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Willkommen in der Vorstadt: Die 16-jährige Tessa Altman (Jane Levy) hat zusammen mit ihrem Vater George (Jeremy Sisto) die Gemütlichkeit von Manhattan verlassen, um in einer ruhigen Kulisse ein besseres Leben führen zu können. So denkt zumindest George, nachdem er eine Packung Kondome in Tessas Schublade findet, doch muss er schnell miterleben, dass Tessa vom Umzug überhaupt nicht begeistert ist. Aufgepuppte und -gepumpte Mütter, die mit einem Dauerlächeln ihre Töchter mit all den Dingen versorgen, die kein Mensch braucht, sowie Mitschüler, die ihr Leben in Trance und mit zuckerfreiem Red Bull als tägliche Droge leben. Tessa fühlt sich wie in einer Spielzeugpuppenversion von Stepford versetzt und macht ihren Hass für Jedermann offensichtlich – sollte Jedermann diesen Hass inmitten von Friede, Freude, rosaroten Eierkuchen überhaupt bemerken.
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«Suburgatory» ist allerdings nur eine waschechte TV-Sitcom, die (vorerst) nicht so weit gehen will und stattdessen mit den Charakteren arbeitet. Tessa kommt als glaubhafter Teenager herüber, dessen Ärger über den Umzug nur zu real scheint, und dessen Kommentare über ihre Gleichgültigkeit für ihre neue Umgebung aus tiefen Herzen kommt. Unglücklicherweise fehlt es der Serie an einer passenden Hintergrundgeschichte, die den Umzug in die in einem Farbmixer getünchte Vorstadt überhaupt erklärt. Es fehlt an Vorwissen, warum Tessa diese Art von Leben hasst, und es fehlt an Vorwissen, warum George entschieden hat, New York City zu verlassen. Eine Packung voller Kondome kann doch nicht wirklich die Ausrede für die Autoren sein. Es reicht nicht, wenn Tessa aus dem Off erklärt, dass er nur ein besseres Leben für seine Tochter will, aber nach dem Verhalten von Tessa in der Premiere zu urteilen, scheint sie in Manhattan nicht gerade ein schlechtes Leben geführt zu haben. Als Teenager scheint sie sogar mehr vom Leben mitgenommen zu haben, als so manche Hausfrau in der namenlosen Vorstadt.
Das ist allerdings auch das einzige Problem an der Serie. Für Leute, die nichts mit dem satirischen Humor von «Suburgatory» anfangen können, welcher dem Film «Easy A» ähnelt (und «Suburgatory» demnach als Networkversion des MTV-Sommererfolges «Awkward.» gelten kann), ist die Serie sicherlich nichts. Für Fans der schrillen Parodie, welche sich nicht zu schade ist, mit ihren Storys auch eine „Moral von der Geschichte“ mitzugeben, und sich nicht von den Übertreibungen von Tessas Kommentaren stören lassen, finden mit «Suburgatory» jedoch eine Serie, welche überraschender nicht hätte sein können. Der Humor mag subtil wirken und viel zu sehr auf das in Deutschland unbekannte Vorstadtleben der Amerikaner ausgerichtet sein, doch dank der charmanten Tessa funktioniert er trotzdem. Und dank Tessa funktionieren die Voiceovers hier besser, als es in «Hart of Dixie» der Fall war. Nicht nur ist das Genre wie geschaffen für schnippische Kommentare aus dem Off, Tessas Erzählung ist auch ein Beispiel dafür, wie clever das Drehbuch eigentlich ist.
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Es fehlt noch einiges, um «Suburgatory» als beste Comedy des Jahres zu bezeichnen, aber es gibt definitiv kein Problem, die Serie als einen der besten Comedyneustarts einzuordnen. Und wie «New Girl» hat auch die Vorstadtsatire in ihrer ersten halben Stunde genügend Momente erschaffen, um zeitweilig zu einem kleinen Drama zu verkommen. Immerhin sind die Charaktere in «Suburgatory» das Nonplusultra, und nicht unbedingt der Humor. Der kommt quasi gratis dazu.