«Dinotopia»

Wir erinnern an eine Dinoserie, welche den hohen Erwartungen des Senders nicht gerecht und in kurzer Zeit zum Megaflop wurde

Am Montag kehren die Dinosaurier in die Heimkinoanlagen zurück. Mit «Terra Nova» startet auf FOX die lang erwartete Abenteuerserie, welche eine Kolonie 85 Millionen Jahre durch die Zeit schickt, damit die zerstörte und von ihren Ressourcen beraubte Mutter Erde einen Neuanfang wagen kann. In den 90er Jahren waren die Reptilien sowohl im Kino als auch im Fernsehen beliebt. Mit «Die vergessene Welt» kam 1999 eine Doyle-Adaption ins Fernsehen, welche nur lose auf dem Originalwerk basierte und es immerhin auf drei Staffeln brachte, während drei Jahre später ABC mit Hallmark Entertainment und Walt Disney Television die sechsstündige Miniserie «Dinotopia» realisierte, welche auf einer Buchreihe von James Gurney basierte. Im fiktionalen Utopia leben Dinosaurier und Menschen Seite an Seite auf einem unbekannten Kontinent, welches nach einem Flugzeugabsturz von zwei Brüdern gefunden wird. ABC hatte dermaßen großes Vertrauen in das teure Projekt, dass sie schon eine Spin-off-Serie mit sieben Episoden bestellt hatten, bevor die Miniserie überhaupt über die Bildschirme flimmerte.

«Dinotopia» war ein riskantes Projekt für alle Beteiligten. In einer Zeit, in welcher ABC einen Quotenverlust von rund 20 Prozent hinnehmen musste, war es in finanzieller Hinsicht nicht gerade ein schöner Anblick, als der Sender rund 20 Millionen Dollar in die 85 Millionen Dollar teure Produktion steckte. Dass der Ausstrahlungstermin der Miniserie direkt vor den Senderupfronts im Mai lag, war ein weiteres riskantes Manöver. Die Frage, die sich jeder stellte, war, was die Werbekunden von der Bestellung einer neuen Serie halten, wenn ihre vorhergegangene Miniserie kurz zuvor ein Totalausfall war. Diese Sorgen waren jedoch schnell vergessen, nachdem die Miniserie sich zu einem Hit für ABC entwickelte. Mit Marktanteilen von 16, 13 und 12 Prozent während ihrer drei Ausstrahlungen war die «Dinotopia»-Miniserie der Erfolg, den ABC so dringend benötigte – auch wenn dieser auf dem Papier nicht unbedingt als Erfolg gesehen werden kann, nachdem Teil 2 und 3 der Miniserie auf dem jeweils dritten Rang der Tagescharts landeten. Mit Esprit konnte man aber nun in die Produktion der Serie gehen, welche um sechs weitere Episoden aufgestockt wurde. «Dinotopia» sollte in den Augen der ABC-Geschäftsführer, besonders Unterhaltungspräsidentin Susan Lyne, eine unterhaltsame Familienserie werden, welche den Sender aus dem Quotensumpf holen sollte.

Die Premiere des Spin-offs war für September 2002 vorgesehen, doch ABC hatte sich entschieden, den Start um zwei Monate zu verschieben, und der Serie eine gute Ausgangsposition während der Thanksgiving-Feiertage zu geben. Am 28. November liefen die ersten beiden Episoden, und hätten nicht schlechter in den Quoten abschneiden können. Nur 5,7 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von sechs Prozent erreichte «Dinotopia» mit einem neuen Cast in seiner Premiere, und dieser Wert sollte sich nicht mehr verbessern. Mit den schlechten Quoten bekam die Serie auch noch allerhand schlechte Presse – was ABC hätte erwarten müssen, nachdem auch die Miniserie bei den Kritikern nicht gerade gut davonkam. So kam es, dass die Zuschauer kein Interesse für «Dinotopia» entwickelten und die Serie in einen Quotensumpf jagten. Letzten Endes wurden nur sechs der produzierten dreizehn Episoden ausgestrahlt – eine weniger als die ursprüngliche Episodenorder von sieben.

«Dinotopia» gilt als negatives Beispiel, warum ein Sender seine Serien niemals hypen sollte. Selbst nach den Kritiken für die Miniserie waren ABC und Lyne nicht müde zu behaupten, dass ihre neue Familienserie den Donnerstagabend aufpeppen werde. Am Ende des Jahres 2002 hatte jedoch keiner mehr ein Lächeln auf dem Gesicht, nachdem ABC soeben die vierte und letzte ihrer neuen Serien abgesetzt hatte – und das noch vor dem Jahreswechsel. ABC konnte seine Quotenprobleme auch mit «Dinotopia» nicht stoppen und lag weiterhin auf dem vierten Platz der Nielsencharts. Ein Umstand, der bis zum Herbst 2004 anhalten sollte...