360 Grad

Temptation

von
Lady Bitch Ray oder Ulrich Meyer - Provokation oder Diskussion? In welche Richtung wird sich «Eins gegen Eins» entwickeln?

Und schon kommt wieder die Ernüchterung. Nachdem die tendenziell seriöse Sat.1-Talk-Show «Eins gegen Eins» sich in der vergangenen Woche auf 0,42 Millionen werberelevante Zuschauer von den ansonsten gänzlich desaströsen Werten erholen konnte, ging es am Montag schon wieder steil bergab. Bei einem katastrophalen Zielgruppen-Marktanteil von 5,6 Prozent sahen nur noch 0,31 Millionen 14- bis 49-Jährige zu.

Der Grund ist schnell erklärt: Denn mit „Porno als Massenphänomen“ hatte man sich letzte Woche ein absolutes Krawall-Thema ausgesucht, das dann auch dementsprechend umgesetzt wurde. Zu Gast war die provokante Rapperin Lady Bitch Ray, in Begleitung eines knalllila Plüschpenises, die Claus Strunz im Vorfeld der Sendung noch ein paar ihrer Schamhaare geschenkt hat. Angesichts dieses Hypes, der natürlich vom Boulevard mitgetragen wurde, und dieser Thematik nicht verwunderlich, dass die Zuschauerzahlen für «Eins gegen Eins»-Verhältnisse halbwegs passabel, wenn auch immer noch unter Senderschnitt, ausfielen. Dass Bitch Ray mit ihrem Auftritt aber nicht nur provoziert, sondern mit Abstand die intelligentesten Sachen in der Diskussion gesagt hat, ging in der Berichterstattung über die Sendung leider unter. Ein Plüschpenis auf dem Tisch lenkt eben doch recht schnell vom Wesentlichen ab.

Doch am vergangenen Montag ging es dann wieder deutlich leiser zu. Thema: Bundeswehr. Zu Gast «Akte»-Moderator Ulrich Meyer und der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung. Gesittete Gesprächskultur. Argument – Gegenargument. Kein Plüschpenis weit und breit. Und die Quoten brachen ein. Die Botschaft der Sat.1-Zuschauer an die Redaktion scheint eindeutig: Make Love, not War!

Doch genau dieser Versuchung, in Zukunft verstärkt oder gar ausschließlich auf eher boulevardesque Themen und eine dementsprechende Aufbereitung zu setzen, sollte Sat.1 tunlichst widerstehen. Denn auch wenn der Quotenerfolg bisher ausgeblieben ist, so hat man dennoch das Ziel erreicht, eine ernstzunehmende Polit-Sendung bei einem Privatsender zu etablieren. Und das sollte man wegen ein paar Prozentchen mehr nicht aufgeben – schließlich war das Unterfangen schwierig genug, da die Skeptiker an allen Ecken standen. Doch will man diesen Kurs fortsetzen, gehört es eben auch dazu, bei der Auswahl des Diskussionspersonals nicht nur den schnellen Skandeleffekt mitnehmen zu wollen. Für derartige Gäste hat man bei Sat.1 ohnehin ein eigenes Format. Und das heißt «Britt».

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.

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