ZDFneo schickt vier TVLab-Formate in Serie. Damit setzt der Sender eine gute Entwicklung konsequent fort.
„Scheiß‘ drauf! Machen wir ein Filmmagazin mit Eiern!“ Mit diesen Worten leitet Nilz Bokelberg «Moviacs» ein, das im September beim „TVLab“-Contest von ZDFneo antrat und von den Zuschauern nur auf den vierten Platz gewählt wurde. Dennoch darf es regelmäßig auf Sendung gehen: Der Sender schickt die beliebtesten vier von zehn „TVLab“-Formaten in Serie – dies sind der Gewinner «Teddy’s Show», dem ohnehin eine komplette Staffel vergönnt war, sowie Sarah Kuttners «Bambule», der Sendung «German Angst» und eben «Moviacs».
Die Verlängerung dieser ersten vier Plätze zeugt von wahrer Größe des Senders ZDFneo, der nicht nur sein Versprechen einhält, den Gewinner des „TVLab“ weiter zu produzieren, sondern deutlich darüber hinaus geht. Für ZDFneo ist dies ein weiterer Schritt in Richtung einer eigenen Identität, die dem Sender in der ersten Zeit gefehlt hatte: Zu unterschiedlich war das Programmschema, zu sehr an der Zielgruppe vorbeigesendet sind Programme wie «Das Duo» oder auch «Inspector Barnaby», die zwar gute Quoten erreichen, aber nicht diejenigen Zuschauer ansprechen, die man eigentlich ansprechen will.
Daher ist die Verlängerung der vier „TVLab“-Formate das eindeutige Zeichen, konsequent den Weg der starken Sendermarke weiterzugehen. Mit ihnen ist es möglich, 2012 eine gute und kohärente Primetime auf die Beine zu stellen und möglicherweise auf Programme zu verzichten, die nicht richtig zu ZDFneo passen. Denn bisher und weiterhin ist der Sender nur punktuell ein wirklicher Einschaltgrund. Neuerdings beispielsweise donnerstags mit «neoParadise», schon länger mittwochs mit den Qualitäts-Serien wie «Mad Men» und «The Big C» oder auch den «neoMusic»-Formaten.
Seit dem Start kann sich der Sender zwar nur langsam, aber kontinuierlich zu einer eigenen Marke entwickeln, die zwar noch nicht als vollwertige Alternative zum üblichen Fernsehgeschehen gelten kann, aber immer mehr Highlights im Programm bereithält – 2012 werden es mit den neuen „TVLab“-Serien so viele sein wie nie zuvor. Sollte man dann die Primetime kohärent und zielgruppengerecht strukturiert haben, muss eine Erneuerung des Nachmittags und Vorabends erfolgen. Dort wechseln sich aktuell Kochshows, Serien-Wiederholungen wie «Raumschiff Enterprise» oder «Magnum» mit Dokus wie «Große Städte, Große Träume» ab. Sollte genug Budget zur Verfügung stehen, sind auch hier dringend eigenproduzierte Formate nötig. Vielleicht könnte dafür ein zweites „TVLab“ veranstaltet werden – hier kann man sich sicher sein: Die Formate werden (fast ausschließlich) günstig produziert, aber mit viel Liebe, Schweiß und Ideen gestrickt. So wie «Moviacs», das mit neuen Folgen leider nur 15 anstatt 30 Minuten senden darf. Aber immerhin besser als überhaupt nicht.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.