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Letztere Frage kann man bereits mit einem ziemlich deutlichen Nein beantworten. Von ganz wenigen Serien abgesehen verloren die altbekannten Shows auch in diesem Herbst wieder zahlreiche Zuschauer im Jahresvergleich während sich unter den Neustart einmal mehr kaum Hits zeigten. Für Sender wie The CW und NBC, die schon einige miese Jahre hinter sich haben, geht es derzeit in ganz gefährliche Gewässer. Beide Networks haben zudem schon frisch gestartete Programme aufgrund von desaströser Einschaltquoten absetzen müssen.
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Aber auch die Newcomer bestätigen die neue Freude an der Comedy: «2 Broke Girls» profitierte zwar enorm von einer Sonderprogrammierung der Pilotfolge hinter «Two and a Half Men», hat sich dann aber auf dem regulären Sendeplatz prächtig etabliert. Resultat: eine jüngst erfolgte Bestellung für eine volle Staffel. Die erste Serie, der in diesem Jahr diese Ehre zuteil wurde, war «New Girl»: Die Comedyserie mit Zooey Deschanel als nerdige neue Mitbewohnerin dreier Männer ist der größte Hit unter den neuen Serien. Die mit Emmy Awards überschüttete Comedyserie «Modern Family» startete mit Rekordwerten in die dritte Staffel, «How I Met Your Mother» und «Mike and Molly» bescheren ihrem Sender tolle Quoten und mit «Up All Night» und «Whitney» haben noch zwei weitere neue Sitcoms bereits eine volle Staffel erhalten.
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Da «Terra Nova» aufgrund der aufwändigen Produktion in diesem Jahr ohnehin nicht mehr als 13 Episoden produzieren wird, sind andere Serien Favoriten für die erste "Back-9-Order" einer Dramaserie. Das in den 60er Jahren angesiedelte «Pan Am» von ABC, ein Stewardessen-Drama zwischen Romantik und Politik, das sich in dieser Woche ProSiebenSat.1 zur deutschen Ausstrahlung sicherte. Der ebenfalls von ABC ausgestrahlte Rache-Thriller «Revenge», erfolgreichster Neustart des Jahres, der aber schon einige Federn lassen musste. Und zuletzt der ungewöhnliche Krimi «Person of Interest» mit «Lost»-Star Michael Emerson als mysteriöser Software-Millionär, dessen Technologie Verbrechen im Voraus erahnen kann. Alles keine großen Hits, aber für die heutigen Verhältnisse dürfte es ausreichen.
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Auf Senderseite gibt es dieses Jahr schon jetzt klare Gewinner und Verlierer. FOX hat mit «The X Factor», das in Deutschland bereits auf VOX erfolgreich lief, zwar nicht den erhofften Riesenhit gelandet, aber erfolgreich eine neue Reality-Show etabliert, mit «Terra Nova» die erfolgreichste neue Dramaserie und mit «New Girl» die zweiterfolgreichste neue Comedy im Programm. CBS hat mit dem Relaunch von «Two and a Half Men» dem gesamte Montagsprogramm zu Traumquoten verholfen und einige solide Serien etabliert - wenngleich auch mit «How to be a Gentleman» ebenfalls bereits eine Absetzung zu verzeichnen. ABC geht es den Umständen entsprechend gut. Noch. Denn das Gespenst alternder Hits begleitet den Sender seit Jahren.
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Bei NBC hat man das noch nicht ganz aufgegeben, aber die Realität des Senders, bei dem schon in den letzten Jahren viele Köpfe rollten, sieht anders aus. «The Playboy Club» nach drei Folgen abgesetzt, «Free Agents» nach vier Folgen abgesetzt, «Prime Suspect» miserabel gestartet, zwei Sitcoms verlängert eher, um ein Lebenszeichen zu senden als des Erfolges wegen. Auch das alte Programm ist teils ruinös. «Harry's Law» läuft absetzungsverdächtig schlecht, der Comedy-Donnerstag ist völlig heruntergewirtschaftet, selbst die Reality-Shows bekommen keinen Fuß mehr auf den Boden. Hier sind endlich neue Ideen gefragt.
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Auch im Crime Genre wird das Material nicht ausgehen, dafür sorgt "Altherrensender" CBS - der dank nachhaltiger Programmstrategie ironischerweise derzeit mit FOX der erfolgreichste Sender beim jungen Publikum ist. «Person of Interest» und «Unforgettable» sollten ihren Weg nach Deutschland finden. Was die Zukunft von Genre-Serien angeht, muss das Frühjahr abgewartet werden. Mit «Terra Nova» sind erst einmal nur 13 Folgen Sciencefiction-Abenteuer sicher. Das «Inception»-inspirierte «Awake» und die Horrorserie «The River» starten erst 2012. Aussichten: eher durchwachsen. Denn nicht zuletzt die aktuelle Misere von «Supernatural» und «Fringe», die in den vergangenen Wochen mächtig an Zuspruch verloren haben, zeigt, dass schwere Zeiten angebrochen sind für phantastisches Fernsehen.