Handlung
Hank Moody hat es wahrlich nicht leicht: Frisch aus dem Gefängnis entlassen, fangen für ihn die Probleme erst richtig an. Seine große Liebe Karen wirft ihn aus dem Haus und auch Tochter Becca will nichts mehr von ihrem Vater wissen. Zudem ist die Anklage wegen einer Affäre mit der minderjährigen Mia noch nicht ausgestanden. Da kommt die Schauspielerin Sasha Bingham gerade recht, die die Hauptrolle bei der Verfilmung seines Romans spielen soll und dem exzentrischen Schriftsteller Unterschlupf gewährt. Doch viel wichtiger ist es Hank, sich mit seiner Familie zu versöhnen.
Darsteller
David Duchovny («Akte X») als Hank Moody
Natasha McElhone («Revelations») als Karen
Madeline Martin («Ice Age 2 – The Meltdown») als Becca Moody
Madeline Zima («The Nanny», «Sandy Bottom Orchestra») als Mia Lewis
Evan Handler («Studio 60 on the Sunset Strip») als Charlie Runkle
Pamela Adlon («King of the Hill») als Marcy Runkle
Kritik
Fast tagtäglich setzt das Fernsehen den Zuschauern ein Panoptikum schlecht produzierter Utopieklumpen vor, die sich als eine Mischung aus Geld, Sex, Drogen, Frauen und der einen wahren Liebe charakterisieren lassen. Was im Falle jungdynamischer Frauenhelden schlechter Romantikfilme des deutschen Privatfernsehens nur ein Gähnen hervorruft, gedeiht im Falle der amerikanischen Showtime-Serie «Californication» zu einer satirischen Gesellschaftsdystopie, in der die Ästhetik des Versagens von einem Mann verkörpert wird, der fernab von Gut und Böse gleichsam auf die Prüderie der Meute hier und die übertriebene Aufgeklärtheit der Masse da scheißt: Hank Moody.
Und genau diese Ästhetik des Versagens ist es auch, die die mehrfach ausgezeichnete Serie «Californication» zum Publikums- und Kritikerliebling gemacht hat: Hank Moody ist reich, gutaussehend und erfolgreich, ohne auch nur ansatzweise ein Sohn Hollywoods zu sein. Im Gegenteil, Moody ist ein bitterböser Zyniker, der sich außer aus seiner Tochter Becca, seiner großen Liebe Karen und seinem Agenten Runkle rein gar nichts aus Menschen macht – so wenig wie aus Meinungen, Vorschriften oder Konventionen. Moody lebt den feuchten Traum eines jeden Pubertierenden und benimmt sich auch so. Blöd nur, dass er außer seines Agenten niemanden mehr hat, der auf ihn zählt: Karen hasst ihn, seit er mit der 16-jährigen Tochter ihres Verlobten im Bett war, Becca schließt sich als tief enttäuschte Tochter ihrer Mutter an und die versammelte Kritikerwelt ist schockiert als sie erfährt, dass sich das zeitgenössische amerikanische Schriftstellertalent von eben jener 16-Jährigen sein neustes Buch hat stehlen lassen.
Schnell erzählt ist sie ja, die bisherige Lebensgeschichte des tragischen «Californication»-Helden, doch die kommende vierte Staffel hält für Fans und solche, die es unbedingt noch werden müssen, einiges mehr bereit: Mit der Erkenntnis, dass die bestens vermarkteten Memoiren der Mia Lewis auf dem geklauten Roman von Hank Moody basieren, rückt der Schriftsteller zwar wieder ins Rampenlicht und soll sogar das Drehbuch für die Verfilmung seines eigenen Werkes schreiben – doch die Justiz kann den romantischen Lolita-Metaphern der Fachwelt wenig abgewinnen und klagt Moody wegen sexueller Vergewaltigung einer Minderjährigen an. Der stetige Fall und der oft kaum merkliche Aufstieg des Protagonisten ist es dann auch, was den Zuschauer immer wieder in den Bann zieht.
Mehr noch, denn wie bei jeder gut produzierten, exzellent besetzten und gut geschriebenen Serie versetzt «Californication» den Zuschauer in einen wohligen Rauschzustand: Die sich durch das Format ziehende Utopie eines draufgängerischen Lebens, die sich zu einer Horrorvision auswächst, verlangt nach stetiger Nahrung und will befriedigt werden – vielleicht einerseits, um dem eigenen Leben etwas Gutes abgewinnen zu können, andererseits aber vor allem, weil das alles verdammt spannend ist. David Duchovny brilliert als Hank Moody, Evan Handler begeistert in seiner Rolle als Charlie Runkle und Madeline Martin, der heimliche Star der Serie, überzeugt seit nunmehr vier Staffeln als Moodys Tochter Becca. Selbst die deutsche Synchronisation ist angenehm – ungewöhnlich für eine Serie, bei der der Duktus federführend die Charakterisierung übernimmt.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es denn allerdings auch: Für Quereinsteiger ist «Californication» trotz der recht schnell erzählten Hintergrundgeschichte der vorangegangenen drei Staffeln nicht geeignet, entfaltet sich die volle Magie des Lebens und Leidens des Hank Moody doch erst durch den gesamten Charakterisierungskreuzzug der Serie – denn sonst besteht die Gefahr, dass dieses wahnsinnig intelligent erzählte Dramaformat bloß als oberflächliche Provokation oder sexistisch aufgeladener Müll abgetan wird. Und das wäre wirklich schade, denn die Serie will weder idealisieren noch aufklären. «Californication» ist brilliant geschriebene Unterhaltung für Erwachsene, die dem Gut-Böse-Schema des Mainstreams entwachsen wollen. Schade, dass deutsche Zuschauer nur über den Bezahlsender AXN in diesen Genuss kommen.
AXN zeigt die vierte Staffel «Californication» ab dem 13. Oktober 2011 immer donnerstags ab 20:15 Uhr in Doppelfolgen.