Es ist ein bisher perfektes Jahr für Kai Pflaume: Mit seinem Wechsel zur ARD konnte er sich erfolgreich in der Primetime etablieren und landete mit der Neuauflage von «Dalli Dalli» einen überraschenden Quotenerfolg. Nun soll er den Vorabend im Ersten aufpolieren.
In der übernächsten Woche wird es ernst für den Vorabend im Ersten: Dann startet die erste der neuen sogenannten „Crime & Smile“-Serien, die künftig um 18.50 Uhr nach Jahren der Quotendürre den Vorabend retten sollen. Zwei weitere der Krimiformate folgen in den beiden Wochen danach. Freitags jedoch setzt Das Erste auf Show-Unterhaltung mit der neuen Allzweckwaffe: Kai Pflaume darf nach seinem gelungenen Einstand in der Primetime nun auch am Vorabend sein Können beweisen. Für ihn ist es die zweite große Bewährungsprobe auf dem Weg zum beliebtesten Unterhaltungsgesicht der ARD.
Die erste richtige Kraftaufgabe für ihn stellte die Neuauflage des Showklassikers «Dalli Dalli» dar, die in den 1980er Jahren mit Zuschauerliebling Hans Rosenthal zum Kult wurde. Lange traute man sich nicht an ein Remake dieses Formats – erst recht nicht, nachdem eine Version mit Andreas Türck in den 90ern misslang und die Sender für einen weiteren Versuch noch sensibler machte.
Kai Pflaume aber hat die Aufgabe, in die Fußstapfen von Hans Rosenthal zu treten, bravourös gemeistert: Nicht nur war die Fernsehkritik von fast allen Seiten positiv gestimmt, sondern auch die Einschaltquote konnte sich sehen lassen. Im Durchschnitt sahen 1,12 Millionen Menschen die bis heute ausgestrahlten Ausgaben von «Dalli Dalli» im NDR, was einem Marktanteil von 4,5 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr holte der NDR gerade einmal 2,5 Prozent. Im NDR-Gebiet kam die Sendung sogar auf 9,5 Prozent Marktanteil bei 0,45 Millionen Zuschauern – auch hier war man deutlich erfolgreicher als der Durchschnitt, denn der Sender erreicht für das Jahr 2011 aktuell 7,2 Prozent der Norddeutschen.
Abgesehen davon funktionieren auch die Primetime-Shows mit Pflaume im Ersten. Im Gegensatz zu «Dalli Dalli» ist dies allerdings keine Überraschung, da Shows wie das «Star Quiz» bereits mit Jörg Pilawa etabliert wurden. Aber auch das neue Pflaume-Format «Klein gegen Groß – Das unglaubliche Duell» konnte im Juni am Samstagabend über sechs Millionen Fernsehzuschauer und fast 13 Prozent der Jüngeren begeistern – damit holte Pflaume fast das Doppelte des Senderschnitts.
Erfolge über Erfolge also für den ARD-Mann Kai Pflaume, der den Eindruck erweckt, als wäre er nie bei einem anderen Sender gewesen, als hätten diese Erfolge ihre Selbstverständlichkeit. Dabei ist die Rückkehr des Moderators auf die große Showbühne eines der größten Comebacks der letzten Jahre: Nur beiläufig hatte man im vergangenen Herbst zur Kenntnis genommen, dass er 2011 von Sat.1 zur ARD wechselt. Bei seinem alten Privatsender hatte sich ein Quotenflop an den anderen gereiht; als zudem das Flaggschiff «Nur die Liebe zählt» ebenfalls Zuschauer verlor, gab es für Pflaume in Sat.1 keine Zukunft mehr.
An diesem Freitag startet für den neuen ARD-Star nun die Mission Vorabend. Mit der Familien-Spielshow «Drei bei Kai» soll das fast Unmögliche erreicht werden. Angesichts der allgemeinen Beliebtheit von Pflaume in der ARD könnte man sagen: Wenn diese Sendung scheitert, dann scheitert jede Unterhaltungsshow im Ersten. Denn wer sollte dann dort eine gute Quote holen? Thomas Gottschalk etwa? Dass das Unterfangen für Pflaume riskant ist, zeigte die Ausstrahlung der letzten neuen «Nur die Liebe zählt»-Folgen mit ihm als Moderator: Diese wurden im März 2011 freitags gegen 19.00 Uhr von Sat.1 gesendet – also genau auf dem Sendeplatz, den nun «Drei bei Kai» einnimmt. Ein gutes Omen waren die letzten «Nur die Liebe zählt»-Ausgaben nicht, holten sie doch katastrophale Einschaltquoten, sodass Sat.1 die Staffel nach nur vier Wochen sogar vorzeitig absetzte.
«Drei bei Kai» soll im besten Fall der Grundstein sein für die erfolgreiche Evolution des Vorabends im Ersten, die mit den Krimiserien fortgesetzt und mit «Gottschalk live» im Januar 2012 vollendet wird. Im schlechtesten Fall könnten aber auch alle Formate floppen, so wie es schon unzählige zuvor am Vorabend getan haben. Einen ersten Trend gibt Pflaume am Samstagmorgen vor: Dann stehen die Einschaltquoten seiner Vorabend-Premiere im Ersten fest.