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Bagdad: CIA-Stabsoffizierin Carrie Mathison (Claire Danes) befindet sich mitten in einer nicht autorisierten Mission, als sie von einem inhaftierten Spion erfährt, dass ein amerikanischer Kriegsgefangener von Al-Qaeda zum Terroristen manipuliert wurde. Zehn Monate später – Carrie wurde inzwischen degradiert und zur Anti-Terror-Einheit versetzt – gibt es die Neuigkeit, dass während eines Angriffs von Delta-Force-Kräften im Irak ein amerikanischer Soldat lebend gefunden wurde, der 2003 spurlos verschwand und seitdem als „missing in action“ galt. Amerika hat mit Nicholas Brody (Damian Lewis) einen neuen Kriegshelden, der nach acht Jahren wieder nach Hause zu seiner Familie zurückkehrt. Doch während alle die Rettungsmission von Brody glücklich feiern, hat Carrie ihre Zweifel: Ist Brody der amerikanische Terrorist, welcher für den hochrangigen Al-Qaeda-Mitglied Abu Nazir einen Terroranschlag auf amerikanischem Boden plant? Mit der Hilfe ihres Mentors und ehemaligen Bosses Saul Berenson (Mandy Patinkin) versucht Carrie Brody auf Schritt und Tritt zu verfolgen, um Beweise für ihren Verdacht zu finden.
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Carrie ist hier das beste Beispiel. Sie ist nicht nur ein makelbehafteter Charakter, welcher seit 9/11 mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat, sondern ist mit ihren psychischen Problemen auch eine recht außergewöhnliche Person, um als Agentin bei der CIA den Terror zu bekämpfen. So etwas hat es zuvor im Fernsehen noch nicht gegeben, und ihre Psyche, gemixt mit ihrem Verdacht gegenüber Brody und ihren Versuchen, ihn als Terrorist zu entlarven, ist allein schon eine vielversprechende Story, welche nicht nur die Paranoia zwischen den beiden Charakteren schnürt, sondern auch zwischen den Zuschauern und der Serie. Die Pilotfolge gibt nämlich genügend Momente, um beide Seiten der Situation zu erörtern. Einerseits ist Carries Vermutung durchaus berechtigt, nachdem die ersten (nicht unbedingt handfesten) Beweise gesammelt werden konnten; andererseits könnte Carrie mit ihrer Vermutung auch völlig falsch liegen, nachdem Brodys Situation gezeigt wird: Acht Jahre Kriegsgefangenschaft gehen nicht einfach an ihn vorüber, und die Eingliederung zurück in die Gesellschaft, besonders ins Familienleben mit seiner Frau Jessica (Morena Baccarin) und seinen beiden Kindern Dana (Morgan Saylor) und Chris (Jackson Pace), ist nicht einfach – besonders wenn man täglich während Debriefings mit Fragen durchlöchert wird, und von der Presse und den Vizepräsidenten als nationaler Held gefeiert wird.
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Die Darsteller können punkten, ihre Charaktere sind nicht weit entfernt von der Realität, und die Story kann mehrere Wege einschlagen, welche eine volle Staffel mit interessanten Twists und Wendungen füllen kann, ohne überdreht oder albern zu wirken. «Homeland» hat in seiner ersten Folge gewissermaßen einen Sog kreiert, welcher es dem Publikum nicht so einfach ermöglicht, schnell von der Serie wieder wegzukommen. Damit liefert «Homeland» mit seinem starken Storytelling nicht nur die beste Pilotfolge dieses Herbstes ab, sondern auch die interessanteste Serie, die es schafft, über die Schatten seiner Vorgänger zu springen und einen neuen Ansatz der Terrorismus-Geschichte zu zeigen. Die Erwartungen sind nun hochgeschraubt worden, und es liegt an den Autoren, «Homeland» mit Storys zu bestücken, die auch weiterhin realitätsnah und mit spannender Paranoia bestückt sind.