You Are Cancelled

«The Fugitive»

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Die Serie lief in den 60ern vier Jahre auf ABC, 1999 versuchte sich CBS mit wenig Erfolg an einem Remake.

Für die Welt ist Dr. Richard Kimble der Mörder seiner Frau. Nur er persönlich weiß, dass er inmitten einer Verschwörung steckt, welche einen einarmigen Mann beinhaltet, sowie die Polizeikräfte und die Regierung. «Auf der Flucht» war zwischen 1963 und 1967 auf ABC eine äußerst angesagte Serie, welche nicht nur die Zuschauer zum Einschalten brachte, sondern auch zum Miträtseln und Mitfiebern. Der Erfolg der Serie war auch noch 30 Jahre nach der Premiere zu spüren, nachdem Warner Bros. ein Remake in die Kinos brachte. Das «Fugitives»-Franchise wurde in die 90er Jahre gerettet, Tommy Lee Jones bekam einen Oscar als Bester Nebendarsteller und es war nur eine Frage der Zeit, bis wieder über eine Serienadaption nachgedacht wurde. CBS, welches zu der Zeit die Rechte an der Originalserie besaß, beschloss 1999, eine modernisierte Version von «The Fugitive» auf den Fernsehmarkt zu bringen. Tim Daly übernahm die Hauptrolle des Richard Kimble, während Mykelti Williamson Lt. Philip Gerard verkörperte. Die Serie, welche in Deutschland unter seinem altbekannten Titel «Auf der Flucht – Die Jagd geht weiter» im Pay-TV ihre deutsche Erstausstrahlung fand, sollte an die Geschwindigkeit des 1993er Filmes ansetzen und die Zuschauer wie zur Originalserie miträtseln und mitfiebern lassen.

Dass die Serie letzten Endes nicht für mehr als ein Jahr überlebte, kann man gewissermaßen auch dem Erfolg von «CSI» zuschreiben. Sowohl die populäre Krimiserie als auch das TV-Remake fanden am 6. Oktober 2000 ihre Serienpremieren und beide konnten quotenmäßig überzeugen. Mit 19 Prozent für «CSI» und 16 Prozent für «The Fugitive» landeten beide Premieren auf den ersten beiden Plätzen der Tagescharts. Interessant ist, dass «CSI» damals nicht unbedingt mit guten Kritiken gesegnet war und nur durch seinen visuellen Stil überzeugte, während die sechs Millionen Dollar teure Pilotfolge von «The Fugitive» von den Kritikern und Zuschauern wohlwollend aufgenommen wurde. Es war tatsächlich möglich, dass das TV-Remake trotz seiner inzwischen alten Prämisse – ein Charakter wandert durch das Land, hilft Menschen, versucht ein Mysterium aufzuklären – im jungen Jahrtausend ein Erfolg sein würde. Die Presse erwartete, dass «The Fugitive» ein voller Erfolg werde.

Die Serie wäre jedoch nicht Teil dieser Quotenmeterrubrik, wenn nicht das Gegenteil eingetroffen wäre. Mit der Zeit verflüchtigten sich die Zuschauer: Innerhalb von zwei Folgen nach der Premiere verlor «The Fugitive» drei Millionen Zuschauer und hatte nur noch elf Prozent Marktanteil bei allen Haushalten. Das war noch einer der besseren Werte für die Serie im Laufe der kompletten ersten Staffel – CBS musste Werte zwischen acht und elf Prozent Marktanteil hinnehmen, während mit der Zeit jedoch besonders die jungen Zuschauer davonrannten. «The Fugitive» verwandelte sich schnell von einem potentiellen Hit zu einem kleinen Quotendesaster, welches CBS nicht mehr zur Marktführerschaft am Freitagabend verhalf. Stattdessen kam NBC um die Ecke gerannt und schnappte sich die Führungsposition mit «Providence» und «Law & Order: SVU». Der Quotenrückgang war jedoch nicht das einzige Problem für «The Fugitive»: Mit der Zeit kamen auch negative Kritikerstimmen – die Zuschauer waren von der Erzählweise nicht beeindruckt.

Was auch kein Wunder war. Die Thematik einer Person oder Personengruppe auf der Flucht, welche(r) sich ins Privatleben von zufälligen Menschen einmischt, war für zwei Jahrzehnte die Basis für viele bekannte TV-Serien: «The Incredible Hulk» in den 1970ern auf CBS; «The A Team» auf NBC in den 80ern; «Nowhere Man» auf UPN in den 90ern; «Runaway» auf The CW in 2006. Manchmal erfolgreich, manchmal weniger. Zu Beginn des neuen Jahrtausends schien der Stoff also nicht mehr bei den Zuschauern anzukommen, da dieser neben seiner Form der Anthologie nichts weiter zu bieten hatte. Zusätzlich wurde mit «CSI», welches sich am Freitagabend zum überraschenden Dauerbrenner in den Quotencharts entwickelte, der Krimiboom ausgelöst, welcher das Überleben für «The Fugitive» noch einmal schwieriger machte. Denn selbst mit den Zuschauerwerten, die die Serie im Laufe des TV-Jahres bekam, wäre es für CBS möglich gewesen, eine zweite Staffel zu bestellen. Stattdessen hat der Sender jedoch entschieden, weitere Krimiserien an den Mann zu bringen, weshalb es für «The Fugitive» mit durchschnittlichen Zuschauerzahlen keinen Platz im nächsten Jahr gab.

Trotz der negativen Kritiken mit der einen oder anderen Story konnten die Darsteller und die Aufmachung der Serie die Zuschauer überzeugen. Tim Daly wurde von den Fans des Franchises wohlwollend aufgenommen und auch die Entscheidung, an verschiedenen Lokalorten zu drehen (im Normalfall sind Serienproduktionen immer an eine Stadt gebunden, um Kosten zu sparen), hat sich als effektives Mittel erwiesen, um «The Fugitive» nicht nur zu Beginn als „die neue coole Serie“ zu bewerben, sondern auch während der Staffel, als klar wurde, dass es storytechnisch keine Neuerungen gab. Hier gab es jedoch einen weiteren Grund für die Absetzung nach einer Staffel: Auf Grund der On-Location-Drehs schnellte das Budget der Serie in die Höhe, und konnte und wollte vom Produktionsstudio und dem Sender nicht mehr bezahlt werden.

Das zweiteilige Staffel- und gezwungenermaßen Serienfinale wurde am 25. Mai 2001 ausgestrahlt und erreichte elf Prozent Marktanteil, sowie 5,4 Prozent der Zuschauer, die zu dem Zeitpunkt gerade den Fernseher zu laufen hatten. Interessant ist, dass eine Stunde vorher eine Wiederholung von «Diagnose Mord» bessere Einschaltquoten einfuhr als die Erstausstrahlung einer zuvor gehypten Serie. Die Serie endete natürlich mit einer Handvoll Cliffhanger, welche nie aufgelöst wurden und die noch verbliebenen Zuschauer in eine Wermut versetzten: Plötzlich war die Verschwörung, in der Kimble sich befand, nicht mehr so klein, wie es in den 21 Folgen zuvor den Anschein hatte und dann bekam der Serienheld auch noch eine Kugel in den Körper. Eine Auflösung gab es natürlich nie und auch die Serie selbst war schnell nach ihrer Absetzung vergessen. Das Original erfreut sich derweil immer noch großer Beliebtheit: Im nächsten Monat wird auf dem amerikanischen Markt die komplette Serie in einer Komplettbox auf DVD veröffentlicht.

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