Die Kritiker

«Unter Verdacht: Rückkehr»

von

Story


Der bekannte Münchner Unternehmer Alfred Dernlinger hat den Polizisten Gerd Scheer vom Wirtschaftsdezernat wegen versuchter Erpressung angezeigt. Der spielsüchtige Kollege hatte seine Steuer-Ermittlungen dazu benutzt, von dem Geschäftsmann Schweigegeld zu verlangen. Doch einen Tag nach dem Verhör durch Ermittler André Langner wird Scheer tot aufgefunden. Überwachungsvideos zeigen, dass er bei einem Pferderennen eine handfeste Auseinandersetzung hatte und ein ehemaliger Polizeischüler von der internen Kommissarin Eva Maria Prohacek ebenfalls dort war: Eric Glasner, der nach einem längeren Aufenthalt in Afghanistan als Polizei-Ausbilder den Dienst quittierte und nun als Sicherheitschef für den afghanischen Unternehmer Hamid Sherzad, ein Geschäftspartner von Dernlinger, arbeitet. Ermittlerin Prohacek ahnt schnell, welche schrecklichen Spuren der Einsatz in Kabul in Glasners Seele hinterlassen hat.

Wegen Personalmangels muss André Langner die Sicherheitsvorbereitungen für eine deutsch-afghanische Konferenz in München unterstützen. Als auch Chef Dr. Claus Reiter und dessen Parteifreund, Staatssekretär Lindengruber, bestätigen, dass Eric Glasner nicht freiwillig aus Afghanistan zurückgekommen ist, sondern wegen „Fraternisierung“" abgezogen wurde, pfeift Ermittlerin Prohacek auf die diplomatischen Konsequenzen ihrer beharrlichen Nachforschungen. Zumal ihr sofort klar ist, dass es um viel mehr als einen versuchten Totschlag oder Mord an dem Kollegen Scheer geht. Plötzlich tritt auch der Staatsschutz auf den Plan. Julia George bittet Eva Maria Prohacek, ihre Ermittlungen aus Gründen der öffentlichen Sicherheit zurückzustellen. Die Geberkonferenz scheint Ziel eines Anschlages zu sein. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Darsteller


Senta Berger («Liebe am Fjord») ist Eva Maria Prohacek
Rudolf Krause («Scheidung für Fortgeschrittene») ist André Langner
Gerd Anthoff («Bergblut») ist Dr. Claus Reiter
Ulrich Tukur («Tatort») ist Eric Glasner
Jasmin Tabatabai («Der Baader Meinhof Komplex») ist Julia George

Kritik


Weil das Thema Afghanistan-Einsatz auch heute noch viel diskutiert wird, hat auch der ZDF-Samstagskrimi «Unter Verdacht: Rückkehr» eine gewisse Brisanz in seiner Geschichte. Regisseur Andreas Herzog hat die zugegebenermaßen nicht einfache Thematik nach dem Drehbuch von Hartmut Block und Michael Gantenberg, die für ihre Recherchen auch mit Betroffenen und Fachpsychologen über das posttraumatische Belastungssyndrom des Afghanistan-Einsatzes gesprochen haben, in einen Wirtschaftskrimi gepackt, der jedoch auch weite Züge eines Thrillers aufweist und auch Elemente des Dramas bedient. Eine respektable Mischung, die aber in der ersten Dreiviertelstunde und somit der Hälfte des Films nicht ganz aufgeht. Gezeigt werden diverse Szene aus Verhören, Dialogen und zwieträchtigen Begegnungen. Ohne weitere Erklärungen oder tiefgründige Erläuterungen des Plots lässt der Regisseur den Zuschauer mit den Splittern der unterschiedlichen Handlungsstränge allein. Verständlich, dass das jede Menge Fragen aufwirft, die aber bis dahin von dem Film noch nicht beantwortet werden. Der Zuschauer tappt im Dunkeln.

Diese mutige Filmmontage erschwert den Einstieg in den Film, da die vielen Fragezeichen am Ende doch zuviel des Guten sind. Doch dann schafft es Regisseur Andreas Herzog zur Mitte der Filmlaufzeit mehr Emotionalität in die Dramaturgie zu bringen und auch die diversen Charaktere sind inzwischen klarer gezeichnet worden. «Unter Verdacht: Rückkehr» nimmt auch in Sachen Spannung mehr Fahrt auf und wird zu einem waschechten Thriller, während man sich vorher auf die Grundzüge eines klassischen Wirtschaftskrimis mit undurchsichtigen Figuren beschränkte, der sein Publikum gerne auf die Folter spannte. Die ZDF-Krimi-Reihe, die ins zehnte Jahr geht, hat in der neuen Folge mit dem Charakter von Ulrich Tukur, dem ehemaligen Polizei-Ausbilder, der einen Afghanistan-Einsatz hinter sich hat und daraus ein Trauma herumschleppt, zudem eine dramatische Komponente, die zum einen tiefgründig, zum anderen auch spannend erzählt ist. Spannend ist auch das richtige Stichwort, wenn es um den Schlussteil des Films geht: Den Machern ist es hier gelungen nach dem trägen Start ein hochspannendes Finale zu kreieren, das kaum Wünsche offen lässt.

Lobenswert sind auch die zahlreichen Dialoge, gerade in den Verhörszenen. Die namhaften Schauspieler wie Ulrich Tukur oder Jasmin Tabatabai verleihen ihren Figuren die nötigen Eigenschaften, um zum Ende hin eine Spannung zu erzeugen, die zudem sehr intensiv daher kommt. Die komplexen Zusammenhänge der Storyline und der ohnehin schon nicht leichten Thematik werden bei den guten Drehbüchern nicht außer Acht gelassen. Hier schafft man den Spagat zwischen einem unterhaltsamen Krimi-Film, der zum Schluss ins Thriller-Fach abdriftet, und Themen der Weltpolitik und Wirtschaftskriminalität. Ein Wermutstropfen ist dabei aber die schwer zugängliche Machart des Films zu Beginn, die zwar durch die undurchschaubaren Charaktere bedingt ist, aber einer differenzierteren Aufarbeitung bedurft hätte.

Das ZDF zeigt den Samstagskrimi «Unter Verdacht: Rückkehr» am Samstag, 3. September 2011, um 20.15 Uhr.

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