Die Kino-Kritiker

«Johnny English - Jetzt erst recht»

von
2003 stolperte Rowan Atkinson als «Johnny English» durch die Spionagewelt. Jetzt kehrt der trottelige Agent in einer Fortsetzung zurück, die ihre gute Grundidee misslungen umsetzt.

Der einstige Spitzenagent Johnny English (Rowan Atkinson) lebt seit nunmehr fünf Jahren in einem abgeschiedenen tibetanischen Kloster. Dort verfolgt er ein intensives Kampfkunsttraining und versucht seinen tragischen Fehler bei einem Einsatz in Mosambik zu verarbeiten, der ihm seine Stellung im Geheimdienst MI-7 kostete. Trotz großer Bedenken innerhalb der neuen Führungsetage des MI-7 wird English aus diesem Exil zurückbeordert: Ein Informant (Richard Schiff) weigert sich, seine wertvollen Daten bezüglich eines Mordkomplotts mit irgendjemand anderem als English zu teilen. Jedoch muss der schusselige Agenten bei dieser Rehabilitationsmission feststellen, dass sich der britische Geheimdienst während seiner Abwesenheit radikal veränderte: Die neue Chefin (Gillian Anderson) verpasste dem MI-7 eine Modernisierungskur, in Folge derer Machogehabe und technische Waffenspielereien eingemottet wurden. Stattdessen wirbt der Geheimdienst mit Kundenfreundlichkeit und der diplomatischen Suche nach einem Dialog…

Bricht man die Prämisse von «Johnny English - Jetzt erst recht» so herunter, zeigt sich unerwartetes Potential für die Fortsetzung des Agenten-Slapsticks aus dem Jahre 2003. Schließlich hat sich seither mit den Sequels zu «Die Bourne Identität» sowie den jüngsten «James Bond»-Filmen einiges in Sachen Agentenkino getan. Und die Idee, eine der Pierce-Brosnan-Ära entlehnte Agentenkarikatur in überzogene Darstellung moderner Agentenfilme zu stecken, bietet gewaltige komödiantische Möglichkeiten. Im Herzstück der ersten Filmhälfte packen Regisseur Oliver Parker («Das Bildnis des Dorian Gray») und die Drehbuchautoren William Davies & Hamish McColl diese Gelegenheit auch tatsächlich beim Schopfe, indem sie zeitgemäße Parkour-Actionsequenzen durch den Kakao ziehen. Während sein blutjunger Widersacher artistisch durch die Gegend hüpft und über Hindernisse klettert, spaziert Johnny English mit britischer Trockenheit an allem vorbei. In weiteren, kurzen Glanzmomenten darf der vertrottelte Geheimagent über die neue Rezeption des „Geheimquartiers“ von MI-7 stutzen oder aufzeigen, dass die in Agententhrillern so häufig als Treffpunkt verwendete öffentliche Toilette eigentlich völlig ungeeignet für hitzige Spionage-Auseinandersetzungen ist.

Das Aufeinanderknallen zweier Agentenwelten gerät in «Johnny English - Jetzt erst recht» allerdings sehr schnell ins Hintertreffen. Gleiches gilt auch für das komödiantisch ausgespielte Konterkarieren der Logik von Agentenfilmen mit der schnöden Realität. Beides wird nämlich mit fortlaufen der Handlung völlig aus den Augen verloren. Stattdessen konstruieren die Autoren eine trotz zahlreicher Wendungen durchweg vorhersagbare Verschwörung, die Johnny English aufzuklären hat. Aufgrund der vielen Plottwists, die es darzustellen gilt, geht der Komödie viel Zeit für den eigentlichen Humor verloren, welcher zu allem Überdruss hauptsächlich aus forciertem Slapstick besteht. Sowohl der Esprit, als auch die Bissigkeit, die Rowan Atkinson sonst auszeichnen sind im Löwenanteil von «Johnny English - Jetzt erst recht» aufzufinden. Zum einen liegt es an einer vergleichsweise müden Ausstrahlung des britischen Kultkomikers, zum anderen an Skript und Inszenierung. Regisseur Parker setzt Atkinson eher steif in Szene, was bei einer Agentenpersiflage besonders schwer nachwirkt, während das Drehbuch keinerlei Fallhöhe für Johnny English zulässt. Der alternde Agent wird einfach viel zu dusselig skizziert, als dass der Zuschauer ihn auch nur irgendwie ernst nehmen könnte. Da das aufzulösende Mordkomplott jedoch unnötig vertrackt ist, müssen dem Leinwandhelden die für das voranschreiten der Geschichte so wichtigen Lösungen ärgerlich konstruiert auf dem Silbertablett präsentiert werden.

Ab und an schimmert in «Johnny English - Jetzt erst recht» der alte Mr. Bean durch. Etwa wenn English während einer wichtigen Besprechung den Hebel an seinem Bürostuhl abbricht und zu Boden sinkt, was er mit todernster Miene runterzuspielen versucht. Es sind diese kurzen, sketchartigen Einfälle in Mitten einer schwach zusammen gezimmerten Agentengeschichte, die Fans von Rowan Atkinson gewiss mit Freude verschlingen werden. Doch diese Momente allein rechtfertigen keine «Johnny English»-Fortsetzungen, könnten sie doch genauso gut in einer Fernseh-Sketchshow vorkommen. Als Füllmaterial in einer gelungenen Agentenkomödie wären sie dennoch willkommen. In «Johnny English - Jetzt erst recht» obsiegen jedoch die Rohrkrepierer.

Fazit: «Johnny English - Jetzt erst recht» bietet mit dem Kulturclash zwischen alter Agentengarde und modernen Gegebenheiten eine gute Grundidee. Das Drehbuch gibt diese jedoch frühzeitig auf und verrennt sich in einen konstruierten, vorhersehbaren Komplott und altbackene Slapstickideen, die Rowan Atkinson ungewohnt müde runterspult.

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