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Mike Judge hatte jedoch immer wieder daran gedacht, «Beavis and Butt-Head» fürs Fernsehen wiederzubeleben. Immerhin gibt es mit dem Realitygenre den perfekten Ersatz für Musikvideos, welcher schon im Kino wiederholt parodiert wurde. Warum nicht also die beiden Dummköpfe Beavis und Butt-Head wieder auf ihrer versifften Couch in ihrer versifften und mit Löchern durchsiebten Wohnung sitzen lassen, um ein wenig Reality-TV zu schauen? Gesagt, getan. Und mit der Wiederauferstehung der beiden Highland-Idioten, die einen unzerbrechlichen Draht zur Glotze haben, kommt auch eine Zeit, in der MTV seinen Humor beweisen kann.
Genauso wie vor 14 Jahren ist eine «Beavis and Butt-Head»-Episode bestückt mit zwei Kurzfilmen, gefüllt mit mehreren Kritiksegmenten an Musikvideos und Realityformaten. Im ersten Kurzfilm „The Werewolves of Highland“ machen Beavis und Butt-Head sich auf ins Kino, um «Twilight» zu schauen, nur um begeistert zu erfahren, dass es Weiber regnet, wenn man als untoter Vampir oder Werwolf den Antihelden macht und demnach als verbotene Frucht bei den jungen Frauen dasteht. Damit auch Beavis und Butt-Head bei den Frauen wieder einmal „scoren“ können, planen sie sich in Werwölfe zu transformieren. Dazu müssen sie allerdings erst einmal von einem gebissen werden. Fälschlicherweise sehen die beiden in einem verrückten Obdachlosen den Werwolf, den sie suchen. Und statt Superkräfte und Frauen bekommen Beavis und Butt-Head schnell jede erdenkliche Krankheit, welche Mutter Erde ausspuckt.
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Was den Rest angeht, lohnt sich die Rückkehr. Wie erwartet ist das Realityfernsehen wie geschaffen für die Kommentare von Beavis und Butt-Head. Im Falle von MGMTs Musikvideo zu „Kids“ kommen sie nicht daran vorbei zu diskutieren, warum eine junge Mutter ihr kleines Kind heulend in eine Herde Zombies aussetzt, während für die beiden das Musikvideo den Anschein macht, als wäre es ein Spin-off von MTVs «Teen Mom». Während eines LMFAO-Musikvideos erwähnen die beiden sogar zur Zeit strauchelnde Weltwirtschaft, nachdem sie Zeugen werden, wie literweise Champagner versprüht wird. Kommentare zu einigen MTV-Serien gibt es auch, und besonders hier zeigt sich, dass der hauseigene Sender am besten für Kritik geeignet ist. Man muss es Mike Judge schon anerkennen, dass die Kritik seiner beiden Geistesprodukte an ihrem Sender so problemlos vorbeikommt und ausgestrahlt wird. Normalerweise würde das nur bei Late-Night-Shows der Fall sein, weshalb man auch nicht darüber hinwegkommt zu erwähnen, dass «Beavis and Butt-Head» wie die animierte, fiktionale Version einer Network-Late-Night-Talkshow ist. Am einen Ende des Spektrums bekommen die Zuschauer vier bis fünf Tage der Woche das Beste des Tages in Entertainment, News und Politik humorvoll auf dem Silbertablett serviert (und ersetzen praktisch die Pflicht, täglich Nachrichten schauen und Zeitung lesen zu müssen), während auf der anderen Seite mit «Beavis and Butt-Head» die Zuschauer in Form einer Parodie das geliefert bekommen, was sie sonst im Fernsehen verpassen, vermissen, oder gar nicht erst akzeptieren, weil es für anspruchsvolle Leute einfach zu dummes Fernsehen ist.
Dass dabei auch die Kurzgeschichten einige Parodien heutiger Popkulturelemente liefern und dabei tatsächlich lustig sind, ist nur ein willkommenes Bonusgeschenk für die Zuschauer. Es ist dabei nur eine Frage der Zeit, bis Beavis und Butt-Head mit einer zufälligen Parodie den Nagel auf den Kopf treffen und zeigen, was aus Reality-TV wirklich geworden ist. Und hier hört es nicht einmal auf: Popkultur ist breitflächig definierbar, von Musik über gewisse Promis zu TV-Serien und Filmen ist alles in der Lage, von den beiden elternlosen Intelligenzhassern kritisiert zu werden. Hier liegt auch der Spaß in der «Beavis and Butt-Head»-Neuauflage. Man weiß nie, was als nächstes aufs Korn genommen wird und wann MTV seinen Humor verliert und anfängt seine eigenen Karikaturen zu kritisieren. Dass es dazu kommen wird, scheint unwahrscheinlich, aber in der heutigen Welt des Fernsehens ist nichts mehr unmöglich. Und vielleicht gibt es ja in vier Jahren einen weiteren Kinofilm, der wieder einmal zeigt, dass handgezeichnet doch besser ist.