Story
Es ist ein trauriger Anblick, der sich den Kommissaren bietet: Im Hinterhof eines der Wohnhäuser einer tristen Siedlung, versteckt durch die übervollen Mülltonnen, liegt die Leiche einer Frau. Elke Sartorius lebte allein. In ihrer Wohnung finden sich keine Spuren eines Kampfes, alles scheint sauber und ordentlich. Dennoch zeigen erste Erkenntnisse am Tatort, dass sich die 50-Jährige kaum freiwillig in den Tod gestürzt hat.
Hauptkommissar Herzog und seine Kollegen nehmen die Ermittlungen auf. Über zehn Jahre hatte Elke Sartorius als Putzfrau in einem Nachtclub gearbeitet, dann kündigte sie plötzlich. Der dubiose Juri Oleg, Besitzer des Clubs, kann sich die Gründe nicht erklären. Elke hatte nicht viel bei ihm verdient, dennoch behauptet Max Sartorius, der Sohn der Toten, sie habe eine hohe Summe erwartet. Woher das Geld kommen sollte, kann er der Polizei allerdings nicht sagen.
Die Kommissare erfahren aber auch von einer jungen Frau, die Elke vor etwa zwei Jahren bei sich aufgenommen hatte. Diese Tatsache verleiht dem Fall eine unerwartete Brisanz: Denn Laura, die nunmehr eine wichtige Zeugin sein könnte, wurde einst als vermisst gemeldet. Erst am selben Morgen hatte Kommissar Heymann dem Onkel des Mädchens, Staatsanwalt Clemens Tiefensee, zugesagt, die Suche nach der Vermissten noch einmal aufzugreifen. Lauras Familie hatte nämlich im Internet ein Bild ihrer Tochter entdeckt, auf dem das Mädchen in lasziver Pose zu sehen ist. Laura war erst 16 Jahre alt, als sie damals auf dem Weg zur Schule verschwand. Das Foto ist seither das erste Lebenszeichen des Mädchens.
Unter Hochdruck beginnen die Kommissare nun die Suche nach Laura. Eine vage Spur führt zunächst wieder in den Nachtclub von Juri Oleg, der allerdings beteuert, die junge Frau nie gesehen zu haben. Doch der Russe ist für die Polizei kein unbeschriebenes Blatt: Oleg wird des Menschenhandels verdächtigt. Zu groß aber scheint die Angst seiner Mitarbeiterinnen, gegen ihn auszusagen, so dass ihm nie eine Straftat bewiesen werden konnte.
Dennoch erfahren die Kommissare, dass Laura noch lebt und im Club oft anzutreffen ist. Herzogs Versuch, das Mädchen zu bewegen, ihre Familie wieder aufzusuchen, schlägt fehl. Laura will ihre Vergangenheit unbedingt vergessen und sucht dabei Ablenkung in Alkohol und Drogen. Dann wird auch sie tot aufgefunden. Und wieder einmal führt eine heiße Spur die Kommissare zu Juri Oleg.
Darsteller
Walter Kreye («Katze im Sack») ist Hauptkommissar Rolf Herzog
Michael Ande («Zurück auf Los!») ist Gerd Heymann
Pierre Sanoussi-Bliss («Die Friseuse») ist Axel Richter
Devid Striesow («Ein mörderisches Geschäft») ist Juri Oleg
Janina Stopper («Klimawechsel») ist Laura Tiefensee
Jan-Gregor Kremp («Eine Insel namens Udo») ist Heinrich Tiefensee
Katharina Müller-Elmau («Vincent will Meer») ist Sybille Tiefensee
Kritik
Meist ist «Der Alte» ganz spannend, bietet für ZDF-Krimi-Verhältnisse recht glaubwürdige Charaktere und setzt statt auf wilde Action eher auf leise Töne und dezent gehaltene Szenen. Das lässt ihn zwar etwas altmodisch aussehen, gleichsam wirkt die Reihe dadurch aber auch sehr charmant. „Schleichendes Gift“, die Auftaktepisode der diesjährigen Herbstfolgen, ist da jedoch ein massiver Aussetzer.
Es beginnt schon damit, dass sämtliche Episodenrollen aus nichts anderem als Klischees bestehen. So ist der Münchner Puffbesitzer natürlich unsäglich schmierig, trägt ein Goldkettchen um den Hals und schlägt seine Nutten, nachdem er ihnen Koks verkauft hat. Und wie nennt Drehbuchautorin Ute Geber diese Figur dann noch? - Juri Oleg natürlich. Ein differenzierter Umgang mit den Charakteren findet hier nicht statt.
Ebenso hat das Buch mit massiven Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen, die vor allem durch die vielen Zufälle zustande kommen, die hier ordentlich mithelfen. Just zu dem Zeitpunkt, als Familie Tiefensee im Internet auf ein Foto ihrer seit zwei Jahren verschwundenen Tochter Laura stößt, und deren Onkel Staatsanwalt seinen Kumpel Polizist darum bittet, da mal ein bisschen nachzuforschen, fliegt die Putzfrau Elke Sartorius (Da hat die Autorin bei der Benennung ihrer Figur wohl gerade auf ihr Bücherregal geschaut.) über ihre Balkonbrüstung. Und genau diese Elke Sartorius schien in gutem Kontakt zur verschwundenen Laura zu stehen. Die Welt ist eben doch ein Dorf.
Leider mag auch der Spannungsaufbau nicht so recht gelingen, da die Hinweise auf die Hintergründe des Mordes viel zu klar gesetzt werden, als dass man das Whodunnit-Motiv noch halbwegs tragfähig ausbauen könnte. Der Zuschauer ist den Ermittlern immer ein halbes Dutzend Schritte voraus und der Mörder ist ziemlich schnell ausfindig gemacht.
Das eingespielte Team um Walter Kreye bemüht sich am Set, noch das Beste aus dieser Vorlage herauszuholen; und wo das noch möglich ist, gelingt ihnen das auch. Auch Devid Striesow mildert als Puffbesitzer Juri ein wenig die massiven Glaubwürdigkeitsmängel seiner Figur – allzu viel kann er aber nicht mehr ausrichten. Von den übrigen Episodendarstellern sticht außer ihm nur noch Janina Stopper positiv heraus. Vielleicht ist es doch an der Zeit, den «Alten» endlich in Rente zu schicken – zumindest, wenn es so weitergeht wie in „Schleichendes Gift“ (Regie: Ulrich Zrenner).
Das ZDF zeigt die 38. Staffel ab Freitag, den 09. September 2011, um 20.15 Uhr.