sogar die Zehn-Millionen-Marke wurde verfehlt und nach Ansicht der Pilotfolge entdeckt man durchaus Erklärungsansätze, wie es dazu kommen konnte.

Denn im Gegensatz zu etwa «CSI: Miami» oder «NCIS: Los Angeles», bei denen sich die Spinoffs vor allem vom Feeling her klar von ihren Vorgängern abgrenzten, war «Suspect Behaviour» «Criminal Minds» in grün bzw. rot. Denn in «Criminal Minds: Suspect Behaviour» agiert eine sogenannte "Red Cell" der BAU, der Einheit zur Verhaltensanalyse, die abseits der Bürokratie arbeitet und nur dem FBI-Direkter direkt unterstellt ist. Inwiefern das der Serie einen eigenen Dreh geben sollte, wird in der Pilotfolge überhaupt nicht klar. Sam Cooper (Whitaker) und sein Team agieren genauso wie man es von der Parallelserie gewohnt ist, sie haben lediglich kein so ansehnliches Büro. Vom Fall her, ein achtjähriges Mädchen wird auf offener Straße entführt, und dem Fortgang der Geschichte nach hätte derselbe Plot auch in der Mutterserie erzählt werden können. Auch der Look der beiden Serien ist quasi identisch - Locations, Bildkomposition, erzählerische Stilmittel - «Suspect Behaviour» hebt sich in keinem Punkt ab.

Mit den neuen Charakteren kann leider auch nicht gepunktet werden. In der Pilotfolge stehen eigentlich nur zwei Figuren im Mittelpunkt: Sam Cooper und Jonathan Simms (gespielt von Michael Kelly). Während ersterer ziemlich blass bleibt konzentriert sich die Folge darauf, Simms einige Charakterzüge zu geben und ihn als Ermittler zu zeichnen, der Schwierigkeiten hat, sich unter Kontrolle zu halten, wenn ihn ein Verbrechen wie Kindesmissbrauch in Rage versetzt. Die übrigen Charaktere bleiben so unscheinbar, dass man ihre Namen am Ende der Pilotfolge nicht gehört zu haben glaubt.

Mit «Suspect Behaviour», das am Sonntag in Sat.1 unter dem "eingedeutschten" Titel «Criminal Minds: Team Red» startet wurde verfehlt, was vorher so oft gelungen war: ein Serienspinoff zu schaffen, das die Stärken des Originals behält und dabei so viel eigenen Charme, Ideen und Figuren mitbringt, dass es irgendwann vielleicht so eigenständig ist, wiederum ein eigenes Spinoff zu gebären, wie es «NCIS» gelang. Das quittierten die Zuschauer und als Konsequenz schließlich auch der Sender. Beinahe auf den Tag genau drei Monate nach Ausstrahlung der Pilotfolge wurde «Suspect Behaviour» nach nur 13 Folgen offiziell eingestellt. Sat.1 sendet die Folgen daher erst spät ab 23.05 Uhr - hier durfte vor kurzem auch schon «The Defenders» seinen kurzen Lauf ableisten.

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