Rob Vegas fragt sich nach dem Sinn von ZDFinfo und Neo.
Es ist noch nicht so lange her, da wurde der Kanal «ZDFinfo» einem Update unterzogen. Frisches Design, jugendlicher Anspruch und neue Formate. Mittlerweile bleibe ich als Zuschauer oft hier hängen. Man könnte es fast das Phoenix für die jüngere Generation nennen.
Nur was will der Sender eigentlich für mich sein? Purer Infokanal im modernen Look? Anlaufstelle für die Jugend bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten? Ein Gegengewicht zum echten ZDF? Eine Spielwiese? Ein weiterer Digitalkanal aus Mainz?
Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor von «ZDFneo». Hier versucht man bisweilen total trendy mit fetzigen Musikmagazinen zu sein, kauft sich die letzte Jugend von ProSieben ein und hofft damit seinen Sendeauftrag zu erfüllen. Schaut nur niemand. Ich nutze ZDFneo bisweilen nur noch um mir alte StarTrek-Folgen in der Nacht anzuschauen. Das passt irgendwie zum Sender und hat einen fast lustigen Retrocharme. Ansonsten ist der komplette Sender bislang so sinnlos wie die Inhaltsangaben auf einer Tütensuppe. Die Verantwortlichen können aber immer wieder behaupten «30 Rock» zu senden und damit ist Mainz ja total fetzig. Pustekuchen. Selbst die Hauptdarstellerin der Serie hat sich bei Letterman darüber schon belustigt.
Bei den beiden Kanälen passt nichts zusammen und dennoch mag ich «ZDFinfo» mittlerweile. Man sieht neue Dokus, Rückblicke auf die technische Revolution und zum ersten Mal habe ich das Gefühl ein wenig mehr Europa im Fernsehen zu sehen. «Life + Style» berichtet aus den Metropolen und da sind oft nette Geschichten dabei. Nur ist alles so sinnlos aneinander gereiht. Vieles wiederholt sich, niemand spornt mich an heute Abend! unbedingt einzuschalten und «ZDFlogin» ist jetzt auch kein jugendliches Gegengewicht zu den normalen Talkshows. Ich will gar nicht mitmachen. Ich will nicht alle paar Minuten von der Interaktivität beworben werden. Ich will über Themen, die meine Generation beschäftigen, informiert und unterhalten werden.
Daran möchte ich dann bisweilen auch teilhaben können. Nur hat man bei «ZDFinfo» lediglich darauf wert gelegt die Einspieler fetzig zu machen und überall eine Formsprache aus Internet-Sprechblasen aufpoppen zu lassen. Das wirkt nett und etwas moderner als die ARD mit ihrem Relaunch vom «Satire-Gipfel», doch wirklich angekommen ist der Sender damit dennoch nicht beim jungen Volk. «ZDFlogin» berichtet kaum über die Probleme meiner Generation. Stattdessen finde ich die Themen von Illner nun mit einem Mitmach-Faktor im Spartenkanal. Wozu?
Wo wird hier experimentiert? Wo ist die Spielwiese? Wo kann ich mitmachen und Fernsehen wirklich verändern? Mit neuen Ideen? Mit neuer Sprache und Bindung an die Zuschauer. Vielleicht hilft ein Vergleich zu «Viva». In den Anfangszeiten hatte man dort nichts. Kameras, billige Studios und lauter verrückte Leute. Daraus ist Raab entstanden. Die ganzen Tanten von Viva verdingen sich heute bei der «ARD» und Makatsch sogar im Schauspiel. Das alles tut man aber nicht bei Neo und «ZDFinfo». Man verpackt einfach Geschichte mundgerechter. Aber es bleiben die Dokus von Knopp. Nur ein neuer Einspieler und schön gekürzt. Junge Menschen haben auch 45 Minuten Zeit sich Geschichte anzusehen. Es muss für uns nicht alles in drei Minuten geklärt sein. Nicht umsonst schwärmen viele Studentinnen von langen Themenabenden auf arte.
Vielleicht wäre es ein guter Schritt für die Mainzer ihren Elan in einen Sender zu konzentrieren. Dokus, Shows, Retro-Serien und zwischendrin unbedingt Köpfe als Bindeglieder. Es schaut doch bislang sowieso kein Hund. Da kann man also ruhig ausprobieren. Stattdessen wirft man zwei Moderatoren von ProSieben lieber das Geld in die schon vollen Taschen und gibt sich damit jugendlich. Hat schon bei der Werbekampagne der Sparkassen nicht funktioniert. Wir haben da schon unsere Konten. Und wir wissen wo auf der Fernbedienung ProSieben zu finden ist.
Nur warum sollten wir die Spartenkanäle vom ZDF suchen? Hier fehlt die Antwort. Gebt Sie mir.
Ihr
Rob Vegas