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In Unterföhring dürfte man angesichts dieser Kampfprogrammierung erst einmal ziemlich verärgert sein. Doch dazu gibt es keinen Grund: Denn RTL, immerhin Marktführer in den relevanten Zielgruppen und Schwergewicht im Bereich Castingshows, nimmt die Konkurrenz aus München anscheinend ernst. So ernst, dass man mit «Das Supertalent» sein schwerstes Geschütz auffährt, um dem Mitbewerber den Start zu vermasseln.
Es ist wie ein Ritterschlag: In Köln hat man die Angst, dass «The Voice» zu stark wird. Dass sich eine Marke bildet, die noch in Jahren erfolgreich ist. RTL weiß, welche Gefahr von dem Format für das eigene Programm ausgeht. Deswegen die ungewöhnliche Kampfprogrammierung. Ungewöhnlich vor allem für die ProSiebenSat.1-Gruppe. Scherte sich der Kölner Sender in der Vergangenheit doch relativ wenig um die Münchner Konkurrenz. Aber welches Programm hätte RTL auch schon ernsthaft gefährlich werden können? «Germany’s Next Topmodel» jedenfalls schon lange nicht mehr und auch Showneustarts wie «Die perfekte Minute» und Co. wurden in Köln kaum beachtet. «The Voice» ist das nächste große Ding für Andreas Bartl & Co – das ist nun sicher.
Offiziell gibt man sich in Unterföhring gelassen und betont, man wolle am «The Voice»-Start zum genannten Datum festhalten. Hinter den Kulissen dürfte es trotzdem mächtig brodeln. Eben weil die Show so wichtig für die Sendergruppe ist.
Wenn ProSieben nicht doch noch einknickt und den Staffelstart verschiebt – was nahezu auszuschließen ist – können bald die Zuschauer entscheiden, was sie sehen wollen. «Das Supertalent» oder doch «The Voice of Germany» - am 24. November um 20.15 Uhr. Einen Tag später wird sich dann zeigen, welche Sendung aus dem Castingshow-Duell als Sieger hervorgegangen ist. Die Zuschauerzahlen werden eine eindeutige Antwort liefern, entweder zu Gunsten von RTL oder ProSieben, wenngleich das Ergebnis vielleicht vorher schon feststeht.
Eins jedoch ist auch klar: Sollte RTL mit seiner Strategie Erfolg haben und «The Voice» viele Zuschauer klauen, dürfte es in den Wochen danach schwierig werden für das Format rund um die Juroren Nena und Xavier Naidoo. Denn wenn eine Showreihe erst einmal gestartet ist, ist es umso schwieriger, neue Zuschauer zum Einschalten zu bewegen. Aber: Sollte «The Voice» selbst gegen Dieter Bohlen bestehen, dann gleicht dies einem endgültigen Ritterschlag.