Das Ende von «Oprah» und «All My Children» führte zu einigen Verschiebungen der Kräfte im amerikanischen Tagesprogramm. Quotenmeter.de wirft einen ausführlichen Blick auf die Reichweiten der bekanntesten Formate.
Anders als die Primetime ist das Tagesprogramm der amerikanischen Sender von einer stärkeren Konstanz geprägt. Dort sind Formate zu finden, die sich schon seit mehreren Jahrzehnten gegen andere TV-Trends behaupten können. Doch jüngst gingen mit der Talkshow «The Oprah Winfrey Show» und der Seifenoper «All My Children» gleich zwei Dauerbrenner vom Schirm.
Bevor die Talkshow-Queen Oprah Winfrey ihre tägliche Sendung zugunsten der Gründung eines eigenen Kanals am 25. Mai 2011 aufgab, gelang es ihr in den Monaten zuvor regelmäßig zwischen sechs und sieben Millionen Zuschauer anzulocken. Nach der letzten regulären Ausgabe der Show, welche noch einmal über 16 Millionen Zuschauer interessierte, konnte vor allem die Gerichtsshow «Judge Judy» ihre Reichweiten deutlich steigern. Im Herbst des Vorjahres erreichte Richterin Judith Sheindlin meist noch Werte um sieben Millionen Zuschauer, während mittlerweile regelmäßig Quoten um neun Millionen Zuseher gemessen werden. Damit endete auch das andauernde Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Judy und Oprah um den Titel des erfolgreichsten Tagesprogramms, welcher der Richterin nun nicht mehr abzusprechen ist.
In den meisten Regionen übernahm die Talkshow «Dr. Oz Show» den Sendeplatz von Oprah, die ihre Beliebtheit im Vergleich zum Vorjahr dadurch um rund eine halbe Million auf durchschnittlich knapp vier Millionen Zuschauer verbessern konnte. Damit gelang es dem Programm auch den Abstand zu Dauer-Konkurrent «Dr. Phil» deutlich zu verkürzen. Aber auch dieses Format, das ursprünglich aus der «Oprah Winfrey Show» hervorging, konnte sich nach dem Ende seines Mutter-Formats über mehr Zuspruch freuen. In der ersten Oprah-freien Woche nach 25 Jahren, wuchsen die Reichweiten von Phil McGraw um 34 Prozent auf etwas mehr als fünf Millionen Zuschauer an und bescherten ihm die besten Zahlen seit über zwei Jahren. Allerdings konnte der Psychologe diese Werte nicht dauerhaft halten, denn aktuell schalten regelmäßig knapp vier Millionen Amerikaner die Sendung ein, womit sie sich etwa auf dem Vorjahresniveau bewegt.
Die Lücke, die Oprah im Programm hinterließ, wurde indessen von den einzelnen Stationen nicht einheitlich geschlossen. Viele Kanäle setzten fortan auf lokale Nachrichten oder beförderten andere Formate auf den prominenten Slot. In einigen Regionen wurde die frei gewordene Sendezeit, die aber durch Programmverschiebungen nicht zwangsläufig auf dem selben Sendeplatz lag, mit der neuen Show von Anderson Cooper gefüllt, die mit dem schlichten Titel «Anderson» am 12. September 2011 startete. Cooper führt bereits seit dem Jahr 2003 durch die erfolgreiche und renommierte News-Talkshow «Anderson Cooper 360°» auf CNN, die im Rahmen der Verhandlungen für die neue Daytime-Show um mehrere Jahre verlängert wurde. Doch noch ist ihm der Erfolg im Tagesprogramm nicht vergönnt. Seine Sendung liegt derzeit nur auf Rang zwölf der insgesamt 13 US-Talkshows.
Auch das Ende der Seifenoper «All My Children», die seit 1970 existierte und zuletzt auf dem Sender ABC lief, sorgte für eine kleine Umwälzung. Nach mehr als 10.700 Episoden lief am 27. September 2011 die vorerst letzte Folge mit einem Cliffhanger über die Schirme. Ab Januar 2012 wird der neue Sender The Online Channel die Produktion mit neuen Web-Ausgaben wieder aufnehmen. Das gleiche Schicksal erwartet auch die ebenfalls langlebige Seifenoper «One Life To Live», die von ABC zu Beginn des neuen Jahres eingestellt wird. Ersetzt werden beide Formate durch Takshows, die sich mit dem Thema Ernährung und Gesundheit befassen. Während «The Revolution» erst im Januar startet, ging «The Chew» bereits im September erstmals auf Sendung. Die Premiere verfolgten dabei zur Mittagszeit rund 2,5 Millionen Menschen, womit die Werte ungefähr auf dem Niveau der Finalfolgen der Soap lagen. In den Folgetagen sanken die Reichweiten zwar auf fast die Hälfte ab, ließen ABC aber dennoch in Pressemitteilungen jubeln, weil der Frauenanteil gesteigert und die Produktionskosten gesenkt werden konnten.
Dass die traditionsreichen Seifenopern eingestellt wurden, lag an den immer weiter sinkenden Quoten. Zuletzt fielen die Sehbeteiligungen derart drastisch ab, dass die Serien die Schlusslichter der noch sechs existierenden Seifenopern bildeten. Mit diesen Quoten-Problem kämpfen jedoch nicht nur die ABC-Produktionen, sondern auch die übrigen Vertreter des Genres, die sogar vom Wegfall der legendären Seifenopern «The Guiding Light» und «As The World Turns» nicht profitieren konnten. So erreichte der Platzhirsch «The Young And The Restless» («Schatten der Leidenschaft») vor einem Jahr durchschnittlich noch fünf Millionen Zuschauer, während sich die aktuellen Zahlen meist knapp oberhalb der Vier-Millionen-Marke bewegen und regelmäßig neue Negativrekorde verbucht werden müssen. Auch die übrigen verbliebenen Serien «The Bold and the Beautiful» («Reich und Schön»), «General Hospital» und «Days Of Our Lives» («Zeit der Sehnsucht») verlieren regelmäßig an Zuspruch, wenn auch nicht so stark wie die anderen Reihen. Sie alle bewegen sich derzeit um Reichweiten zwischen 2,0 und 2,5 Millionen Zusehern.
Als Nachfolger für die Dauerserie «The Guiding Light» reaktivierte der Kanal CBS im Jahr 2009 übrigens die Gameshow «Let’s Make A Deal» («Geh aufs Ganze») mit einem neuen Moderator und kann damit immerhin regelmäßig über zwei Millionen Zuschauer erfreuen. Auch das Ersatzprogramm der Reihe «As The World Turns», die im vergangenen Jahr von CBS nach 54 Jahren eingestellt wurde, schlägt sich wacker. Die Talkshow «The Talk», in der «Roseanne»-Star Sara Gilbert, Sharon Osbourne und andere Frauen über die Themen des Tages sprechen, erreichte im ersten Jahr am frühen Nachmittag eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 2,21 Millionen Menschen. Damit bewegte sich die Show nur minimal unter den Werten, welche die Seifenoper zuletzt erreichte. Doch auch bei CBS konnten so die Produktionskosten gesenkt werden.
Abschließend seien noch weitere Daytime-Formate erwähnt: Die tägliche Celebrity-Talkshow «The Ellen DeGeneres Show» schalten derzeit im Schnitt drei Millionen Menschen ein, was ebenfalls auf dem Vorjahresniveau liegt. Bei den drei verbliebenen Daily Talks ist Maury Povich am beliebtesten. Jüngst konnte er seine durchschnittliche Zuschauerschaft auf 3,3 Millionen steigern. Die Krawall-Show von Jerry Springer verfolgen aktuell im Schnitt nur 2,2 Millionen Menschen. Auch er konnte jedoch etwas zulegen. «The Steve Wilkos Show» gewann ebenfalls im Mittel einige Fans hinzu, steht aber mit 1,8 Millionen Menschen am Ende der Dreierkette. Spannend wird es Anfang November bei der langjährigen Unterhaltungssendung «Live With Regis & Kelly», die dann ihren populären Moderator Regis Philbin verlieren wird. Er führte seit 1983 durch die Sendung. Zunächst wird Kelly Ripa die Show allein fortsetzen, bevor wahrscheinlich zu Beginn des kommenden Jahres ein neuer Moderator präsentiert wird. Gegenwärtig erreicht die Show, die in den meisten Regionen um 09.00 Uhr zu sehen ist, eine durchschnittliche Reichweite von knapp dreieinhalb Millionen Zuschauern.