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«Bambule», das selbsternannte Großstadtmagazin, lässt Sarah Kuttner der Frage nachgehen, wie die orientierungslose Generation der 20- bis 40-Jährigen Anhaltspunkte in ihrem Leben findet – beispielsweise hinsichtlich der Frage nach eigenen Kindern. «Bambule» kommt dabei Kuttner-typisch frech und gewitzt daher, ist aber doch ein wenig zu stark auf cool getrimmt. Das Problem ist aber nicht letzteres, sondern das Gefühl, dass man das alles schon einmal irgendwie und irgendwo gesehen hat, die beteiligten Protagonisten meist nicht mehr als zwei schlaue Gedanken loswerden und das gesamte Format pseudopädagogisch wirkt. Innovativ ist hier relativ wenig – und dies soll ja gerade ein Markenzeichen der «TVLab»-Sendungen sein. Interessant ist die Sendung dennoch; ein großer Pluspunkt ist zudem die mehrminütige Rubrik mit Maria Knothe, die das Konzept der Sendung intradiegetisch ad absurdum führt: Sie stellt – entgegengesetzt zu Kuttner – keine tiefgründigen Lebensfragen, sondern beschäftigt sich mit dem Nonsens-Problem „Schlafmangel bei Politikern“. Dieser wunderbare Gegensatz lockert die Sendung gegen Ende deutlich auf und macht schließlich Lust auf mehr.
«German Angst» ist einer der Voting-Favoriten und klärt in seiner ersten Folge über Muslime auf – und die Vorurteile, die wir gegenüber ihnen hegen. Das Format teilt sich dabei auf: Einerseits in Begegnungen und Gesprächen mit Muslimen wie dem Comedian Murat Topal, andererseits in Straßenumfragen, bei denen Moderator Micky Beisenherz den ausländerfeindlichen Proll mimt und Vorurteile von sich gibt, um eine Reaktion der wirklich interviewten Passanten zu bekommen. Stimmen Sie den gespielten Tiraden zu oder sind sie den Muslimen freundlich gesonnen? Diese Umfragen gab es auf eine solche Weise im deutschen Fernsehen bisher nicht; sie sind erfrischend und aufgrund des komödiantischen Könnens von Beisenherz auch durchgehend komisch, wenn auch sehr plakativ. Leider fällt der Rest der Sendung dagegen etwas ab, bietet Standard-Kost zur Integrationsdebatte, die beispielsweise zuletzt bei «Entweder Broder» deutlich interessanter aufgegriffen wurde.
Das Filmmagazin «Moviacs» huldigt der cineastischen Kultur und spart in seiner ersten Sendung nicht mit Reminiszenzen an Kult-Klassiker wie «Star Wars». Es ist zudem kein Wunder, dass der Lieblingsfilm des Moderators Donnie O’Sullivan zufällig «Zurück in die Zukunft» ist. «Moviacs» könnte für das Genre Film werden, was «MTV Game One» für die Videospiele ist: ein ernstzunehmendes Sprachrohr der jungen Cineasten-Generation. Negativ fällt im Piloten auf, dass die besprochenen Filme entweder übertrieben in den Himmel gelobt oder zu stark kritisiert werden – selbst das überall hochgelobte «Midnight in Paris» von Woody Allen. Ein Patzer, dass gerade Owen Wilson hier als eindimensional charakterisiert wird. Gut ist, dass in den Kritiken beide Moderatoren zu Wort kommen, wobei akustisch negativ auffällt, dass deren Stimmen sich ähneln und teils schwierig unterscheidbar sind. Hervorragend, und leicht an «Game One» erinnernd, sind dagegen die Studio-Anmoderationen von Bokelberg und O’Sullivan sowie das Interview mit Matthias Schweighöfer. Die Dialoge zwischen den Moderatoren sprühen zeitweise vor Originalität und machen «Moviacs» zu einem sehr sehenswerten jungen Filmmagazin mit einem Schuss Selbstironie – ein solches hätte die Fernsehwelt ohnehin dringend nötig. Bitte fortsetzen!
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Letztlich brachte das «TVLab» viele gute Formate auf den Bildschirm, von denen die Mehrzahl gut unterhielt und eine Fortsetzung verdient hätte. Hervorzuheben sind insbesondere «Teddy’s Show» und «Moviacs», die unbedingt weiterproduziert werden sollten. Auch eines der beiden Gesellschafts-Magazine «German Angst» und «Bambule» dürfte in Serie gehen. Verabschieden müssen wir uns schließlich wohl von ebenfalls guten Formaten, die aber wegen fehlender Originalität oder stellenweisen Längen beim Publikum nicht ankamen – wie «Bullshit» und «Scharfe Hunde». Dennoch bleibt ein höchst positives Fazit zum ersten «TVLab» zu ziehen, das einfach Spaß gemacht hat: Danke, ZDFneo, für teilweise großartiges, erfrischendes Programm. Gegen eine Fortsetzung des Fernsehlabors spricht nichts, solange das Gewinnerformat erfolgreich einschlägt und zum Markenzeichnen für den jungen Digitalsender wird. Denn darum geht es ja letztlich bei diesem Formatcasting…