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Die Serie startet mit einem Schicksalsschlag für die 16-jährige Cassie (Britt Robertson, «Life UneXpected»). Ihre Mutter wird bei einem Hausbrand getötet und zwingt Cassie, in die kleine Küstenstadt Chance Harbor umzusiedeln und mit ihrer Großmutter Jane (Ashley Crow) zusammenzuziehen. Als wäre der Umstand nach dem Tod eines Elternmitglieds nicht schon schlimm genug, stellt Cassie fest, dass ihre neue Umgebung mehr als mysteriös auf sie wirkt. Jeder Einwohner scheint sie und ihren Familienhintergrund mehr zu kennen als sie selbst, und selbst ihre neuen Freunde, eine Gruppe angeführt von der bissig-fiesen Faye (Phoebe Tonkin) und dem geheimnisvollen Romantiker Adam (Thomas Dekker, «Terminator: The Sarah Connor Chronicles») sind merkwürdige Freaks. Was bei ihrer Vergangenheit allerdings kein Wunder ist: Sie sind Nachkommen einer langen Linie von Hexen, welche bis in die 1600er Jahre zurückreicht. Und Cassie lernt, dass sie ebenfalls eine Hexe ist. Für die Gruppe ist Cassie das letzte Stück zur Komplettierung des Zirkels. Während sie vorher nur kleine, ungefährliche Magie nutzen konnten, sind sie mit Cassies Hilfe nun in der Lage, die vollen magischen Geschütze aufzufahren. Doch bis es dazu kommt, gibt es einiges an Geheimnissen aufzuklären, die allesamt in der Vergangenheit der Stadt liegen, und in welchen Cassie im Mittelpunkt steht.
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Produzent Kevin Williamson und Serienentwickler Andrew Miller haben auch von den «The Vampire Diaries»-Fehlern der ersten Episoden dazu gelernt: Statt auf den Herzschmerz des Genres der Teenmystery zu setzen, was «The Nine Lives of Chloe King» letztendlich den Kopf gekostet haben könnte, legt man Wert auf die Geheimnisse der einzelnen Protagonisten und kommenden Antagonisten, und fokussiert auf die Einführung der eigentlichen Geschichte. Es ist definitiv was faul in Chance Harbor mit all ihren Einwohnern und deren Geheimnisse und Lügen, und «The Secret Circle» wäre kein interessanter Neustart, wenn das Storytelling schleppend oder zu rasant ist. Innerhalb von 42 Minuten bekommt der Zuschauer genügend Informationen über die Story und die Charaktere, dass er ohne großen Wissenshunger die Wartezeit zur nächsten Episode einschlagen kann, und ohne ihm das Gefühl zu geben, dass der Pilot belanglos war.
Die Effekte und die Musikuntermalung tun ihr Übriges. Allein das von Kindern gesummte Schlummerliedchen, welches die Episode eröffnet und abschließt, trägt zur Spannung der Story und zur Aufmachung der Serie bei, und im Gegensatz zu anderen CW-Dramen hat der Zuschauer nicht den Anschein, als wäre er soeben mit der Top 20 der aktuellen Musikcharts attackiert worden. Auch der Score von John Frizzell lässt «The Secret Circle» mehr als eine Mysteryserie wirken denn ein Teeniedrama, welches im für The CW typischen Genremix nur mit leichter Kost unterhalten will. Selbiges gilt für die Kameraführung von Ramsey Nickell: Die Bilder werden ohne wilde Kamerafahrten oder verwackelten Szenen eingefangen, und geben den Eindruck einer Produktion, die von den absoluten Profis unter den Profis geleitet wurde. Am Ende zeigen auch die Spezialeffekte, dass für den Piloten nicht gekleckert, aber auch nicht geklotzt wurde. Der behutsame Eindruck der Episode macht sich bezahlt, wenn der Zuschauer am Ende mit einem positiven Gefühl zurückgelassen wird.
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Ein Liebesdreieck, Geheimnisse zwischen zwei Generationen, Magie und deren gefährliche, manchmal tödliche Nachwirkungen, sowie die aufkommende Gefahr, welchem sich der nun komplettierte Hexenzirkel stellen muss – «The Secret Circle» macht hungrig, ohne schon nach einer Stunde übersättigt und angewidert zu sein. Es ist nicht der unbedingt perfekteste Einstieg in eine Serie, doch in einer Zeit, in welcher die Zuschauer in Piloten mit mörderischer Hektik und einem unausgegorenem Drehbuch hineingeworfen werden, hält «The Secret Circle» sich sehr konsistent am ungeschriebenem Regelwerk. Sowohl auf Papier als auch in der Ausführung. «The Secret Circle» hat eine Menge Potential, und wenn man miterlebt hat, wie «The Vampire Diaries» mit einem Qualitätsanstieg durch seine erste Staffel ging, kann man von der neuen Serie aus dem Hause The CW Großes erwarten.