Story
Für Helikopterpilot Tom Jäger ist es zunächst ein Einsatz wie jeder andere: Er soll Marie Niklas, eine junge PR-Angestellte eines großen Energiekonzerns, zur Bohrplattform Wilhelmsand fliegen. Marie will dort ein großes Event vorbereiten, mit dem der Konzern den Startschuss für einen verheißungsvollen, neuen Geschäftszweig feiern will: Die CO2-Verpressung in leer gepumpte Gasfelder in der Nordsee. In Zeiten des bedrohlichen Klimawandels ein prestigeträchtiges, zukunftsweisendes und finanziell äußerst lukratives Geschäft. Doch auf dem Weg zur Bohrinsel machen Tom und Marie eine grausame Entdeckung: Sie stoßen auf den Fischkutter von Toms Freund Claas Jensen, der führerlos auf See treibt. Alle Menschen an Bord sind tot, von äußerer Gewalt jedoch ist nichts zu erkennen. Als die Küstenwache kurz darauf den Kutter bergen will, ist er wie von Geisterhand verschwunden. Toms Ex-Freundin Hannah beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Sage des so genannten „Hexenloch“ und wurde bislang dafür belächelt. Sie vermutet eine Naturkatastrophe hinter diesem gewaltigen Strudel, der Schiffe und Menschen gnadenlos in die Tiefe reißt.
Als Toms Ziehtochter Sara, die als Geologin auf der Bohrinsel arbeitet, spurlos verschwindet und Marie bei ihrem Versuch sie zu finden in den Verdacht der Industriespionage gerät und fristlos gekündigt wird, tut sich das ungleiche Paar zusammen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Gemeinsam wollen Tom und Marie Sara finden und die Machenschaften des Energie-Multis einmal genauer unter die Lupe nehmen. Bei ihren Recherchen kommen sie einer groß angelegten Vertuschungsaktion auf die Spur, deren Folgen das Leben unzähliger Menschen kosten könnte. Denn: Die Lagerstätten für das CO2 sind entgegen den Aussagen des Konzerns alles andere als sicher. Für Tom und Marie beginnt plötzlich ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, bei dem sich die Konzernchefin Claudia Schelkin als erbitterte Gegnerin zeigt, die mit aller Macht ihr tödliches Geheimnis schützen will und dabei vor keinem Mittel zurückschreckt.
Darsteller
Hannes Jaenicke («Allein unter Müttern»; «Die Minensucherin») ist Tom Jäger
Bettina Zimmermann («Familie macht glücklich») ist Marie Niklas
Karoline Eichhorn («Am Kreuzweg»; «Tatort») ist Hannah Wensberg
Josefine Preuß («Im besten Alter») ist Sara Wensberg
Gudrun Landgrebe («Die Wunderkinder») ist Claudia Schelking
Kai Lentrodt («Ein starkes Team»; «Ladykracher») ist Sven Pörkens
Bernadette Heerwagen («Bauernopfer») ist Britt Pörkens
Kritik
Ursprünglich war die Ausstrahlung des Katastrophen-Event-Films «Bermuda-Dreieck Nordsee» für das Jahr 2012 geplant, nun hat RTL doch einen früheren Sendetermin für die Produktion der Münchener Dreamtool Entertainment gefunden. Schon zu Beginn der neuen TV-Saison 2011/2012 kommt der Film damit auf die Mattscheibe. RTL hat sich den Movie auch etwas kosten lassen – nicht unwichtig wird also das Abschneiden beim deutschen Publikum in Form des Messwerts Einschaltquote sein. Das Budget lag bei 5,7 Millionen Euro, was nur geringfügig mehr ist als bei RTL-Event-Filmen wie «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» sowie dessen Sequel. Davon floss einiges in das aufwändige Szenenbild, für das sich die Dreamtool-Produzenten Stefan Raiser und Felix Zackor sowie Matthias Kammermeier engagierten.
