Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: «Samstag Nacht» am Freitag

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 159: Deutschlands erste Primetime-Comedy, die viele bekannte Gesichter hervorbrachte.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines erneuten Beweises, dass sich manche Formate schlicht nicht kopieren lassen.

«Happy Friday» wurde am 09. Januar 2004 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit, als die Comedyshow «RTL Samstag Nacht» längst eingestellt, doch noch immer legendär war. Das Format hatte nämlich seinerzeit nicht nur den Bereich der Fernsehkomik revolutioniert und schwindelerregende Einschaltquoten erreicht, sondern auch das komplette Ensemble zu landesweit bekannten Gesichtern gemacht. An diese Erfolge erinnerte man sich offenbar auch im Hause Sat.1 noch gut und versuchte, das Erfolgskonzept rund sechs Jahre später zu reanimieren. Dass dies nicht einfach sein würde, bewies bereits die RTL-Sendung «Happiness», die zuvor probierte, an die Erfolge der Vorlage anzuknüpfen, aber trotz der Beteiligung der originalen Produzenten und Autoren scheiterte. Zu groß waren offenbar die Fußstapfen und zu hervorragend die Zusammenstellung der damaligen Darsteller.

Dessen war man sich offenbar auch bei der Konzeption von «Happy Friday» bewusst und verpflichtete daher absichtlich keine Comedians, sondern ernsthafte Jungschauspieler, die über Ausbildungen an namhaften Schauspielschulen verfügten und anspruchsvolle Rollen im Theater spielten. Letztlich fiel die Wahl auf Mathias Schlung, Jana Ibing, Eray Egilmez, Martina Hill, Martin Klempnow und Frank Streffing. Das sechsköpfige Team präsentierte dann wie beim Original sowohl vorproduzierte Einspieler als auch Sketche vor Live-Publikum. Darunter waren die obligatorischen Witze über Betrunkene, wiederkehrende Reihen wie «Allein daheim» und einige gelungene Parodien. So imitierte Martina Hill die Hauptfigur der Anwaltsserie «Ally McBeal» nahezu perfekt und Frank Streffing ähnelte in seiner Elvis-Presley-Nummer dem Sänger sogar stimmlich erschreckend stark. Garniert wurde das bunte Treiben mit Auftritten von Stargästen wie Thomas Anders oder Dick Brave & The Backbeats. Die Ähnlichkeit zu «RTL Samstag Nacht» wurde übrigens auch in der musikalischen Untermalung deutlich, denn mit den ehemaligen „Samstag Nacht Allstars“ wurde jene Liveband engagiert, die auch schon bei der Vorlage für Musik sorgte.

Ausgestrahlt wurden die einstündigen Ausgaben dann am Freitagabend um 20.15 Uhr, weswegen die Show auch als „Deutschlands erste Primetime-Comedy“ beworben wurde. Sie eröffnete damit den neu geschaffenen «Sat.1 Fun Freitag», der als neue Marke etabliert werden sollte. Bereits zuvor hatte der Sender mit Formaten wie «Hausmeister Krause» einige Erfolge am Freitagabend feiern können, was ihn ermutigte, diese Programmfarbe nun auszubauen. Kombiniert wurde die neue Show mit dem ebenfalls frischen Sketchprogramm «Ei verbibbsch», das Witze mit einem ostdeutschen Schwerpunkt versprach, aber kläglich scheiterte.

Ein Erfolg wurde auch «Happy Friday» nicht. Schon die Premiere sahen nur 2,64 Millionen Zuschauer. Der werberelevante Marktanteil lag mit 12,6 Prozent ungefähr auf dem damaligen Senderschnitt. In den kommenden Wochen nahm das Zuschauerinteresse dann noch weiter ab, was nicht zuletzt daran lag, dass die Show ab der zweiten Ausgabe gegen das RTL-Quiz «Wer wird Millionär» antreten musste. Nach fünf Wochen waren die Werte bereits auf 1,60 Millionen Zuseher und Marktanteile um acht Prozent abgesunken. Die Konsequenz daraus war die schnelle Einstellung der Show. Den Sendeplatz erbten zunächst Wiederholungen der Sketchreihen «Ladykracher» und «Sechserpack» bevor ab August 2004 das Impro-Quiz «Genial daneben» den Sendeplatz mit einer zweiten Ausgabe pro Woche übernahm.

«Happy Friday» wurde am 02. April 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von 13 Folgen. Die Show hinterließ die Darstellerin Martina Hill, die seit 2007 fest im Ensemble von «Switch Reloaded» verankert ist und dort mit grandiosen Parodien (u.a. Heidi Klum, Sonya Kraus, Daniela Katzenberger) überzeugt. Zudem gehört sie seit dem Jahr 2009 zum Team der «heute Show» und spielte in den TV-Filmen «Putzfrau Undercover» und «C.I.S. – Chaoten im Sondereinsatz» die Hauptrollen. Zuletzt wirkte sie in der Bestseller-Verfilmung «Resturlaub» mit. Mit ihrem damaligen Kollegen Martin Klempnow war sie zudem in dem ProSieben-Film «29 und noch Jungfrau» zu sehen. Klempnow stieß ab 2010 ebenfalls zum Cast von «Switch Reloaded» hinzu und wurde dort vor allem als Berufschüler Dennis bekannt. Darüber hinaus tauchte er regelmäßig in den Reihen «Granaten wie wir», und «Kesslers Knigge» sowie in der «Schillerstraße» als Jürgen Vogels Bruder auf. Musikfans dürften ihn außerdem aus dem Videoclip «Lasse reden» von den Ärzten kennen.

Auch Mathias Schlung blieb dem Comedygenre trotz seiner Theaterausbildung treu. Er ersetzte ab 2006 Ralf Schmitz in der Sketch-Serie «Die dreisten Drei» und nahm auch an der «Sat.1 Comedy Falle» teil. Im Jahr 2008 spielte er zudem die Hauptrolle des Abahachis im Musical «Der Schuh des Manitu». Mit seinem Engagement bei den Nibelungenfestspielen im Jahr 2009 kehrte er dann wieder zu seinen Wurzeln zurück. Frank Streffing verkörperte neben vielen weiteren kleineren Rollen später einen der fiktiven Gagautoren in der Comedyshow «Krügers Woche». Zudem übernahm er eine der vier Hauptrollen in dem Sketch-Format «4 Singles» von RTL. Aktuell taucht er regelmäßig in den Werbespots der Bausparkasse LBS im Fernsehen auf.

Die Show «Happy Friday» wurde übrigens bereits ab 30. April 2004, also rund drei Wochen nach ihrem Ende, freitags um 23.15 Uhr noch einmal wiederholt. Ab Oktober 2005 wagte sich der Sender RTL selbst mit dem Format «RTL Comedy Nacht» an eine weitere Neuauflage des Comedyklassikers, scheiterte aber auch damit.

Möge die Show in Frieden ruhen!

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