Man stelle sich das einmal vor: «Schlag die Rakers» bei ProSieben und Stefan Raab als «Tagesschau»-Sprecher in der ARD.
Das war doch hoffentlich nur ein Scherz, hörte man mehrfach am Rande der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Stefan Raab hatte im Rahmen der Gala, nachdem er die gläserne Trophäe für die „beste Unterhaltungssendung“, nämlich den 2011er «Eurovision Song Contest» aus Düsseldorf, in den Händen hielt, angekündigt einmal die «Tagesschau» im Ersten moderieren zu wollen. Im Gegenzug sollte «ESC»-Moderatoren-Kollegin und «Tagesschau»-Sprecherin Judith Rakers am kommenden Wochenende für Raab bei den Spielshow «Schlag den Raab» einspringen. Sozusagen ein «Schlag die Rakers» auf ProSieben, dafür der feine Herr Raab in der bekanntesten Nachrichtensendung des deutschen Fernsehens, der «Tagesschau» in der ARD.
Diese kleine Wette, die Raab und Rakers hinter den Kulissen für den Fall, dass man den «Deutschen Fernsehpreis» für den «Eurovision Song Contest» gewinnen würde, am Laufen hatten, hätte doch wunderbar in die viel gelobte und bislang einmalige öffentlich-rechtlich-private Kooperation zwischen der ARD und ProSieben gepasst.
Doch die Kooperation zwischen öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalt und Privatsender hat Grenzen. Jene Grenzen, die sich aufzeigen, wenn es eben nicht mehr darum geht, einen geeigneten Kandidaten für den «Eurovision Song Contest» zu finden oder Deutschlands Talente zu fördern, um auf europäischer Bühne nicht mehr ganz alt auszusehen, wie man es mit längst vergessenen «ESC»-Teilnehmern von vor zwei Jahren bereits tat. Casting und Talentschmiede - das kann das Privatfernsehen eben am Besten. Man holte sich Stefan Raab ins Boot, der in der Vergangenheit eher den «Musikantenstadl» aufmischte oder mit dem «Bundesvision Song Contest» einen Gegenentwurf zum «ESC» auf die Beine stellte.
Man kooperierte mit ProSieben, einem Privatsender, und man fand Lena Meyer-Landrut, die der ARD und Deutschland nach zwei Jahrzehnten wieder einen Siegertitel beim «Eurovision Song Contest» bescherte. Die öffentlich-rechtliche Ferneheanstalt richtete den diesjährigen Contest aus; es wurde ein Highlight, das zu Recht – nicht zuletzt auch dank Raab und ProSieben – mit dem «Deutschen Fernsehpreis» ausgezeichnet wurde.
Wer Stefan Raab kennt, der weiß, dass er dazu neigt, auch die verrückten Ideen in die Tat umzusetzen und einfach mal auszuprobieren. Dazu genießt er sämtliche Freiheiten. Und so wäre es ihm auch zuzutrauen gewesen, dass er die kleine Wette, die er mit der Rakers laufen hatte und mit scherzhaftem Unterton der versammelten Fernsehbranche erzählte, auch wirklich einlöst. Dem hat die ARD aber gleich einen Riegel vorschoben. Hier haben die Freiheiten von Raab die schon erwähnten Grenzen. Unter keinen Umständen werde Stefan Raab die «Tagesschau» moderieren. Auch nicht zur Wetteinlösung und erst Recht nicht zum Spaß. Klare, schier unüberwindbare Schranken als Reaktion auf eine scherzhafte Wette. Doch was spricht eigentlich dagegen? Immerhin ist Stefan Raab vom Fernsehpublikum – ebenfalls beim «Deutschen Fernsehpreis» - zu Deutschlands bestem Entertainer gekürt worden. Noch vor Jauch. Das Publikum will ihn also sehen; nicht auszudenken, welche starken Einschaltquoten die ARD womöglich verpasst. Denn ein Auftritt von Raab hätte der «Tagesschau» sicherlich ein paar mehr junge Zuschauer eingebracht.
Hat man soviel Angst um das Image der «Tagesschau»? Ob Frau Rakers allerdings bei ProSieben eine abendfüllende Show mit Unterhaltungswert gewürzt hätte, darüber kann genauso nur spekuliert werden wie darüber, ob Raab die «Tagesschau»-Zuschauer nicht nur verwundert, sondern womöglich auch verärgert hätte. Auf den Versuch kommt es bei verrückten Ideen eben doch an. Vielleicht aber treffen sich Raab und Rakers nochmal zu einer Sonderausgabe von «Stellungswechsel» - auch ein Fernsehpreis-Gewinner – bei kabel eins mit dem Untertitel «Job bekannt, fremder Sender». Zumindest könnten sie dann so tun, als würden sie die Rollen tauschen.
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