Sie waren schon für die RTL-Filme «Nina Undercover», «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» und das Sequel «Die Jagd nach der Heiligen Lanze», allesamt Dreamtool-Produktionen, verantwortlich. Dass man in Sachen Szenenbild nicht gespart hat, merkt man in dem RTL-Spielfilm doch deutlich. Denn die Szenerie ist gleich ein Blickfang. Dazu gehört es eben auch, dass die richtigen Drehorte ausgewählt wurden. In 44 Drehtagen zwischen Mitte August und Mitte Oktober 2010 war der 140-minütige Event-Movie «Bermuda-Dreieck Nordsee» in NRW, Niedersachsen und Bayern gedreht worden. Die Atmosphäre in dem Film ist also stimmig und passend zugleich, was gleich ein großer Pluspunkt für die Inszenierung ist.
Bei der Star-Besetzung, mit der «Bermuda-Dreieck Nordsee» aufwartet, scheint das sehr wichtige Thema in Erwartung eines typischen Event-Movies doch auf den ersten Blick in den Hintergrund zu geraten. Auf den zweiten Blick ist das aber genau das Gegenteil. Denn das Thema CO2-Verklappung habe die mitwirken Schauspieler laut Produzent Stefan Raiser förmlich angezogen. Allen voran Dokumentarfilmer und Umweltaktivist Hannes Jaenicke geht in seiner Rolle als Helikopter-Pilot, der die Naturkatastrophe verhindern muss, voll auf. Nicht zuletzt die Ölkatastrophe durch ein Leck an einer BP-Bohrinsel im Golf von Mexiko bekräftigte die Aktualität der von Menschen verursachten Katastrophen. Nichts mehr geben die Macher auf Tornados oder Tsunamis, sondern zeigen eine Naturkatastrophe, die von Menschenhand gemacht ist und nicht durch „höhere Gewalt“ heraufbeschworen wird.
Dass Schauspieler Hannes Jaenicke tatsächlich für dieses Umwelt-Thema brennt, zeigt die Tatsache, dass er Mitte dieses Jahres – also nach den Dreharbeiten zum Film – mit Spiegel TV eine Dokumentation über CO2-Verklappung vorbereitete, wie er im Quotenmeter.de-Interview verriet. Umso mehr passt er perfekt in die Hauptrolle in «Bermuda-Dreieck Nordsee» und füllt diese auch mit viel Leidenschaft und schauspielerischem Können aus. Mit Bettina Zimmermann, die zuletzt in «Familie macht glücklich» im ZDF zu sehen war und gerade den RTL-Film «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» (ebenfalls von Dreamtool) abgedreht hat, steht ihm eine ebenso glänzende Schauspielerin zur Seite, die die ambitionierte PR-Frau gibt. Die beiden Hauptdarsteller geben dem Film ein Profil.
Erst im Juli 2011 hat der Bundestag das seit Jahren umstrittene Gesetz zur unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid beschlossen. Die Thematik des Films ist also auch in Deutschland akut. Die erfolgreichen Drehbuchautoren Simon X. Rost und Derek Meister haben aus dem ernsten Thema eine fiktive Geschichte gestrickt. Diese ist zwar stellenweise etwas weit hergeholt und nicht unbedingt realitätsnah, doch die Logik stimmt. Auch die Dialoge sind gut gewählt worden und machen Freude. Der geradlinige Erzählstil im Film sorgt dafür, dass es über die gesamten 140 Minuten nie wirklich langweilig wird. Typische Elemente eines solchen Event-Movies wie die langsam nahende Katastrophe, die kleinen sozialen Probleme am Rande sowie weniger wichtige Nebengeschichten, die Hetzjagd des Helden und selbstverständlich eine flüchtige Romanze der beiden Hauptfiguren, dürfen natürlich nicht fehlen. Das Genre wird eben bedient, doch das ist nicht von Grund auf schlecht. Doch gerade im mittleren Teil des Films wünscht man sich doch, dass man aus dem üblichen Mustern einmal ausbricht. Dennoch beinhaltet das Drehbuch eine überzeugende Geschichte, die schlüssig und nachvollziehbar erzählt wird.
