Die Kritiker

«Stromberg» (5x01/02)

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Story


Kaum zurück aus Finsdorf, läuft es bei Bernd Stromberg spitze: Der ungeliebte Herr Becker kämpft mit privaten Problemen und greift selbst im Büro zum Alkohol, was seinem Stellvertreter Stromberg gerade recht kommt, um kräftig an seinem Stuhl zu sägen. Das gelingt auch, als Herr Becker einmal mehr fehlt und Stromberg das der oberen Management-Etage brühwarm unter die Nase reiben kann. Wegen dem Burn-Out-Syndrom, auf das der Vorgesetzte Herr Nübel sehr schnell reagiert, wird Herr Becker beurlaubt. Als kommissarischer Leiter der Schadensregulierung der Capitol Versicherung übernimmt Bernd Stromberg auch das großräumigere Büro von Herrn Becker und ist endlich sein eigener Chef. Zwar kann er sich das nach seinen Wünschen einrichten und hat mit der Sekretärin im Vorzimmer sogar einen eigenen „Room-Service“, doch immer mehr verliert er den Kontakt zu „Basis“, den Mitarbeitern der Schadensregulierung. Schon bald muss Stromberg – auch auf Druck von oben – einen Stellvertreter für die Abteilung eine Etage tiefer finden.

Doch das fällt bei seiner Truppe alles andere als leicht. Strombergs „Techtelmechtel“ mit Jennifer kocht gerade nur auf Sparflamme und sie ist von der vorgeschlagenen Beförderung zur stellvertretenden Leiterin der Schadensregulierung wenig begeistert. Doch das ist nicht das einzige Problem von Bernd Stromberg. Er muss auch nach einem neuen Azubi suchen und entscheidet sich zunächst für einen jungen Moslem, der allerdings durch seinen Glauben für Unruhe in der Abteilung sorgt – vor allem weil sich Ernie mittlerweile stark in einer katholischen Kirchengemeinde engagiert. Auch bei Tanja, die am Ende der vierten Staffel ihren Chefposten verloren hat, und ihrem Mann Ulf geht es inzwischen weniger um ihr berufliches Engagement, als um das eine Thema: Nachwuchs. Zwischen den beiden kriselt es, denn mit einem Baby will es nicht so recht klappen. Wieder einmal mischt sich Bernd Stromberg auch in diese Angelegenheit ein und seine Witze machen die Runde.

Darsteller


Christoph Maria Herbst («Kreutzer kommt») ist Bernd Stromberg
Bjarne Mädel («Der kleine Mann», «Mord mit Aussicht») ist Berthold Heisterkamp
Oliver Wnuk («U-900», «Soloalbum») ist Ulf Steinke
Diana Staehly («Stellungswechsel») ist Tanja Seifert
Milena Dreißig («Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen») ist Jennifer Schirrmann
Lars Gärtner («Der Lehrer») ist Timo Becker
Laurens Walter («Parkour») ist Lars Lehnhoff

Kritik


Wieder einmal rund zwei Jahre hat es gedauert, ehe die Geschichten rund um Bernd Stromberg in der Capitol Versicherung weitererzählt werden können. Während die Darsteller in dieser Zeitspanne noch Zeit für andere Projekte hatten, denen sie nachgehen konnten und so etwas Abstand von ihren Figuren erhielten, was bei einer solchen Serien-Produktion nicht ganz schlecht ist, konnte Autor und Produzent Ralf Husmann seiner Kreativität freien Lauf lassen. Entstanden ist ein Drehbuch, das nicht nur Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst überzeugte, sondern auch in den ersten beiden Folgen für gute Lacher sorgt. Denn schließlich will «Stromberg» immer noch eine Comedy-Serie sein. Im Frühjahr 2011 ging es dann endlich los mit den Dreharbeiten zur mittlerweile fünften Staffel. Das Produktionsunternehmen Brainpool stellte diesmal gleich zehn neue Folgen her, auf die die Fans wieder einmal lange warten mussten.

Doch selbstredend hat sich das Warten auf neue «Stromberg»-Folgen wieder einmal gelohnt. Schon in den ersten beiden Folgen merkt man, dass sich der etwas längere Reifeprozess des Drehbuchs und dessen Umsetzung durch Regisseur Arne Feldhusen doch ausgezahlt haben. «Stromberg» behält so sein hohes Qualitätslevel und knüpft nahtlos an starke Episoden an. Auch wenn die vierte Staffel mit mehr dramatischen Elementen aufwartete und daher stellenweise nicht ganz dem entsprach, was man bis zur dritten Staffel gewohnt war, ist Bernd Stromberg nach seiner Rückkehr in die Zentrale der Capitol Versicherung wieder ganz der Alte und steigt mit etwas Glück sogar die Karriereleiter hinauf. Das ist in der Tat spannend zu beobachten, denn bisher konnte der Zuschauer nur beobachten wie sich Stromberg es mit den Vorgesetzten, selbst denen, die ihm freundlich gestimmt waren, verscherzte und für seine Untergebenen ein fieser Chef war. Fies bleibt er auch weiterhin zu seinen Mitarbeitern, obwohl er laut eigenem Bekunden doch immer nur das Beste für sie will und sich für seine Abteilung einsetzt, dabei aber stets eigene Ziele verfolgt. Schon zu Beginn der vierten Staffel wäre Bernd Stromberg fast der erste große Karriereschritt gelungen, doch das ging nach hinten los: Er wurde nach Finsdorf versetzt.

