Story
In den letzten Kriegstagen landet eine junge Frau mit ihrem zweijährigen Sohn Klaus auf dem englisch besetzten Flughafen Leck in Schleswig-Holstein. Die Freude über die gelungene Landung auf vermeintlich sicherem Gebiet währt nicht lange. Beate, geborene Köstlin, verwitwete Uhse, wird als deutsche Pilotin in britische Kriegsgefangenschaft genommen, ihr Sohn dem Deutschen Roten Kreuz überführt. Nach einem Unfall des Gefangenentransports wacht Beate Uhse schwer verletzt in einem britischen Lazarett auf. Ihr Bettnachbar, der Anwalt Georg Tauber, lässt seine Beziehungen spielen und bringt Klaus zurück zu seiner Mutter. Dieses Wiedersehen gibt der Verletzten die Kraft, sich über die ärztliche Diagnose "nie wieder laufen zu können" hinwegzusetzen. Beate Uhse kämpft, trainiert, trotzt den Schmerzen. Und schließlich kommt der Moment, da sie das Lazarett mit Klaus verlassen darf.
Heimat- und wohnungslos trifft sie auf Ewe Rotermund. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Ewe nimmt Mutter und Sohn mit in seine Flüchtlingsunterkunft. Ausgerechnet hier im Pastorat berät Beate die anderen Frauen in Sachen Verhütung. Angesichts der aussichtslosen wirtschaftlichen Lage möchte keine von ihnen ungewollt schwanger werden. Dafür landet Beate Uhse samt Ewe und Klaus wieder auf der Straße. Schon 1946 beginnen sie und Ewe die legendäre "Schrift X" über die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode zu vertreiben.
Die "Schrift X" wird ein Renner. Bis 1949 verkauft sie sich ca. 32.000 Mal, das Stück für ein bis zwei Mark, und sichert damit Beate Uhse das Startkapital für eine eigene Firma. Der Aufklärungsbedarf im prüden Nachkriegsdeutschland ist enorm. Und zu den Ratgebern, Katalogen und Schriften kommen bald Kondome und andere Artikel. Dann wird ausgerechnet die Verhütungsexpertin ungewollt schwanger. Beate Uhse und Ewe Rotermund heiraten; seinen Nachnamen nimmt sie für ihr familiäres und bürgerliches Leben an.
Privat und beruflich sind die Rotermunds ein Dream-Team. Mit steigendem Umsatz wird der Beate-Uhse-Versand mehr und mehr zum gesellschaftlichen und moralischen Problem. Aufgrund des "Unzuchtsparagraphen" § 184 wird Beate Rotermund mit ihrem Versand immer wieder vor Gericht zitiert. Staatsanwalt Martin Volke, angestachelt vom Volkswartbund, schreibt sich auf die Fahnen, der Uhse das Handwerk zu legen. Eine Klagewelle bricht über die Firma herein…
Darsteller
Franka Potente («Laconia») ist Beate Uhse
Ray Fearon («Doctors») ist Jeff
Hans-Werner Meyer («Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen») ist Ewe
Henry Hübchen («Alles auf Zucker!») ist Georg Tauber
Sylvester Groth («Mein Leben & ich») ist Martin Volke
Josefine Preuß («Bermuda-Dreieck Nordsee») ist Susanne Teufer
Rike Schmid («Butter bei die Fische») ist Helga
Bert Tischendorf («Die Wanderhure») ist Dr. Rath
Miguel Herz-Kestranek («Die Wanderhure») ist Wilhelm Teufer
Mariella Ahrens («Der Bergdoktor») ist Viola Volke
Kritik
Zehn Jahre nach dem Tod von Beate Uhse widmet ihr das ZDF eine kleine Filmbiografie. Der Film von Hansjörg Thurn («Isenhart - Die Jagd nach dem Seelenfänger») basiert auf dem Drehbuch von Timo Berndt («Wilsberg») und erzählt die ersten wilden Jahre und von dem Aufbau des Erotikimperiums der Geschäftsfrau Beate Uhse von 1945 bis 1972. Es wird viel Wert auf das Private gelegt, die Familie und die damit verbundenen Werte waren ihr ungemein wichtig. Von der Flucht aus Berlin zu Zeiten des ausklingenden zweiten Weltkrieges, ihrer Zeit im Krankenhaus, über die vielen Jahre mit ihrem Mann Ewe in Flensburg bis hin zum ewigen Kampf gegen die Moralapostel aus Gesellschaft und Justiz, in deren Augen sie stets eine ungemein polarisierende und ketzerische Person zu sein schien.
Der Film versucht die Lebens- und Unternehmensgeschichte mittels Rückblenden aus dem Handlungsjahr 1972 chronologisch zu erzählen. Immer wieder springt man dafür in den Dialog zwischen Beate und ihrem neuen Freund Jeff zurück. Dann geht es wieder auf Zeitreise zurück. Die Dynamik geht dem Film durch dieses Stilmittel deutlich verloren. Eine durchgehend chronologische Erzählweise ohne die unnötigen Dialogszenen mit Jeff wäre hier wesentlich besser gewesen. Es ist ohnehin schade, dass sich der Film nur auf die Zeit bis 1972 konzentriert. Viele weitere Aspekte ihres Schaffens wären durchaus interessant und erwähnenswert gewesen. So blendet der Film dort aus, wo Beate Uhse sich privat völlig neu aufstellt und geschäftlich endlich aus dem Vollen schöpfen konnte. Aber auch so hat das Gezeigte durchaus seine Brisanz und hat eine Erwähnung verdient. Ob gerade 150 Minuten Sendezeit dafür notwendig gewesen sind, darüber lässt sich streiten.
Schauspielerisch gesehen versammelt Regisseur Thurn für «Beate Uhse - Das Recht auf Liebe» ein sehr gut besetztes Ensemble. Franka Potente als Beate Uhse überzeugt in ihrer Rolle als Kämpferin für die weibliche Freiheit und die Familie, aber auch Hans-Werner Meyer als ihr Mann Ewe sowie Henry Hübchen als Anwalt Georg Tauber haben ihre sehr starken Momente. Ein kleines aber durchaus wichtiges Manko besteht auf Seiten der Maske. Da der Film eine Zeitspanne fast dreißig Jahren abarbeitet, hätte man sich durchaus die Mühe machen können, den Protagonisten auf den Bildschirmen ein alterndes Äußeres zu verpassen. Außer der Frisur ändert sich – abgesehen natürlich bei den Darstellern der Uhse-Kinder – hier wenig bis gar nichts. Hier hätte ein wenig mehr Authentizität gut getan.
Authentisch sind hingegen die Optik und die Ausstattung der Filmbiographie. Immer wieder werden auch Originalfilmaufnahmen der Aufbaujahre eingestreut. Dadurch vermittelt der gesamte Film sehr große Detailtreue und die nötige Glaubhaftigkeit. Man sieht also, dass durchaus mehr hätte drin sein können. Vielleicht hätte die Produktion als großer TV-Zweiteiler es auch geschafft, das gesamte Wirken und Leben der Beate Uhse ansprechend wiederzugeben. So ist es leider nur ein solides, leicht überdurchschnittliches TV-Drama, dem das letzte gewisse Etwas abhanden gekommen ist.
Das ZDF zeigt «Beate Uhse - Das Recht auf Liebe» am Sonntag, den 9. Oktober 2011, um 20:15 Uhr.