Regisseur Nick Lyon hat dabei eine gute Umsetzung gefunden. Der Einstieg in «Bermuda-Dreieck Nordsee» ist sehr gut gewählt. Beeindruckt durch die Idylle des Szenenbilds am Nordseestrand, beobachtet der Zuschauer eine Familie auf einem Ferienboot, die von dem aufsteigenden, tödlichen CO2 im Meer überrascht wird. Sofort ist die Thematik klar und wird allmählich intensiviert, als auch Tom Jäger, den Hannes Jaenicke gibt, ebenso merkwürdige Erfahrungen macht und ein Schiff verschwindet. Parallel wird die Geschichte rund um Karriere-Frau Marie Niklas erzählt, die als PR-Managerin durchstartet, später aber wegen angeblicher Betriebsspionage gefeuert wird. Eine gute halbe Stunde des Films ist um, da bringt der Zufall Jäger und Niklas, den „Neandertaler von der Insel“ und die „Bürotante aus der Großstadt“ erstmals zusammen und schon bald kämpfen sie gemeinsam gegen die Machenschaften des Energiekonzerns, für den Marie Niklas zuvor gearbeitet hat. Das bringt einen neuen Handlungsstrang, der die Thematik der CO2-Verklappung etwas in den Hintergrund drängt. Denn nachdem beide Hauptcharaktere ein- und zusammengeführt wurden, erzählt «Bermuda-Dreieck Nordsee» nun vordergründig von der Suche nach Tom Jägers Tochter, die auf der Bohrinsel von der skrupellosen Security festgehalten wird, die sogar über Leichen geht.
Der Actionanteil in dem Event-Movie nimmt nun gehört zu und der Film selbst nimmt Fahrt auf, so dass es nach der Hälfte der Spielzeit richtig spannend wird. Großartig sind in diesem Teil auch die Nebenrollen, die von Josefine Preuß als Tochter und Karoline Eichhorn gespielt werden. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch geschickt in die Hauptgeschichte eingebaut, ist die Nebengeschichten um die Bewohner auf der Insel. Kai Lendrodt und Bernadette Heerwagen blühen hier richtig auf. Zum Ende hin kommt es dann schließlich noch zum großen Showdown, als die Katastrophe, die sich – wie üblich in solchen Event-Movies – schon seit der ersten Minute des Film angedeutet hat. Das Spannungslevel kann hier nicht nur gehalten, sondern sogar noch ein wenig gesteigert werden. Ein Höhepunkt ist hier sicherlich der Moment unmittelbar nach dem Eintritt der Katastrophe.
Jene Szene, als die starken Wassermassen durch die Fenster des Kreuzfahrtschiffs MS Dreamtool dringen und die feierliche Gemeinschaft überwältigt, war mit rund 30.000 Euro übrigens die teuerste Szene des Films. Viel hat man auch auf Spezial-Effekte und Animation gesetzt, die stark zur Geltung kommen. Zum Schluss gibt es noch die passende Botschaft für den Zuschauer mit auf den Weg. Aber auch im letzten Teil des Films spielt die Logik nicht immer ganz mit, einiges wirkt so als habe man es nur der Effekte zu Liebe in den Event-Movie mit eingebaut. «Bermuda-Dreieck Nordsee» ist insgesamt ein empfehlenswerter Film, der nicht nur unterhaltend ist, sondern dank guter Schauspieler, schöner Szenenbilder und einem guten Drehbuch zu überzeugen weiß.
RTL zeigt den Katastrophen-Event-Film «Bermuda-Dreieck Nordsee» am Sonntag, 25. September 2011, um 20.15 Uhr.