Story
Carla ist Gerichtsvollzieherin, geschieden, Mitte 40, und lebt zusammen mit ihrer 14-jährigen Tochter Eva in einem Reihenhaus in München. In ihrer wenigen Freizeit spielt sie Akkordeon in einem Orchester. Bernd, ihr geschiedener Mann, hat sie vor sieben Jahren wegen Sybille, Anfang 30, verlassen.
Carla lässt das Leid der Menschen, bei denen sie zwangsvollstrecken muss, nicht an sich heran. Erst als sie sich in den neuen Hausmeister der Schule ihrer Tochter verliebt, bröckelt diese Fassade. Andi, der neue Hausmeister, ist Vater einer fünfjährigen Tochter, Lucy, und trockener Alkoholiker. Carla und er lernen sich über das Orchester kennen, Andi wird dort Mitglied. Seit er seinen Job als EDV-Fachmann verloren hat und Frau und Kind ihn verlassen haben, plagen ihn finanzielle Sorgen. Er kann den Unterhalt für Lucy nicht bezahlen und ist mit Forderungen im Rückstand.
Seine Ex-Frau will das alleinige Sorgerecht einklagen. Carla gerät in eine emotionale Achterbahn, als sie anfängt ihren Gefühlspanzer abzulegen. Sie hat sich ausgerechnet in einen Mann verliebt, dem sie bald auch als Gerichtsvollzieherin gegenüber steht. So steuert sie auf eine dramatische Entscheidung zu, die ihr neugewonnenes, fragiles Glück bedroht.
Darsteller
Barbara Auer («Yella») ist Carla Schön
Roeland Wiesnekker («Blackout») ist Andi Jannings
Irina Kurbanova («Ein Haus voller Töchter») ist Eva Schön
Hansa Czypionka («Schicksalsjahre») ist Bernd
Rike Schäffer («Spreewaldkrimi») ist Sybille
Monika Baumgartner («Der Alte») ist Marianne
Luis Borda ist Roberto
Kritik
Das große Problem dieses Films ist es, dass er sich auf eine riesige Vielfalt an Themen stürzt, dabei aber nicht klar wird, worum es denn nun primär gehen soll: um die Romanze einer Gerichtsvollzieherin mit einem trockenen Alkoholiker; um einen Mutter-Tochter-Konflikt; um einen ehemaligen Trinker, der wegen seiner massiven finanziellen und privaten Probleme wieder zur Flasche greift; oder um Lebenslügen, die nun aufgedeckt werden müssen? Das Drehbuch von Britta Stöckle entscheidet sich leider für kein Hauptthema, sondern kratzt an allen Ecken und Enden herum und bleibt somit erwartungsgemäß leider immer an der Oberfläche.
Die emotionale Zerrissenheit von Mutter und Tochter hätte viel stärker betont werden können, während die Romanze zwischen Carla und Andi viel zu forciert und zu schnell erzählt wird, worunter die Glaubwürdigkeit immer wieder leidet. Das Drehbuch gleicht einer einzigen Großbaustelle, an der überall fleißig herum geschraubt wird, obwohl schon das Fundament beträchtlich wankt. Kurzum: Die Dramaturgie hätte deutlich mehr Tiefgang erlaubt, denn die Grundlagen dafür sind unweigerlich vorhanden. Doch da man die Untersuchungsfelder nicht auf ein angemessenes Maß reduzieren konnte, torkelt man von einem Punkt zum anderen, ohne intensiv genug erzählen zu können.
Es gibt durchaus einige Szenen, die überzeugen können; etwa Andis Monolog über seine Zeit als Alkoholiker, oder die Szene, in der Carla einem umnachteten Rechtsanwalt in seiner heruntergewirtschafteten Kanzlei den Offenbarungseid abnehmen muss. Doch das sind leider nur lichte Momente in einem Gesamtkonstrukt, aus dem etwas Interessantes hätte werden können, aber letztendlich leider nicht geworden ist. Der Film bleibt Stückwerk und enttäuscht vor allem am Schluss, da man dann die Glaubwürdigkeit endgültig dafür opfert, noch schnell ein wenig Emotionalität mitzunehmen.
Positiv kann «Ich habe es Dir nie erzählt» allerdings durch seine Besetzung auffallen. Barbara Auer spielt recht minimalistisch, aber klar, während ihre Filmtochter Irina Kurbanova das pubertäre Problemkind authentisch und ohne allzu grobe Überzeichnungen anlegt, was viel zur Authentizität beiträgt. Am Schluss fehlt bei diesem Stoff jedoch einfach die Klarheit und somit auch der Sinn.
Das ZDF strahlt «Ich habe es dir nie erzählt» am Montag, den 26. September 2011, um 20.15 Uhr aus.