
In den ersten Wochen konnten findige Besucher der Homepage lediglich eine einzige Information darüber finden, wer wirklich hinter den offensichtlich gefälschten Werbespots steckt: Nur im Impressum, klein am Ende der Seite als Link versteckt, wird die ProSiebenSat.1 Media AG als haftendes Unternehmen bei den Datenschutzbestimmungen genannt. Als Kontaktadresse selbst fungiert die ITM Research GmbH, ein Pforzheimer IT-Unternehmen, das unter anderem Websites für Kunden erstellt.
Dass es diesen Doktor nicht gibt und ProSieben eine virale Medienkampagne veranstaltet, war früh offensichtlich. Werbung im Dienst des Senders also – aber für welche Sendung? Da Unterföhring im Grunde nur eine eigenproduzierte Serie im Programm hat, die dem Wahnsinn dieses Sexualspezialisten angemessen wäre, konnte vermutet werden, dass die Kampagne ein Fingerzeig für die neue Staffel von «Stromberg» ist. Zuletzt wurde dies offiziell bestätigt: Mittlerweile findet sich auf Bergs Website ein Werbebanner der fiktiven „Capitol Versicherung“ von Bernd Stromberg, die eine neue Penisbruch-Versicherung anbietet.
Offensichtlich wird der Zusammenhang ebenfalls mit der vierten sogenannten „Sextion“, einer Video-Therapie des Doktors auf seiner Internetseite. Der Ende Oktober veröffentlichte Clip mit dem Titel „Befriedigung der Frau“ zeigt den telefonischen Anruf einer aufgebrachten Frau in Doktor Bergs Sprechstunde, die sich über die unzulänglichen sexuellen Fähigkeiten eines Chefs der Capitol-Schadensregulierung aufregt und mit folgenden Worten schließt: „Nie wieder was mit einem Typen von einer Versicherung! Nie wieder!“ Im fünften Video, das die Überschrift „Chef im Bett“ trägt, bequemt sich dann Papa Bernd höchstpersönlich zu einem Anruf bei Berg, um zu einer verbalen Retourkutsche gegen die Anruferin des vorherigen Videos auszuholen. Er selbst entlarvt diese als Frau Klausen, die in der vierten Episode der zweiten Staffel („Badminton“) anscheinend einen One-Night-Stand mit Stromberg hatte. Natürlich bestreitet der selbstherrliche Chef am Telefon nun seine sexuellen Unzulänglichkeiten: „Ich stand doch unter starken Medikamenten. Wegen so einer Blasensache.“

Zu der gelungenen, sehr amüsanten und ausgeklügelten Kampagne kann ProSieben nur beglückwünscht werden: Wäre Werbung für neue Sendungen des Öfteren so kreativ wie diese, würde das Fernsehen ein wenig mehr Spaß machen. Freilich ist die Idee einer viralen Kampagne für neue «Stromberg»-Folgen nicht neu: Schon 2009 versuchte man sich mit der Website finsdorf.de und entsprechenden, eher langweiligen, Trailern im Programm an einer solchen Idee, die damals allerdings wenig Aufsehen erregte. Mit „Dokthar Berg hilft“ hat es ProSieben diesmal verrückter und provozierender gemacht – eben ganz einem Bernd Stromberg angemessen.