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«Ringer» startete mit Bridget (Gellar) und ihrer Flucht vor dem FBI und der Mafia zu ihrer Zwillingsschwester Siobhan (Gellar). Diese stirbt anscheinend auf offener See, weshalb Bridget entscheidet die Identität ihrer Schwester anzunehmen. In ihrer Gedankenwelt scheint es logisch sein, vor ihrem alten problembeladenen und durchaus bald tödlichen Leben wegzulaufen, um eine neue große Lüge in New York zu leben. Dass sowohl das FBI in Form von Agent Machado (Nestor Carbonell) und die Mafia in Form von Macawi (Zahn McClarnon) nun nach Bridget suchen, ist Teil des Thrillerplots der Serie. Dass sich die Autoren aber lieber auf eine geheime Beziehung, Liebesgeschichten, und eine drogenkonsumierende Stieftochtergöre fokussieren, und damit «Ringe» zu einer waschechten Daily Soap im Wochenformat verwandeln, zeigt nur die Uneinsichtigkeit der Autoren und die Tatsache, dass sie ihre Charaktere stumpf von Punkt A nach Punkt B, und von dort nach C bringen, ohne vorher über den Rest des Alphabets nachzudenken.
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Doch irgendwann sollten auch die Autoren realisiert haben, dass es in der aktuellen Form nicht weitergehen kann. In inzwischen jeder Episode wird ein Twist ins Drehbuch geworfen, welcher die Story in eine völlig neue Richtung lenken könnte, doch eine halbe Episode später ziehen die Schreiber den Schwanz ein, und der Twist verwandelt sich in heiße Luft, der bei einigen Logik suchenden Zuschauern Ärger kreieren könnte. In der Serie wird hin und wieder mit Mord und Totschlag als Storyelement gespielt, doch Auswirkungen für die Charaktere gibt es keine. Stattdessen wird die Story nach 30 Minuten einfach abgeschrieben und vergessen. Selbiges gilt für die Entscheidungen einiger Charaktere. Allein schon Bridgets Erklärung, warum sie Siobhans Identität angenommen hat, wird jedes Mal gewissermaßen mit „Weil die Mafia mich tot sehen will“ beantwortet, ohne sie wirklich die Konsequenzen ihrer Tat begreifen zu lassen. Auch Macawi als schweigender Antagonist und FBI-Agent Machado scheinen nicht die hellsten Köpfe zu sein, wenn es darum geht Bridget zu finden.
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Nach einer kurzen Weile fragt man sich wirklich, warum Bridget die Identität ihrer Schwester angenommen hat. Auf dem Papier scheint es logisch zu klingen, dass sie die Flucht vor der Mafia ergreift, aber im Film ist der Erklärungsbedarf weitaus höher, und die Autoren können nicht einfach mit den Erklärungen mitten in der ersten Episode aufhören. In der zweiten Folge ist Bridget hin- und hergerissen von ihrer Entscheidung und entschließt sich am Ende doch bei Andrew (Ioan Gruffudd) und seiner Tochter Juliet (Zoey Deutch) zu bleiben, weil sie ihre Hilfe benötigen. Nach sechs Episoden ist Bridget sogar versessen darin, ihr Spiel weiter aufrecht zu erhalten, weil sie sich in einen Jack-Shepard-Charakter («Lost») verwandelte und die Lebensruine, die Siobhan mit ihrem anscheinenden Selbstmord hinterlassen hat, reparieren will. Gründe für diese Entscheidungen gibt es keine. Die Zuschauer müssen einfach so akzeptieren, dass Bridget sich im Haus der Lügen und Gefahr, ständig aufzufliegen, mehr wohlfühlt als mit der Mafia in ihrem Nacken. Logisch ist das Ganze nämlich überhaupt nicht.
Auch nach den Auflösungen der „alles entscheidenden“ Twists zerbricht die Logik vollkommen. Allein schon der Episodencliffhanger, in welchem suggeriert wird, dass Henry (Kristoffer Polaha) seine Frau Gemma (Tara Summers) tötete, widerspricht allem, was in der darauffolgenden Episode zu sehen und zu hören war: Henry konfrontiert Bridget/Siobhan, da er glaubt sie hätte etwas mit Gemmas Verschwinden zu tun, und plötzlich befinden sich beide in einem Netz aus Geheimnissen und Lügen, in welchem bald auch die Polizei involviert ist. Dabei wäre es für alle Beteiligten einfacher gewesen, wenn Henry seine Frau als vermisst gemeldet hätte, bevor er sein Apartment von dem Blut reinigte. Nach Logik wird wieder einmal vergebens gesucht.
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Und dann ist da noch Siobhan, die aus unersichtlichen Gründen ihren Tod vortäuschte, Bridget im Grab haben will, in Paris ihren großen wohldurchdachten Plan durchzieht, aber dann doch mittendrin in eine Gefühlswelt verfrachtet wird, die sie gedanklich wieder zurück nach New York bringt. Dass ihre Schwangerschaft in nur einer Minute abgehandelt wird, scheint ein offenes Logikproblem zu sein. Siobhans Story ist offensichtlich der Thriller- und Mysterypart von «Ringer», und doch wurde dieser nicht von den Soapelementen befreit. Das ganze Geschehen (wenn Siobhan denn zu sehen ist) passt einfach nicht ins große Gefüge und zögert die Antworten auf viele Fragen einfach nur hinaus. Die Autoren wollen ihr Pulver nicht so früh in der Serie verschießen, was die Frage aufwirft, wofür sie überhaupt die Drehbücher schreiben.