Nach seiner Rückkehr wird Bernd Stromberg zumindest vorübergehend alleiniger Leiter der Schadensregulierung der Capitol Versicherung und freut sich erstmal wie Bolle über seine Beförderung. Dabei behält er seine typische „strombergische“ Art drauf, die bei den Kollegen im oberen Management sehr gut ankommt, denn da laufen eben noch mehr „Strombergs“ herum. Bernd Stromberg scheint also endlich in einer Welt angekommen zu sein, in der Seinesgleiche sitzen. Da hackt man sich natürlich gegenseitig nicht die Augen aus, solange es frische Frikadellen und andere Verköstigungen gibt, auch wenn Stromberg die seiner Abteilung aus dem Kühlschrank klauen muss. Er bleibt eben der Alte. Denn der Einstieg in die neue Staffel gelingt auch nach zwei Jahren reibungslos, weil es in der Tat nicht viel Neues in der der Capitol-Abteilung gibt, die weiterhin im Dokumentar-Stil abgefilmt wird. Zumindest die Hauptcharaktere bleiben sich weitgehend selbst treu. Neben Bernd Stromberg, der erneut von Christoph Maria Herbst hervorragend verkörpert wird, sind das Tanja und Ulf Steinke (Oliver Wnuk und Diana Staehly), die sich mit einer neuen familiären Phase auseinandersetzen müssen. Nach der Heirat in der vergangenen Staffel ist das Kinderkriegen für das Paar in den Fokus gerückt. Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Bjarne Mädel) bleibt der „Depp“ in der Abteilung und wird gleich zu Beginn der Staffel von Ulf mit Spielzeugpistolen beschossen, ehe er später wieder in gewohnter Manier ausrastet und sich beschwert. Einziger Unterschied: Der Lebenskrise und den Depressionen der vierten Staffel sind neue Lebensenergien aus dem christlichen Glauben gewichen, die „Ernie“ mit allen Mitteln verteidigt. Eine Veränderung ist auch bei Lars Lehnhoff (Laurens Walter) zu beobachten, dem in den vergangenen Staffel streberhaften Vorzeigemitarbeiter, der sich bei Stromberg noch für den Stellvertreter-Posten bewirbt, dann aber die Büropflichten vernachlässigt und zu Scherzen über Ulf und Tanja ausholt.

Die Charakterentwicklung ist in den ersten beiden neuen Folge der fünften «Stromberg»-Staffel also weiterhin stimmig. Die Sprüche von Bernd Stromberg sind die Highlights der beiden Episoden, die durch viel Wortwitz überzeugen können. Autor Ralf Husmann hat hier die richtige Mischung gefunden, die die legendären «Stromberg»-Zitate wieder aufleben lässt. Thematisch ist die neue Staffel zudem auch nah am Zeitgeschehen dran und bringt mit dem muslimischen Azubi gleich eine kleine Religion- und Vorurteils-Debatte ins Rollen, die selbst Thilo Sarrazin nicht besser hätte beginnen können. Mit dem Thema „Burn-Out“ bedient man zudem ein weiteres aktuelles Thema, das in den Medien fokussiert wird. In all diese wichtigen Themen werden die komödiantischen Elemente der Welt von Bernd Stromberg gepflanzt. Zuweilen wird es auch zu Beginn der fünften Staffel melodramatisch, manchmal tun einem die Charaktere auch einfach leid. An anderer Stelle kann man herzhaft lachen. Dank der schauspielerischen Qualitäten der Protagonisten wird auch das alles wunderbar in Szene gesetzt, so dass «Stromberg» neben der positiven technischen Seite durch den getarnten Dokumentationsstil auch auf inhaltlicher Ebene zu brillieren weiß. Die hohe Qualität der Produktion selbst in der fünften Runde wird unter Beweis gestellt, auch wenn man nach Ansicht der ersten beiden Episoden noch nicht bestätigen kann, dass es definitiv die „beste Staffel“ ist.

ProSieben zeigt «Stromberg» ab dem 08. November 2011 jeweils dienstags um 22.10 Uhr.

Mehr zum Thema... Der kleine Mann Stromberg U-900
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