Schwarzeneggers Nachfolger, Sexbeziehungen, illegale Einwanderer und eine ungewöhnliche Tour. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.
«Le Havre»
Skandinavien hat bereits so manchen großen Filmemacher hervorgebracht. Neben dem Schweden Lasse Hallström («Gottes Werk und Teufels Beitrag», «Chocolat») und dem regelmäßig für Aufsehen sorgenden Dänen Lars von Trier («Dancer In The Dark», «Antichrist») zählt der mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnete finnische Regisseur Aki Kaurismäki («Der Mann ohne Vergangenheit», «Lichter der Vorstadt») wohl noch immer zu den international bekanntesten. Und das, obwohl er seit der Jahrtausendwende bis vor kurzem lediglich zwei Spielfilme realisiert hatte. Mit «Le Havre» startet nach rund fünfjähriger Leinwandabstinenz nun sein langersehntes neuestes Werk in den deutschen Kinos, bei dem Kaurismäki neben der Regie erneut auch das Drehbuch und die Produktion übernommen hat.
Die französischsprachige Tragikomödie, welche ihre Weltpremiere bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes feierte und dort mit Kritikerlob und dem Preis der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung FIPRESCI geehrt wurde, erzählt vom ehemaligen Schriftsteller Marcel Marx (André Wilms), der bereits in Kaurismäkis Film «Das Leben der Boheme» (1992) eine große Rolle gespielt hat. Marcel hat seine literarischen Ambitionen inzwischen aufgegeben und ist von Paris in die kleine französische Hafenstadt Le Havre gezogen, wo er nun sein Geld als Schuhputzer verdient. Zufrieden mit seinem bescheidenen Leben, hangelt sich der abenteuerlustige Marcel von einer kleinen Unternehmung zur nächsten. Und das auch noch, als bei seiner Frau (Kati Outinen) eines Tages Krebs diagnostiziert wird. Zufällig lernt er währenddessen bald den illegal nach Frankreich eingereisten afrikanischen Idrissa (Blondin Miguel) kennen, woraufhin er beschließt, dem vor der Polizei flüchtenden Jungen zu helfen.
OT: «Le Havre» von Aki Kaurismäki; mit André Wilms, Kati Outinen, Jean-Pierre Darroussin, Blondin Miguel und Elina Salo.
«Tournée»
Der Schauspieler Mathieu Amalric gilt derzeit als einer der populärsten Mimen Frankreichs. Nachdem er zunächst nur in seinem Heimatland größere Bekanntheit genoss, machte er in den letzten Jahren durch markante Auftritte in internationalen Koproduktionen wie «München» (2005), «Schmetterling und Taucherglocke» (2007) oder «Ein Quantum Trost» (2008) auch außerhalb Frankreichs auf sich aufmerksam. Vor allem seine bewegende Darstellung des nach einem Schlaganfall am Locked-in-Syndrom leidenden Jean-Dominique Bauby in Julian Schnabels «Schmetterling und Taucherglocke» brachte ihm große Anerkennung. Erst dieser beachtliche Erfolg schien den ab und an auch als Regisseur tätigen Amalric schließlich dazu zu motivieren, mal wieder hinter der Kamera Platz zu nehmen. Seine letzte Arbeit in dieser Funktion lag immerhin schon fast ein Jahrzehnt zurück. Der Entschluss, die Tragikomödie «Tournée» zu realisieren, sollte am Ende schließlich belohnt werden. Ebenso wie «Le Havre», der zweite französischsprachige Kinostart dieser Woche, wurde Amalrics Film in Cannes mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Dies jedoch bereits im Jahr 2010, feierte er doch bereits damals seine Uraufführung. Darüber hinaus gewann Amalric bei den Filmfestspielen auch noch den Preis für die beste Regie.
Im Mittelpunkt der Filmhandlung steht der Fernsehproduzent Joachim Zand (Amalric), der einst sein Leben in Frankreich, einschließlich seiner Freunde, Feinde, Misserfolge und Familie, hinter sich gelassen hat, um Karriere in den USA zu machen. Dieser Neuanfang wurde mit Erfolg gekrönt. Und so entschließt sich Zand Jahre später voller Enthusiasmus dazu, in seine Heimat zurückzukehren, um nun auch dort mit seiner Burlesque-Show durch das Land zu ziehen und sein Publikum zu begeistern. Doch als er eine große Abschlussaufführung in Paris plant, holt ihn seine schmerzhafte Vergangenheit letztendlich ein.
OT: «Tournée» von Mathieu Amalric; mit Mathieu Amalric, Miranda Colclasure, Suzanne Ramsey, Linda Maracini und Julie Ann Muz.