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Nur eine Staffel mit zehn Episoden besitzt die TV-Serie «Game of Thrones» bisher. Und doch hat sie sich in kürzester Zeit zu einem Kritikerliebling und zu einem „must-see“ entwickelt – zu einer Serie also, die man gesehen haben muss, wenn man mitreden will. Ungewöhnlich ist trotzdem, dass selbst renommierte Preisverleihungen in den USA bei zahlreichen starken Neustarts in diesem Jahr gerade eine Fantasyserie (und damit ein sonst eher wenig geschätztes Genre) auszeichneten: Peter Dinklage gewann mit der ersten Staffel von «Game of Thrones» den Emmy für die beste Nebenrolle in einer Dramaserie, außerdem wurde sie für das beste „Main Title Design“ ausgezeichnet. Nominiert war sie zudem in der Kategorie „Beste Drama-Serie“, verlor dort aber gegen den mehrjährigen Gewinner «Mad Men».
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Ursprünglich basiert das TV-Drama auf dem Fantasy-Epos „A Song of Ice and Fire“ (auf dt. „Ein Lied von Eis und Feuer“) von Autor George R. R. Martin, das seit 1996 erscheint und aktuell fünf Bücher beinhaltet. Zwei weitere sollen die Geschichte abschließen. Der erste dieser Bände heißt „A Game of Thrones“ und liefert die direkte Buchvorlage für die Fernsehserie, welche ihrerseits im April 2011 beim Bezahlfernsehsender HBO in den USA ihre Premiere feierte. Einer der kreativen Köpfe hinter «Game of Thrones» ist David Benioff, der als Hollywood-Drehbuchautor Filmerfolge wie «Troja» (2004), «X-Men Origins: Wolverine» (2009) und zuletzt das Kriegsdrama «Brothers» (2009) geschrieben hat. Zweiter Serienschöpfer ist der unbekanntere D. B. Weiss; er hat 2003 seinen ersten Roman namens „Lucky Wonder Boy“ veröffentlicht und schrieb anschließend Drehbücher, unter anderem für den sich in der „Development Hell“ befindlichen «Halo»-Film. Benioff und Weiss zeichnen für einen Großteil der Episodenskripte verantwortlich, aber auch George R. R. Martin selbst steuerte das Drehbuch zu einer der zehn Folgen bei. Für die zweite, im kommenden Jahr startende Staffel konnte er ebenfalls gewonnen werden.
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Als beliebte Newcomerin konnte sich Emilia Clarke feiern lassen, welche die Schwester des Exilprinzen Viserys Targaryen spielt und durch ihre Zwangsheirat mit einem Kriegsführer eine wichtige Rolle in der ersten Staffel beansprucht. Ihr frisches und unvoreingenommenes Schauspiel brachte Clarke Preise als beste weibliche Darstellerin bei den «Entertainment Weekly Awards» sowie als „Breakout Performance – Female“ bei den «Scream Awards» ein. Zuvor hatte es Clarke überhaupt nur auf zwei Fernsehrollen in ihrem Leben gebracht – und ist nur durch Glück an ihre Rolle in «Game of Thrones» gekommen, da «Tudors»-Darstellerin Tamzin Merchant den Dreh abgesagt hatte.
Trotz des zahlreichen Kritikerlobs war das Fantasy-Drama «Game of Thrones» – wie viele Qualitätsserien – zu Beginn kein allzu großer Zuschauererfolg: Die erste Episode verfolgten 2,2 Millionen HBO-Freunde und damit deutlich weniger als der zweite große HBO-Neustart des vergangenen Fernsehjahres «Boardwalk Empire», der fast fünf Millionen Zuschauer anlockte. Da sich Qualität aber dennoch auszahlt, blieben die Einschaltquoten größtenteils konstant und stiegen gegen Ende an. Das Staffelfinale sahen schließlich 3,04 Millionen Zuschauer, womit die Serie erstmals überhaupt eine Reichweite von mehr als drei Millionen bei einer Erstausstrahlung verbuchen konnte. Zu vergleichen ist die Quotenentwicklung von «Game of Thrones» mit jener von «True Blood», das zunächst ebenfalls nur wenige US-Bürger begeistern konnte, aber mittlerweile zum größten HBO-Erfolg seit den «Sporanos» avanciert ist. Dass es auch ganz anders laufen kann, zeigt «Boardwalk Empire»: Es verlor schnell an Reichweite und landete zum Schluss seiner ersten Season bei 3,29 Millionen Zuschauern.
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«Game of Thrones» sieht also aus Quoten- und Kritikersicht einer positiven Zukunft entgegen. Ein halbes Jahr nach dem US-Start können auch deutsche Serienfreunde in die Welt von Westeros eintauchen und ein Fantasy-Drama erleben, das inhaltlich durch perfekt von der Romanvorlage adaptierte Drehbücher, schauspielerische Höchstleistungen und produktionstechnisch nahezu durch Hollywood-Standards besticht, die in der TV-Welt ihresgleichen suchen. Das lang geplante Serienprojekt «Game of Thrones» ist auch aufgrund seiner Bildgewalt eine der imposantesten Fantasy-Verfilmungen aller Zeiten. Wer sich auf das komplexe Epos einlassen möchte, bekommt ab diesem Mittwoch die deutsche Erstausstrahlung bei TNT Serie zu sehen. Wiederholt wird jede Folge mehrmals am Wochenende.
Wie relevant die Serie mittlerweile ist, zeigt auch ein Blick auf „Google Insights for Search“, das die Anzahl von Suchanfragen für bestimme Zeiträume vergleichen kann:
So kam «Boardwalk Empire» (rot) zum Start im September 2010 auf deutlich weniger Interesse bei der Suchmaschine als «Game of Thrones» (blau), das zum Staffelstart im April viele Google-Anfragen hatte, dessen Interesse bis Juni aber noch massiv wuchs. Sogar so stark, dass es ähnlich beliebt war wie der große HBO-Hit «True Blood». Es ist davon auszugehen, dass die zweite «Game of Thrones»-Staffel in den USA neue eigene Zuschauerrekorde aufstellt und zum zweiten großen Quotenrenner neben der Vampir-Serie wird.
Diese Fantasy-Serie hat es innerhalb kurzer Zeit geschafft, vom vermeintlichen Story-Desaster zum Kultprogramm zu werden. Kritiker lieben das Format, Promis reden bei twitter und facebook darüber – und selbst die Simpsons würdigen es im höchsten nur erdenklichen Maße: mit einem umgestalteten Intro, das jenem von «Game of Thrones» nachempfunden ist. Und das wie das Original aufzeigt, was man von dieser Fantasy-Serie erwarten kann: einzutauchen in eine riesige Welt, die voller Geheimnisse ist.
Das Original-Intro: